Russischer Frühling

Samstag, 17. Januar 2015

Donbass: Aktuelle Kampfhandlungen

Innerhalb der vergangenen vier Tage haben die Kämpfe im Donbass an Intensität zugenommen. Zwar sind die Operationen der pro-russischen Streitkräfte lokal begrenzt, aber sie wirken koordiniert, gut geplant und aufeinander abgestimmt. Vier von fünf Operationen dienen der Entlastung der ständig von ukrainischen Artilleriebeschuss heimgesuchten Städte Donezk, Gorlovka und Kirovsk sowie kleinerer Ortschaften, die trotz der Waffenruhe sehr umfassend gewesen sind.

Die aktuellen fünf Kampfgebiete:

1
Der Flughafen Donezk ist beinahe vollständig in der Hand der Donezker Streitkräfte. Es gibt auf dem Gelände nur noch wenige Widerstandsnester der ukrainischen Armee.

2
Im Fronteinschnitt im Raum Debalcevo gibt es Angriffe der neurussischen Kräfte im Westen auf Svetlodarsk und im Süden auf Nikishino. Die Bereinigung des Einschnitts ist bedeutsam für die Entlastung der Ostflanke der häufig beschossenen Stadt Gorlovka.

3
Heftig mit Artillerie umkämpft sind zwei ukrainische Kontrollposten (Nr. 27 und 29) entlang der Bakhmutska-Trasse nördlich der Stadt Pervomaisk. Bereits im Besitz der Milizen ist Posten Nr. 31. Bakhmut ist der frühere Name der Stadt Artemovsk.

4
In der Staniza Luganskaja nordöstlich von Lugansk findet ein erbitterter Kampf um die Siedlung statt. Die Staniza ist besonders für die Kosaken wichtig, da es sich um eine von zwei Ortsgründungen durch die Donkosaken handelt.

5
In der Umgebung von Mariupol testen die Milizen die Stressresistenz der ukrainischen Truppen gegen Artillerie.

Besonders der Flughafen Donezk dürfte seitens der ukrainischen Armee nicht mehr zu halten sein. Gemäß der Minsker Abkommen hätte ohnehin die Räumung stattfinden müssen. Gelingt den neurussischen Streitkräften die Einkesselung der Ortschaften um Debalcevo, muss die Kiewer Führung einen weiteren schweren Schlag verkraften. Die kommenden Tage werden zeigen, ob die Milizen den gegenwärtigen Schwung nutzen und weitere Operationen durchführen, oder ob man an den Verhandlungstisch zurückkehrt. Letzteres erscheint mir derzeit unwahrscheinlich, da nun mal kein für die Separatisten annehmbares Angebot vorgelegt wird. Aber das ist ein anderes Thema.

Freitag, 16. Januar 2015

Neues vom Flughafen Donezk

Die Offensive der Donezker Volksmiliz auf und um den Flughafen von Donezk verläuft erfolgreich. Der größte Teil des Geländes ist unter die Kontrolle der Miliz geraten. Die ukrainische Verteidigung ist zerstückelt und nahe am Zusammenbrechen. Für eine Entlastung sorgt lediglich Artilleriebeschuss aus Peski nordwestlich von Donezk. Der Flughafen ist komplett eingekesselt. Entsatzversuche ukrainischer Kräfte wurden zurückgeschlagen. Aleksandr Zaharchenko, Oberhaupt der VR Donezk, befindet sich persönlich im Kampfbereich - mit Kalashnikov. Die Beobachter der OSZE haben sich hingegen zurückgezogen.

Im hart umkämpften Neuen Terminal dringt das Milizbataillon ›Sparta‹ unter Arsenij Pavlov (Funkcode ›Motorola‹) in die oberen Etagen vor. Ein Kämpfer fiel, acht wurden verwundet. Die ukrainische Armee verlor zehn Mann durch Tod und zehn weitere durch Flucht. Zitat des Bataillonskommandeurs Pavlov: »Das ist Sparta!«

Die Einnahme des Flughafens Donezk und der Nachbarstadt Peski würde für Donezk eine starke Entlastung vom täglichen Artilleriebeschuss bedeuten. Besonders die Wohngebiete um den Flughafen wurden immer wieder von ukrainischen Truppen heftig unter Feuer genommen. Es gab zahlreiche zivile Opfer zu beklagen.

Für Interessierte:
=> Die aktuelle Lagekarte <=
=> G. Phillips vom Flughafen <=

Die Stadt Pervomaisk

Aufmerksamen Leserinnen und Lesern dürften die Stadt Pervomaisk und deren Kommandant Ishchenko längst ein Begriff geworden sein. Die Stadt ist nicht nur in meinen Geschichten stark zerstört, sondern ist auch real die noch bewohnte Ortschaft mit dem höchsten Zerstörungsgrad, nur wenig entfernt von einer verlassenen Ruinenstadt wie Stepanovka.

Für Ewgeniy Ishchenko ist die Erbringung von Gesundheitsleistungen für die Zivilisten in der Kleinstadt nicht nur eine Frage von Leben und Tod, sondern eine persönliche Hauptaufgabe. Er appellierte einst eindringlich an die Menschen in Russland um Unterstützung und schilderte die schlimme Lage der Ortschaft: den täglichen Beschuss, die hohen zivilen Opfer, die Angriffe auf das Krankenhaus am zerstörten Stadtrand. Er bat um Nahrung und Medizin.

Diesem Aufruf folgte die zivilgesellschaftliche Organisation ›Russische Gemeinschaft‹, die heute eines der Mitglieder der ›Bewegung Novorossia‹ Igor Strelkovs ist. Freiwillige der Organisation liefern beständig Nahrungsmittel und Arznei, aber auch Baumaterial zur Reparatur der wichtigsten Objekte. Mittlerweile konnten mit Hilfe der Aktivisten mehrere Sozialküchen geschaffen werden, die besonders Frauen, Kinder und alte Menschen versorgen.

Trotz aller Entbehrungen und Schicksalsschläge ist die Situation der Menschen in den von den Milizen kontrollierten Bereichen besser als in den ukrainisch kontrollierten Teilen des Donbass. Denn um letztere Menschen kümmert sich niemand. Selbst pro-westliche Berichterstatter kommen nicht umhin, Plünderungen durch ukrainische Freischärler einzuräumen und einzugestehen, dass niemand sich um die Zivilbevölkerung bemüht. Und so sehen die Menschen unmittelbar hinter der Frontlinie die pro-russischen Milizen als ›ihre Leute‹ - und ggf. als Befreier.

Michail Matviyenkos Schicksal

Michail Matviyenko ist ein glücklicher und fröhlicher junger Mann. Als die ukrainischen Truppen in den Donbass vorgedrungen waren, ist er sofort Mitglied der Miliz geworden und hat an vorderster Front gekämpft - bis zu dem tragischen Moment, an dem er von einer Mine getroffen wurde. Michail verlor beide Füße, eine Hand und ein Auge. Im Krankenhaus Donezk retteten Ärzte ihn vor dem sicheren Tod. Seine Kameraden kümmerten sich um ihn und besuchten ihn häufig.

Vertreter der öffentlichen humanitären ›Bewegung Novorossia‹ Igor Strelkovs brachten später den jungen Mann für die weitere Behandlung nach Rostov am Don und später nach Moskau. Dort versuchen Augenärzte, sein verletztes Auge zu heilen. Nach dieser Behandlung erhält er moderne Prothesen, deren Kosten ebenfalls die ›Bewegung Novorossia‹ übernehmen wird.

Es ist eine dieser Geschichten, deren Beteiligte die Grenzen zwischen ›richtig‹ und ›falsch‹ oder ›gut‹ und ›böse‹ verschwimmen lassen, in der ein im ›Westen‹ förmlich verhasster früherer GRU-Offizier im ›Osten‹ zum Hoffnungsträger für Hunderttausende wird. Es ist die Geschichte einer Gesellschaft, in der es tatsächlich noch Zusammenhalt und Gemeinsinn gibt, die nicht im Reden und in Straßenfesten ihren Ausdruck findet, sondern im tagtäglichen Handeln und in einem hohen Grad der Solidarität.

(Bericht mit Foto wie immer HIER)

Die Luftwaffe von Lugansk

Da ich auch immer die militärische Lage im Auge behalte, weiß ich bereits seit einiger Zeit, dass während der Kämpfe im Donbass einige teils schwer beschädigte Kampfflugzeuge in den Besitz der pro-russischen Milizen geraten sind. Es handelt sich dabei u.a. um ein Schulflugzeug vom Typ L-29 ›Delfin‹ und ein Erdkampfflugzeug Su-25. Lange Zeit standen die Maschinen ungenutzt irgendwo in der Region Lugansk herum.

Eine der Su-25 ist nun im Rahmen einer Gemeinschaftsarbeit der jungen Lugansker Volksrepublik und der einheimischen Industrie einsatzfähig gemacht worden. Einige Ersatzteile wurden dem Luftfahrtmuseum Lugansk entnommen, andere von Industriebetrieben eigens hergestellt.

Der Instandsetzung ging eine Grundsatzentscheidung der Lugansker Militärführung voraus, in die neben der Miliz auch Polizei und Reparaturwerk eingebunden wurden. Trotz der wirtschaftlichen Blockade des Donbass ist man zuversichtlich, eine eigene Luftwaffe aufbauen zu können.

Es mangelt nicht an hervorragenden Ingenieuren und Mechanikern in der Region, sagte ein Feldkommandeur der Lugansker Streitkräfte, und auch Piloten seien ausreichend vorhanden. Letztere wurden in der früheren Sowjetarmee und in den ukrainischen Streitkräften ausgebildet, so der Lugansker Kommandeur.

Donnerstag, 15. Januar 2015

Die Tragödie von Volnovakha

Am 13. Januar 2014 ereignete sich in der Nähe des von der ukrainischen Armee kontrollierten Kontrollpostens bei Volnovakha eine Tragödie, die 12 Tote und 16 Verletzte forderte. Beide Seiten geben sich gegenseitig die Verantwortung für den Vorfall. Das Verteidigungsministerium in Kiew behauptet, der Bus mit den Opfern wurde von der pro-russischen Seite mit Grad-Raketen beschossen, die Milizen sprechen zwar vom Beschuss des Postens, weisen die Attacke auf den Bus hingegen zurück.

Eine Rekonstruktion: WEITER HIER

Mittwoch, 14. Januar 2015

Die Tragödie von Volnovakha

In der Nähe des ukrainischen Kontrollpostens nahe der Ortschaft Volnovakha wurden in einem Bus 12 Menschen getötet und 16 weitere verletzt. Volnovakha liegt an der Fernstraße Donezk - Mariupol im von den ukrainischen Kräften kontrollierten Bereich der Region Donezk.

Das ukrainische Verteidigungsministerium spricht vom Beschuss des Busses mit Grad-Raketen. Deutsche Medien meinen sogar, eine Bombe hätte den Bus zerfetzt. Letzteres ist komplett falsch, da weder der Bus zerfetzt ist noch eine Bombe im Einsatz war. Rein theoretisch könnte tatsächlich eine Grad-Rakete der pro-russischen Milizen die Ursache gewesen sein, doch einiges spricht dagegen.

Zwar verfügen die neurussischen Milizen - wie auch die Gegenseite - über Mehrfachraketenwerfer, die auch die nötige Reichweite besitzen. Doch Grad-Raketen hinterlassen eindeutige Spuren, die auf keinem gezeigten Bildmaterial zu finden sind. Die Wucht solcher Raketen ist wesentlich größer und hätte den Bus tatsächlich zerstört oder in Brand gesetzt. Es gibt allerdings nur Einschlaglöcher auf einer Seite des Busses, die Scheiben sind auf allen Seiten zerstört.

Wesentlich mehr Indizien sprechen für die Detonation mindestens einer Antipersonenmine vom Typ MON-50 oder MON-100. Diese heimtückischen Sprengsätze können flexibel eingesetzt werden - man kann sie sogar in Kopfhöhe an Bäumen befestigen oder auf ein Fenstersims stellen. Von der Existenz derartiger Minen künden entlang der Straße zahlreiche Warnschilder in der Umgebung des Kontrollpostens. Am Ereignisort kann man nur noch den Pflock sehen, das Schild selbst fehlt.

Die Wirkung solcher Minen - hier die berüchtigte Claymore-Antipersonenmine der USA - kann man in diesem Video anschauen: https://www.youtube.com/watch?v=LV1xHXomIxY. Die Schäden am Bus sind sehr ähnlich und sprechen daher für die Minen-Variante.

Über neuere Erkenntnisse wird an dieser Stelle natürlich berichtet. Vorerst bleibt mir nur zu sagen: Mögen die Toten ihren Frieden finden und die Verletzten schnell genesen.

Dienstag, 13. Januar 2015

Flughafen Donezk

Nach dem heftigen Beschuss von etwa 30 fünfstöckigen Wohnhäusern durch die auf dem Donezker Flughafen stationierte ukrainische Artillerie, bei dem es eine noch unbekannte Anzahl toter und verletzter Zivilisten gab, haben pro-russische Milizen eine Offensive auf dem Flughafengelände gestartet. Zuvor war die ukrainische Seite aufgefordert worden, entweder zu kapitulieren oder das Gelände innerhalb der nächsten 18 Stunden zu räumen.

Gemäß des Kommandeurs des Milizbataillons ›Sparta‹, Arsenij Pavlov (›Motorola‹), ist der Kontrollturm des Flughafens vollständig zerstört und die erste Etage des Neuen Terminals von den Milizen der Donezker Volksrepublik (DNR) eingenommen. Dies bestätigt der für den Abschnitt zuständige Stab der Milizbrigade ›Vostok‹.

Die ukrainischen Truppen auf dem Flughafen forderten bereits Verstärkung an. Sie erhielten den Befehl, das Gelände nicht zu verlassen.

Der Eintrag wird ergänzt, sobald sich neue Erkenntnisse ergeben.

Sonntag, 11. Januar 2015

Ich bin Novorossia!

Kaum hat Herr Jazenjuk in den ARD-Tagesthemen die Weltgeschichte ›richtiggestellt‹ - siehe unbedingt dieses kurze Video -, beginnt die ukrainische Armee nebst ihrer galizischen Nazis und zentralukrainischen Ultranationalisten mit dem heftigen Beschuss der Städte Donezk, Schastye, Lugansk und Gorlovka.

Die Welt schaut indessen nach Paris, ist Charlie und macht Bleistift-Selfies ...

Person des Jahres 2014

Während der ersten Woche des neuen Jahres wählten die Menschen im Donbass die ›Person des Jahres 2014‹. Die vorderen fünf Plätze belegen:

1. Igor Strelkov, Humanitäre Bewegung Novorossia
2. Aleksei Mozgovoy, Brigade Prizrak
3. Der unbekannte Milizionär
4. Aleksandr Bednov (+), 4. Lugansker Brigade
5. Arsenij Pavlov, Freiwilligenbataillon Sparta

Der unbekannte Milizionär steht für all die Vielen, deren Namen nicht geläufig sind.

Auf den Plätzen 6 bis 10 folgen Pavel Gubarev (Politiker Donezk), Igor Bezler (Volksmiliz Donezk), Michail Tolstych (Freiwilligenbataillon Somali), Sergej Petrovski (GRU Donezk) und Pavel Dremov (Kosaken-Nationalgarde).

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