3. Zeitgeschehen

Samstag, 16. August 2014

Mit großer Bestürzung

und in tiefer Trauer muss ich eines Menschen gedenken, der mir - persönlich unbekannterweise - in seinen Ansichten und Aussagen stets sehr nahe gewesen ist:

PETER SCHOLL-LATOUR.

Er war einer der ganz großen Kenner der Geschehnisse dieser Welt. Weit entfernt von ideologischer Blauäugigkeit beschrieb er die Irrungen und Wirrungen in weitblickender Schärfe.

Ich habe oftmals mit einem nahestehenden Menschen gern ein ›Spiel‹ gemacht, indem ich mir die in Interviews mit Scholl-Latour gestellten Fragen selbst stellen ließ und sie aus meiner Sicht beantwortete, um dann anschließend Übereinstimmungen und Unterschiede auszumachen. Der große Kenner der Welt und ich lagen dabei stets sehr nahe (85 bis 90 Prozent) beieinander - obwohl es bei ihm mehr Wissen und Erfahrung, bei mir mehr Annahme und Schlussfolgerung war.

Lieber Peter Scholl-Latour, möge Ihnen das Beste beschieden sein. Dies wünsche ich mir als einstiger Soldat für den einstigen Soldaten, als unabhängiger Denker für den unabhängigen Denker, als namenloser Bewunderer für sein großes Vorbild. Halten Sie dort, wo Sie sind einen kleinen, in Ihrem Schatten liegenden Platz für mich frei. Danke.

R.I.P.

Dienstag, 18. Februar 2014

Ein ganz normaler Morgen

Es geschah an einem ganz normalen Morgen im Norden des westafrikanischen Staates Mali. Mehrere Pickups mit aufmontierten Maschinengewehren fuhren auf dem Dorfplatz vor. Deren Besatzungen, bewaffnete Männer mit rot gefärbten Bärten, trieben die wehrlosen Dorfbewohner aus ihren armseligen Hütten. Die Eindringlinge, Angehörige der Terrororganisation Ansar Dine, hielten ein Strafgericht gemäß der Scharia ab. Von arabischstämmigen Einwohnern denunziert, wurde eine Frau wegen angeblichen Ehebruchs ausgepeitscht und einem Mann als angeblichen Dieb die rechte Hand amputiert. Ob die Anschuldigungen gerechtfertigt oder schlicht erlogen waren, wussten wohl nur die Angeklagten. Es interessierte ohnehin nicht. Auch für mich ist in diesem Zusammenhang Schuld oder Unschuld unerheblich. Weil barbarische Strafen nicht gerecht sind. Gegenüber niemandem.

Nun stellen wir uns vor, rotbärtige Bewaffnete dringen in unser Dorf oder Viertel ein, treiben uns wie Vieh zusammen und begehen gegen einige von uns üble Gewalttaten. Mancher Leser wird jetzt eine Sekunde lang denken, dass er sich natürlich mannhaft wehren würde. Wirklich? Eher nicht. Weit weg von der Gefahr kann jeder Mensch tapfer sein, im Angesicht wirklicher Not schrumpft die Zahl derer, die sich nicht einschüchtern lassen, stets auf ein Minimum zusammen. Hier wie dort.

Die Republik Mali ist eines der ärmsten Länder der Welt, kaum in der Lage zur eigenständigen Lösung der vielschichtigen Probleme, deren größte der Terrorismus und die wirtschaftliche Ausbeutung sind. Zu Armut und Elend kam die Angst hinzu. Fremde brachten den Krieg über sie. Denn die wenigsten Kämpfer von Ansar Dine oder Al-Qaida im Maghreb sind schwarz. Sie kommen aus Algerien, Mauretanien, Libyen, Saudi-Arabien, den Golfstaaten. So auch an dieser Stelle ein Wort zum Rassismus: Für viele arabische Muslime sind Schwarzafrikaner, selbst wenn sie Muslime sind, minderwertig und werden entsprechend behandelt.

Während also Fremde den Krieg nach Mali trugen, waren es auch Fremde, die ihn zu beenden suchten. Doch was hat nun Europas schlagkräftigste Armee, die französische, und die erfahrenen Wüstenkämpfer aus dem Tschad eigentlich bewogen, sich den Terroristen im Norden Malis entgegenzustellen?

»Frankreich hat Atomkraftwerke und Mali verfügt über Uran«, schreien sofort die dem Pazifismus verbundenen linken und sonstigen Ideologen. Richtig, aber der Tschad hat keine. Auch nicht die Länder der westafrikanischen Wirtschaftsunion, die Truppen nach Mali entsendeten. Gerade letztere Länder befürchteten vielmehr ein Übergreifen des nordmalischen Terrorismus auf ihre eigenen Staaten. Überdies sei hinsichtlich des so genannten »Wirtschaftskrieges«, den man oberlehrerhaft den Franzosen unterstellt, angemerkt, dass auch deutsche Spekulanten an den Rohstoffbörsen vom Uranabbau und -handel profitieren.

Aber ein Blick in die Geschichte: Schon Ende des 19./Anfang des 20. Jahrhunderts kursierten in Europa Karikaturen der einzelnen Kolonialmächte mit den jeweils bezeichnenden Eigenschaften. Die Franzosen fraternisierten, die Briten machten Geschäfte, die Deutschen ließen ihre neuen Untertanen exerzieren. Diese Eigenarten gelten auch heute noch. Frankreich sieht sich innerhalb der Frankophonie weiterhin in der Pflicht, die Briten machen noch immer Geschäfte und von den Deutschen bekommt man nichts ohne gleichzeitig irgendein Regelwerk zu übernehmen.

Die bedrohten und geschundenen Menschen in Mali interessierte dies alles sowieso nicht. Sie waren den Franzosen und Tschadern, der Nigerianern und Senegalesen dankbar, von den brutalen und grobschlächtigen Islamisten befreit zu werden. Nicht mehr ausgepeitscht und verstümmelt zu werden.

Gute Gesetze sind nur wertvoll, wenn sie für alle Menschen gelten. Weltweit. Man kann gute Gesetze auf vielfältige Weise verbreiten. Doch wenn man nicht gleichzeitig bereit ist, die Anwendung der Gesetze überall auf dem Globus zu ermöglichen, verlieren sie ihren Wert und verkommen zu bloßen Lippenbekenntnissen.

Statt einer Episode aus Mali hätte ich ebenso gut eine Geschichte aus der Zentralafrikanischen Republik, aus dem Südsudan oder aus Syrien erzählen können. Denn überall herrscht Krieg. Und in zwei der drei zuletzt genannten Länder sehen sich allein die Franzosen mit allen Konsequenzen in der Pflicht. Man kann Frankreich manches vorwerfen - jedoch nicht den Verrat ihrer Prinzipien Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit. Damals wie heute ist das Land der Revolutionen bereit, den Brüdern auch mit der Waffe in der Hand beizuspringen. Auch ohne Uran.

In Deutschland - so durfte ich erst kürzlich wieder bei Facebook erleben - wird von so manchem Zeitgenossen der Bürgerkrieg in Syrien und die Leiden der Bevölkerung bevorzugt verwendet, um wildfremde Menschen und deren Ansichten zu beschämen. Wer mit der Verteidigung seines persönlichen, ideologischen Fetischs nicht mehr weiterkommt, wirft seinen Gegnern Mitleidlosigkeit gegenüber den Syrern vor.

Wem glaubt man damit zu helfen?

Freitag, 31. Januar 2014

Sicherheitspolitik

Alle Jahre wieder findet die Münchner Sicherheitskonferenz statt. Zum 50. Mal treffen sich in diesem Jahr die Vertreter der westlichen Regierungen, ranghohe Militärs und Manager zu Gesprächen über die weltweite Sicherheitslage. Interessant dürfte hier eher sein, was man ohne Anwesenheit von Kameras und Blitzlichtgewittern zu bereden hat, anstatt das für die Öffentlichkeit bestimmte, übliche Gerede. Bemerkenswert ist indes die Eröffnungsrede von Bundespräsident Joachim Gauck, auf die später kurz eingegangen wird.

Zwei Denkschulen

Um die Sicherheitspolitik und die Möglichkeit von Militäreinsätzen überhaupt verstehen zu können, muss man wissen, dass es international zwei Denkschulen gibt. Eine von ihnen geht davor aus, dass ein Eingreifen in Drittstaaten keinesfalls zu erfolgen hat, da innere Belange eines souveränes Staates allein diesen betreffen und von diesem zu lösen sind. Zur Erinnerung: Kein Staat der Welt mischte sich militärisch in deutsche Belange ein, als Konzentrationslager für unliebsame Inländer errichtet wurden. Für die Vertreter dieser Richtung steht die Souveränität des Nationalstaates im Vordergrund, was immer auch geschehen mag.

Die andere Denkschule rechtfertigt das militärische Eingreifen von Drittstaaten, wenn dadurch eine gefährdete Region stabilisiert wird oder schwersten Menschenrechtsverletzungen, bspw. Genoziden, ein Ende bereitet wird. Und es geht darum, ein Übergreifen eines Krieges auf weitere Staaten im Vorfeld zu verhindern. Kern dieser Denkrichtung ist das Verständnis von Staaten als Bestandteil der Völkergemeinschaft, weswegen auch schlussendlich die Entscheidung über ein militärisches Eingreifen beim Sicherheitsrat der Vereinten Nationen liegt.

Der Bundespräsident

Auch in Deutschland findet man Vertreter beider Denkschulen (und dazwischen Ideologen und Parteigänger - und ganz besonders - viele Uninformierte). Während nun der Bundespräsident und die Bundesverteidigungsministerium ein stärkeres militärisches Engagement unter gewissen Voraussetzungen für sinnvoll erachten und auf Deutschlands internationale Verpflichtungen verweisen, wendet sich der Bundesaußenminister zögerlich dagegen. Letzterer trifft damit den Nerv der Zeit, in der man sich sogar derart entblödet zu behaupten, ohne die Intervention Frankreichs in Mali wäre der Globus sicherer. Was die Malier dazu sagen, wird in den hiesigen Medien leider nicht berichtet.

Die glückselig anmutende Oase Deutschland, als wichtige Industrie- und Exportnation auf den sicheren Handel und den Zugriff auf Rohstoffe besonders angewiesen, macht sich nur wenig Gedanken hinsichtlich der Gewährleistung der notwendigen Voraussetzungen. Man kann der Bevölkerung bestimmte Maßnahmen einfach nicht plausibel erläutern. Weil manche Leute hierzulande sowieso nicht hören wollen, was andere Staaten längst eingesehen haben. Dass wir nämlich in einer gefährlichen Welt mit vielseitigen Bedrohungen leben und in der die Kriegsgefahr regional eher gestiegen als gesunken ist. Joachim Gaucks Vorgänger Horst Köhler trat sogar wegen einer politisch unklugen, aber sachlich richtigen Aussage betreff möglicher Militäreinsätze zurück.

Macht und Wirksamkeit der Medien

Die Mehrheit der Deutschen wünscht sich weniger Auslandseinsätze der deutschen Streitkräfte. Lieber möchte man mit Diplomatie und Geld unterstützen. Nett gedacht, aber nicht immer machbar. Mit wem wollte man in Somalia verhandeln? Wem würde man dort Geld in die Hand geben? Das Land ist völlig zerrissen, in jedem Landesteil herrscht nach Gutdünken eine andere Miliz und die Hauptstadt wird von kenianischen Truppen gehalten, sonst wäre auch sie längst in der Hand einer Soldateska. Ausländer sind dort nicht willkommen, der katholische Bischof von Mogadischu wurde in seiner Kathedrale erschossen usw. Oder wen würde man in Syrien als allgemein von der Mehrheit der Syrer anerkannten Gesprächspartner akzeptieren und wen finanziell unterstützen? In diesen Tagen geht die Syrienkonferenz ergebnislos zu Ende.

Und wer befasst sich überhaupt mit der globalen Sicherheitslage? Die deutschen Medien nur in sehr geringem Maße. Derzeit hat man sich an der Ukraine festgebissen, doch die Situation in Somalia und Mali, in der Zentralafrikanischen Republik und Südsudan sind weitestgehend unbekannt. All das Leid der von den Bürgerkriegen in diesen Ländern geht unter, zwischen Outings von früheren Fußballstars, zwischen Dauerdebatten über die Energiewende, die Klimaerwärmung, das Dschungelcamp, Schuhfarben, die Homo-Ehe und darüber, wer mit wem ins Bett gehen darf und wer besser nicht.

Wer also etwas über Mali wissen möchte, muss ausländische Medien nutzen und sich das Wesentliche herausfiltern. Seltsamerweise bringen dank anderer Berichterstattung bspw. die Franzosen weit mehr Verständnis und Unterstützung für die Einsätze ihrer Präsidialarmee auf, als die Deutschen für ihre Parlamentsarmee - ohne dabei kriegslüstern oder herzlos zu sein, wie man als Befürworter von Militäreinsätzen bis zur Übersättigung zu hören und lesen bekommt. Würde man das Elend in den Bürgerkriegsgebieten häufiger vor Augen gehalten bekommen, was eigentlich zu den Aufgaben der Medien gehört, sähe man manche Dinge gewiss etwas anders.

Man fragt sich nach Sinn und Zweck

Siebzig Prozent der Deutschen, Frau von der Leyen und viele Soldaten sehen die Vereinbarkeit von Familie und Dienst als wichtige Angelegenheit. In anderen Ländern staunt man da nur. Aber nun gut, bei der gegenwärtigen Zusammensetzung unserer Streitkräfte muss das nicht verwundern, und was wir mit der Bundeswehr überhaupt anfangen wollen, weiß auch kaum jemand. Es fehlt nämlich etwas, das weder die Deutschen noch die Verteidigungsministerin zu vermissen scheinen: eine eigene Strategie.

Denn derzeit läuft die deutsche Sicherheitspolitik den Ereignissen hinterher. Ebenso den Akteuren. Die USA oder Frankreich preschen voran, Deutschland läuft ihnen nach. Irgendwie, irgendwo, irgendwann. Eigene geopolitische Ambitionen, geschweige denn Konzepte und Planungen, die über reine Wirtschaftsfragen hinausgehen, gibt es hierzulande nicht. Auch keine genaueren Überlegungen, wie die deutsche Sicherheitspolitik der Zukunft aussehen soll. Zu bequem sind die Deutschen, zu tief verfallen in die Zufriedenheit, sich hinter der historischen Schuld verstecken zu können. Andere sollen es richten. Wir nicht. Wir sind friedfertig.

Unterdessen überrollen der Terrorismus und der Islamismus halb Afrika. Zweifelhafte Wirtschafts- und Handelspartner Deutschlands, wie Saudi-Arabien und Katar, unterstützen den Vormarsch mit Milliarden Dollar aus dem Geschäft mit dem schwarzen Gold. Und die meisten Deutschen jubeln. Denn einen Krieg, den man nicht sehen kann, gibt es auch nicht. So einfach ist das.

Taras Sirko
jenseits des Meeres

Dienstag, 31. Dezember 2013

ZAR - Gewalt ohne Ende

Der Islam ist auf dem Vormarsch. Weltweit. In der Zentralafrikanischen Republik eignete er sich unlängst mit Waffengewalt an, was er durch Wahlen nicht erreichen konnte. Denn dort sind die Muslime in der Minderheit. In der Zentralafrikanischen Republik leben knapp fünf Millionen Menschen. Etwa 50 Prozent sind Christen, jeweils zur Hälfte katholisch und evangelisch. Knapp 15 Prozent, vorrangig im Norden, Nordwesten und Osten lebend, gehören dem sunnitischen Islam an. Die übrigen Einwohner der einstigen französischen Kolonie finden sich in indigenen Glaubensrichtungen oder sind Atheisten.

Die jüngere Geschichte des Landes ist von Rebellionen und Bürgerkriegen geprägt. Auch von religiösen Konflikten zwischen Muslimen und Christen. Ein wichtiger Akteur ist die islamische Séléka-Miliz. Der letzte vom Volk gewählte Präsident, der Christ Francois Bozizé, wurde im März 2013 von dieser Gruppierung gestürzt. Er hatte das Land seit 2005 regiert.

Es war am 24. März 2013, als Séléka-Rebellen den Präsidentenpalast stürmten. Südafrikanische Soldaten verteidigten das Gelände neun Stunden lang unter schweren Verlusten, damit der Präsident entkommen konnte. Bozizé floh über die Demokratische Republik Kongo nach Kamerun. Zu seinem Nachfolger ernannte sich Michel Djotodia, der bisherige Verteidigungsminister und einer der Anführer der Séléka.

Die Kämpfe zwischen der Regierung und islamischen Rebellen begannen Mitte 2006 im Norden des Landes. Etwa eine Million Menschen waren von den Kämpfen betroffen, mehr als 200.000 flohen, darunter beinahe 80.000 ins Ausland. Hinzu kam erschwerend das Übergreifen der Konflikte im Tschad und im Sudan auf die Zentralafrikanische Republik, deren Truppen von der einstigen Schutzmacht Frankreich unterstützt wurden.

Nach Abschluss eines Waffenstillstandes wurden die Séléka-Rebellen an der Regierung beteiligt und besetzten fünf Ministerposten. Offiziell wurde die Miliz im September 2013 von Interimspräsident Djotodia aufgelöst und zum Teil in die regulären Streitkräfte integriert, doch sie führte ihre gewaltsamen Übergriffe gegen die Zivilbevölkerung fort. Ihre Opfer waren bevorzugt Christen. Meist zerstückelte man sie mit Macheten.

Im März 2013 eskalierte die Lage völlig. Die Séléka-Miliz griff erneut zu den Waffen, ihre Minister verließen die Regierung. Die Ortschaften Bouka und Batangafo im Norden wurden eingenommen, einige Tage später die nur 70 Kilometer von der Hauptstadt Bangui entfernte Stadt Damara. Zwei Tage danach fiel auch Bangui selbst und Rebellenführer Djotodia übernahm die Macht.

Seither ist jede staatliche Ordnung zusammengebrochen. Etwa 650 französische Soldaten sichern bis heute den Flughafen der Hauptstadt und die diplomatischen Einrichtungen, weiterhin befinden sich rund 2.500 Mann umfassende Truppen der Mission der Afrikanischen Union, MISCA, in der Zentralafrikanischen Republik. Diese kommen aus dem Tschad, aus Kamerun, Kongo und Gabun und sind über das ganze Land verteilt.

Immer wieder kommt es zu Übergriffen auf Zivilisten durch Séléka, hauptsächlich gegen die christliche Bevölkerungshälfte gerichtet. Zur Gegenwehr gründeten die Christen ihrerseits Milizen, so dass es nach einer langen Zeit des Erduldens nun auch zu Attacken auf die muslimische Bevölkerung kam.

Wie viele andere afrikanischen Staaten ist auch die Zentralafrikanische Republik nicht in der Lage zur eigenständigen Durchsetzung der Ordnung und zum Schutz der Zivilbevölkerung. Ein durch Putsch an die Macht gelangter Übergangspräsident wirkt sich verschärfend aus, da er nur von einer Minderheit anerkannt wird. Die Situation erfuhr Anfang Dezember 2013 einen erneuten Eskalationsschub. Bei Gefechten in der Hauptstadt Bangui verloren bis zu einhundert Menschen ihr Leben.

Am 5. Dezember genehmigte daher der UN-Sicherheitsrat einstimmig die Ausweitung des französischen Militäreinsatzes in der Zentralafrikanischen Republik. Präsident Hollande will unverzüglich bis zu 1.200 Soldaten nach Zentralafrika entsenden. Auch die MISCA plant eine Aufstockung ihrer Truppen.

Frankreichs Engagement ist nicht ganz uneigennützig. Zunehmend verliert das Land in seinen früheren Kolonien an Einfluss, den die aufstrebende Wirtschaftsmacht China erkauft. Einsätze zur Beruhigung und Stabilisierung können die Beliebtheit fördern, wie es in Mali der Fall ist. Dennoch bringt der Einsatz Probleme mit sich. Immerhin gilt es vorerst einem illegitimen Machthaber beizustehen, dessen Miliz seinen Vorgänger aus dem Amt - und aus dem Land - gejagt hat.

Die Zustände in der Zentralafrikanischen Republik zeigen auch erneut ein weiteres Konfliktfeld auf: die Bedrohung christlicher Bevölkerungsteile durch Muslime. Wie in Nigeria oder im nunmehr gespaltenen Sudan. Doch anders als in Nigeria haben die Christen in der Zentralafrikanischen Republik längst aufgehört, auf das wirksame Eingreifen ihrer Regierung zu vertrauen und greifen zur Selbsthilfe. Wer kann es ihnen verdenken?

Verständlich ist es allemal, aber auf diese Weise lässt sich der Konflikt nicht lösen. Mit warmen Worten und Beschwichtigungen jedoch ebenso wenig. Derzeit bleibt nur zu hoffen, dass Frankreichs Eingreifen maximale Wirkung entfaltet und die Gewalt ein Ende nimmt. Eines gibt mir indes zu denken. Ein Novum. In aller Regel wird eine muslimische Mehrheitsgesellschaft gegen Andersgläubige übergriffig. In der Zentralafrikanischen Republik ist der Islam eine Minderheit. Auch darüber muss nachgedacht werden.

Der Jahresrückblick von Corriere della Sera

Ein Beitrag von Elsa Laska

kam leider zu früh.

Bei einem Terrorangriff auf ein Militärkrankenhaus in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa sind Dutzende Todesopfer zu beklagen.

Die Meldung der dpa spricht von mindestens 30 Ermordeten, eine Zahl aus Militärkreisen, Krankenhausärzte haben demgegenüber von 50 Opfern gesprochen.

Update: 52 getötete Ärzte und Krankenschwestern, darunter zwei Deutsche, laut aktueller Agenturmeldung.

2013-Jahr des Terrors und des Krieges

Ein Beitrag von Elsa Laska

Auf Corriere della Sera findet sich eine Fotostrecke mit ebenso beeindruckenden wie dramatischen Bildern von Kriegsfotografen aus Syrien, Ägypten, Türkei, Palästina, Kenia und Mali. Was immer man darüber denkt - die Arbeit von Kriegs- und Krisenberichterstattern ist leider notwendig und wird häufig von großen persönlichen Opfern begleitet.

http://www.corriere.it/foto-gallery/esteri/13_novembre_27/dalla-siria-mali-anno-guerre-52775ea0-5769-11e3-901e-793b8e54c623.shtml#1

Erst vor ein paar Wochen ist der entführte Journalist und Kriegsberichterstatter Domenico Quirico der italienischen Zeitung "La Stampa" wieder freigekommen. Syrische Rebellen hatten ihn als Geisel gefangen genommen und über fünf Monate lang misshandelt. Was er über die Lage in Syrien bezeugte, schreit zum Himmel. Er nennt es die "Totalität des Bösen".

Quirico habe noch niemals ein solch „absolutes Fehlen von Barmherzigkeit, Mitleid und Respekt gegenüber dem anderen, der leidet, gesehen.“

Diese Aussage ist vor dem Hintergrund zu betrachten, dass Quirico bereits im August 2011 in Libyen in eine zweitägige Gefangenschaft geriet.

Kenias 9/11

Die Westgate Mall in der kenianischen Hauptstadt Nairobi war vor dem 21. September 2013 ein beliebter Treff von Ausländern und wohlhabenden Kenianern. Deshalb, zum Schutz dieser Menschen, galten auf dem Areal strenge Sicherheitsvorkehrungen. Doch seit einer Woche ist die Mall ein Trümmerfeld, ein steinernes Mahnmal gegen den internationalen Terrorismus, gegen Hass und Gewalt. Denn am Mittag des 21. September brachte ein Lieferwagen den Tod und das arme, gebeutelte Kenia erlebte sein 9/11.

Die Attacke der etwa 15 bis 20 Angehörigen der somalischen Al-Shabaab-Miliz war von langer Hand vorbereitet. Um den Gebäudekomplex ausspähen zu können, wurde ein Ladengeschäft angemietet. Die Angreifer wurden in mehreren Ländern rekrutiert und waren schwer bewaffnet. Sie schossen zuerst die Sicherheitskräfte der Mall nieder, teilten sich in zwei Gruppen auf und richteten sofort ein erstes Blutbad an. Wahllos feuerten sie auf die Besucher der Mall, warfen Handgranaten auf ihre Opfer, töteten Flüchtende durch Schüsse in den Rücken. Besonders grausam: Einigen Geiseln wurden Hände und Füße abgehackt; die Verstümmelten wurden mit einem Aufzug nach unten geschickt - nur um die Einsatzkräfte zu schockieren.

Vier Stunden lang wüteten die Angreifer, die in jeder der vier Etagen Scharfschützen postiert hatten, um im Innern ungestört morden und verstümmeln zu können, dann erfolgte gegen 16:00 Uhr der erste Zugriff der kenianischen Sicherheitskräfte. Er scheiterte. Aus der Mall war nach außen eine Festung und innen ein Kerker geworden. Für Kenia, dessen Sicherheitskräfte im Verhältnis lediglich etwa ein Viertel der deutschen Personalstärke aufweisen, war diese Situation eine Nummer zu groß. Das ganze Land verfügt über ganze 75 Antiterrorkräfte.

Israel und Indien involviert

Die Mall wurde von einer indischen Baufirma errichtet und gehört großenteils einem Israeli. Es gibt zahlreiche von Indern betriebene Geschäfte innerhalb des Einkaufszentrums. Die indische Community erklärte, es gäbe mindestens 50 indische Todesopfer, da unmittelbar vor dem Angriff der Terroristen ein Kochwettbewerb der Community stattfand und sich daher viele Inder auf dem Gelände aufhielten.

Israel ist nicht nur durch die Eigentumsverhältnisse der Mall engagiert, sondern bildete auch die kenianische Antiterroreinheit aus. Daher entsendete das Land sofort Terrorbekämpfungsberater nach Nairobi, die aber nicht unmittelbar an der Erstürmung des Einkaufszentrums teilnahmen.

40 Stunden Hass

Etwa vierzig Stunden lang konnten die Terroristen im Innern der Mall morden, foltern und wüten. Getötet wurden alle Geiseln, die den Angreifern »nicht genehm« waren. Ein entsetzter Hilfeschrei genügte, um sofort erschossen zu werden. Doch nicht genug. Als die 75-köpfige kenianische Antiterroreinheit das Gebäude endlich unter ihre Kontrolle brachte, bot sich den Soldaten und den sie unterstützenden Notfallmedizinern ein schockierendes Horrorszenario. Ermordete Geiseln hingen an Haken von der Decke herab, vielen fehlten Hände und Finger, anderen die Ohren, wieder anderen hatte man die Augen ausgestochen, einige entmannt. Der Boden war ein See aus Blut.

Die Aufgabe des letzten in der Mall verbliebenen Terroristen war es gewesen, Leichen zu verbrennen. Geiseln und Terroristen gleichermaßen, um die Identifizierung zu erschweren. Dies veranschaulicht die grausame Logik des Terrors. Man nimmt Menschen nicht nur das Leben, sondern beraubt sie zusätzlich ihrer Identität. Namenlos sollen sie begraben werden, die ›Kuffar‹, die Ungläubigen, die kein Recht auf Dasein haben.

Nach dem gegenwärtigen Kenntnisstand wurden fünf der Terroristen von den Einsatzkräften getötet, weitere elf wurden am Flughafen Nairobi festgenommen. Es heißt, einige der Angreifer konnten in den Uniformen getöteter Soldaten entkommen. Es heißt auch, es gäbe in Nairobi ein ›sicheres Haus‹, einen Unterschlupf für gesuchte Terroristen. Wie viele Islamisten sich in Kenia aufhalten weiß niemand. Ebenso wenig wissen es andere, weitaus technisch fortschrittlichere Staaten. Das ist die eigentliche Gefahr. Nairobi kann überall geschehen, in einer Welt, die längst zum Dorf geworden ist, in der die Feinde des Friedens und des gewaltfreien Miteinanders unerkannt im Nachbarhaus leben können.

Die Hintergründe

Kenia stellt 5.000 Soldaten, ein Viertel seiner Streitkräfte, der Mission der Afrikanischen Union in Somalia, UNISOM, zur Verfügung. Den kenianischen Streitkräften war es 2012 nach schweren, aufopferungsvollen Kämpfen gelungen, die Al-Shabaab-Miliz aus der somalischen Hauptstadt Mogadischu zu vertreiben. Seither hat Al-Shabaab, die einen Eid der Gefolgschaft auf die Al-Qaida abgelegt hat, immer wieder Racheaktionen gegen Kenia durchgeführt.

Der Angriff auf die Mall erfolgte aus mehreren Gründen. Man wollte Kenia treffen, den verhassten Feind, dem man unterlegen war. Man wollte ebenso das nichtmuslimische Ausland treffen, das ohnehin als ›Handlanger des Bösen‹ gilt. Und die Mall befindet sich in unmittelbarer Nähe einer UN-Einrichtung, deren Mitarbeiter gern die Mall aufsuchen. All das wurde in der Planung der Terroristen wohl bedacht. Es zeigt uns, dass es sich bei diesen Leuten nicht um ungebildete Menschen handeln kann. Zu gut durchdacht, geplant und vorbereitet war diese Aktion, wie vor zwölf Jahren 9/11, und dass Islamisten für ihre extremistischen Ansichten auch das eigene Leben opfern, ist nicht neu und folgt aus der Sicht der ›Gotteskrieger‹ sogar der Logik. Einer schockierenden Logik, die für uns kaum nachvollziehbar ist.

Der digitale Krieg

Unter dem Logo ›HSM Press Office‹ berichteten drei Gewährsleute der Terroristen auf dem Kurznachrichtenportal ›twitter‹ im Minutentakt von den Abläufen in der Mall. ›HSM‹ steht für Harakat al-Shabaab al-Mujahideen - also für die Al-Shabaab-Miliz.

Insgesamt sechsmal wurde der Account vom Anbieter gesperrt und siebenmal wurde er neu eingerichtet. Dass es sich dabei um einen authentischen Account handelt, zeigt die Form der Einträge. Einige beschreiben Geschehenes, andere kündigten hingegen Geplantes an. Beides stellte sich im Nachhinein als richtig heraus. Nur ›Insider‹ konnten im Voraus wissen, was im Verlauf des Angriffs geschehen wird.

Stimmen aus Kenia

Kenias Innenminister Lenku steht wegen seiner Informationspolitik auch im eigenen Land in der Kritik. Die Opferzahlen scheinen geschönt (inoffiziell spricht man von 130 bis 150 Toten), die Maßnahmen gegen die Terroristen wirkten provisorisch und unkoordiniert. Präsident Uhuru Kenyatta wird hingegen nachsichtig beurteilt, da seine Familie persönlich betroffen ist. Eine Schwester Kenyattas wurde während des Angriffs verletzt, ein Neffe und dessen Verlobte wurden von den Terroristen ermordet.

Nicht nur die Informationen zu Nairobi werden kritisch beanstandet, sondern auch die nahezu unterschlagenen Nachrichten zu den beiden weiteren Anschlägen in zwei Ortschaften nahe der Grenze zu Somalia, bei denen es mehrere Tote und Verletzte gab. »Nur über die Reichen wird berichtet«, heißt es unter vielen Kenianern missmutig und enttäuscht.

Terrorismus - eine globale Bedrohung

Nun, am Ende meines Beitrages angelangt, kommt mir die Aussage eines der beiden Mörder des britischen Soldaten Lee Rigby in den Sinn: »Ihr werdet nie sicher sein!« Diese Worte sind nicht nur dahergesprochen. Terroristen und Dschihadisten können, wie Kenia zeigt, überall auf der Welt zuschlagen. Damit möchte ich keine Panik hervorrufen, sondern lediglich ein weiteres Mal auf die Gefahren des globalen Terrorismus hinweisen. Er kann jedes Land treffen, das von radikalen Islamisten als Feindbild angesehen wird. Auch unser Land.

Gebetmühlenartig zu behaupten, es gäbe keinerlei Bedrohung, ist unpassend, bagatellisierend und unter Umständen sogar fahrlässig. Der Spagat zwischen Freiheit und Sicherheit wird uns wohl weiterhin beschäftigen müssen. Weltweit.

_________________________________________
Siehe auch: Al-Shabaab-Miliz

Einige Quellen:
http://www.mirror.co.uk/news/world-news/nairobi-attack-hostages-found-hanging-2309718
http://timesofindia.indiatimes.com/india/Over-50-Indians-among-130-dead-in-Nairobi-mall/articleshow/23121187.cms
http://news.nationalpost.com/2013/09/26/al-shabab-extremists-confirm-gunmen-targeted-non-muslim-foreigners-in-deadly-nairobi-mall-attack/

Facies terroris: Al-Shabaab-Miliz

Die somalische Harakat al-Shabaab al-Mujahideen (HSM), dt.: Bewegung der Mudschahidin-Jugend, kurz al-Shabaab, ist eine militante islamistische Miliz, die aus dem radikalen Flügel der 2006 entmachteten somalischen ›Union islamischer Gerichte‹ hervorging. Bis 2009 kämpfte die Miliz gegen die in Somalia stationierten äthiopischen Truppen der AMISOM (Mission der Afrikanischen Union in Somalia). Heute kämpft sie weiterhin gegen die somalische Übergangsregierung. Ende Juli 2011 vertrieb AMISOM die Miliz aus Mogadischu. Seither sinnt sie auf Rache, besonders an Kenia, Uganda und Burundi.

Die Miliz gilt als gut ausgebildet und bewaffnet. Die Anzahl ihrer Kämpfer stieg von 400 im Jahr 2004 auf 7.000 im Jahr 2008. Sie kontrolliert Teile Südsomalias und setzt dort eine strenge Auslegung der Scharia durch. Die von ihr besetzten Gebiete sind größer als die jeder anderen Bürgerkriegspartei. Mehr als andere Milizen rekrutiert sie Kinder und Jugendliche. Geführt wird die Miliz von Mohammed Abdi Godane und Sheikh Muktar Robow. Wichtigster Waffenlieferant soll Eritrea sein.

Wesentliche Ziele sind die Errichtung eines islamischen Staates, die Beteiligung am globalen Dschihad und die Beseitigung der kleinen christlichen Minderheit in Somalia. Die Miliz, die von den US-Sicherheitsbehörden als terroristisch eingestuft ist, schwor im Februar 2012 der Al-Qaida Gefolgschaft. Die Bewegung ist für zahlreiche Attentate, politisch motivierte Morde und Selbstmordanschläge in Somalia verantwortlich.

Al-Shabaab ist auch in Europa aktiv. Der Mordversuch an dem dänischen Karikaturisten Kurt Westergaard geht auf ein Mitglied der Miliz zurück. In Deutschland gehören der Miliz nahestehende Somalis zu islamistischen und dschihadistischen Netzwerken, rekrutieren Jugendliche und sammeln Spenden.

Am 21. September 2013 drangen 10 bis 20 Milizionäre der al-Shabaab in das kenianische Einkaufszentrum ›Westgate‹ in Nairobi ein, wobei sie 59 Menschen töteten und mehr als 150 verletzten. Sie ließen alle Muslime gehen und behielten die Nichtmuslime in ihrer Gewalt. Anlass für das Terrorverbrechen ist die kenianische Militärpräsenz in Somalia. Israelische Spezialkräfte unterstützen die kenianischen Sicherheitseinheiten. Inhaber des bereits mehrfach bedrohten Einkaufszentrums ist ein Israeli.

Islamisten in Syrien

Auf dieser Seite werden die in Syrien operierenden islamistischen und dschihadistischen Gruppierungen vorgestellt.


Syrische Islamische Front (SIF)
Kommandeur: Abu Abdullah al-Hamawi
Kämpfer: etwa 25.000
Bei der SIF handelt es sich um salafistische Hardliner, deren Anspruch ein islamischer Staat mit der Scharia als Rechtsordnung ist.

Syrische Islamische Befreiungsfront (SILF)
(auch: Suqour al-Sham-Brigaden)
Kommandeur: Ahmed Issa al-Sheikh
Kämpfer: etwa 35.000 - 40.000
Die Brigaden sind radikal-islamistisch und operieren in der Provinz Hama. Nicht zu verwechseln mit der SIF fordert die SILF mehr Islam in Syrien.

Faruq-Bataillone
Kommandeur: Osama Juneidi
Kämpfer: rund 14.000
Die Faruq-Bataillone haben ihre Wurzeln in der Freien Syrischen Armee, haben sich aber vollständig islamisiert. Sie sind für die Vertreibung der Christen aus Homs verantwortlich, wo sich ihr Hauptquartier befindet. Angeblich stehen sie unter dem Schutz der Türkei.

Jabhat al-Nusra
(Al-Nusra-Front)
Kommandeure: Abu Mohammed al-Golani, Abu Bakr al-Baghdadi
Kämpfer: etwa 6.000
Diese Gruppierung ist der irakisch-syrische Ableger der Terrororganisation Al-Qaida. Sie operiert landesweit, hat ihr Hauptquartier in der Metropole Aleppo und wird vom Golfemirat Katar finanziert. Die Gruppe gilt als besonders brutal.

Syrische Märtyrer-Brigaden
Kommandeur: Jamaal Maarouf
Kämpfer: bis zu 18.000
Diese von Saudi-Arabien unterstützte Gruppierung ist islamistisch, wenn auch gemäßigter als andere Organisationen.

Islam-Brigade
Kommandeur: Zahran Alloush
Kämpfer: mehrere Tausend
Dies ist eine dem Terrorismus nahestehende Organisation, die hauptsächlich in und um Damaskus operiert.

Tawhid-Brigade
Kommandeur: Abdulqader Saleh
Kämpfer: rund 11.000
Gemäßigte Islamisten, die einen islamistischen Staat möchten, den Minderheiten immerhin Gleichberechtigung zuerkennen wollen und hauptsächlich in Aleppo agieren.

Teile der Freien Syrischen Armee
Kommandeur: Brigadegeneral Salim Idriss
Kämpfer: etwa 80.000
Die FSA umfasst einen säkular-nationalistischen Teil, jedoch wächst der Anteil der Islamisten unter den Kämpfern.

Begriffsdefinitionen

Beginnen wir mit der allgemeinverständlichen Definition vielbemühter, aber selten verstandener Begrifflichkeiten, deren Verwendung immer wieder für Irritationen sorgen. So gibt es Unterschiede zwischen Geopolitik, Geostrategie und globaler Sicherheitspolitik. Wenig bis nichts zu tun haben diese Begriffe mit dem internationalem Engagement in der Wirtschaft und im Handel oder mit der Entwicklungshilfe, mit diversen Staats- und Regierungsformen oder mit der Durchsetzung der Menschenrechte. Also, kurz geschildert:

Was ist Geopolitik?
Zuerst ist Geopolitik die Darstellung und Auslegung geografischer Begebenheiten. Die militärische Komponente der Geopolitik ist die Geostrategie. Die Inhalte unterlagen im Lauf der Geschichte mehreren Änderungen. Heute bezeichnet Geopolitik die Strategien zur Kontrollausübung moderner Staaten über global-strategisch wichtige Territorien, ohne dass die Akteure eine direkte räumliche Kontrolle ausüben. Anders als im Imperialismus, der bspw. den direkten Zugriff auf notwendige Rohstoffe militärisch erzwang, strebt die moderne Geopolitik die sichere Förderung und Verteilung der Rohstoffe durch die rohstoffbesitzenden Staaten an.

Beispiel Syrien
Geopolitisch ist es nicht von Interesse, wer in Syrien regiert. Von Belang ist hier die Ausübung der Kontrolle über die Pipelines zwischen den Ölförderländern im Süden und den Verbraucherstaaten im Norden. Daneben ist für Russland dessen Marinestützpunkt im syrischen Tartus wichtig, da es sich hierbei um den einzigen, ganzjährig eisfreien Hafen der russischen Flotte mit Zugang zum offenen Meer handelt.

Beispiel Afghanistan
Häufig wird zur Begründung des Engagements in Afghanistan die Menschenrechtssituation bemüht. Geopolitisch spielt diese allerdings keine Rolle. Die Befriedung und Stabilität Afghanistans ist vielmehr hinsichtlich der Nähe zur Atommacht Pakistan geopolitisch wichtig, die es unbedingt zu stabilisieren galt, um den Kontrollverlust über Kernwaffen zu verhindern.


Wer sind die Akteure?
Die Bundesrepublik Deutschland, wie auch die meisten anderen europäischen Staaten, verfolgt keinerlei geopolitische Strategien. Lediglich Frankreich ist, hauptsächlich in seinen früheren Kolonialgebieten, globalpolitisch engagiert. Ansonsten sind als wichtigste geopolitische Akteure die Vereinigten Staaten von Amerika und die Russische Föderation zu nennen, mit Abstrichen auch China. Geopolitik steht immer im Zusammenhang mit dem Eigeninteresse der jeweils Agierenden.

Globale Sicherheit
Im Gegensatz zur Geopolitik und Geostrategie ist die globale Sicherheit ein Zusammenspiel vieler Protagonisten. Neben das eigene Interesse der ›global player‹ treten hier die gemeinsamen Ansinnen von Bündnissen sowie die Stabilität und Sicherheit in den einzelnen Regionen und Staaten. So dient bspw. die Bekämpfung des internationalen Terrorismus allen Staaten und Völkern, unabhängig davon, ob die einzelnen Akteure selbst akut oder latent gefährdet sind.

1. Maulender Autor
2. Kasinogespräche
3. Zeitgeschehen
4. Nazis gegen rechts
Akte Bundeswehr
Akte Unsinn
Akte Weltordnung
Elsa fragt den Soldaten
Russischer Frühling
Sirkos Staniza
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren