3. Zeitgeschehen

Dienstag, 21. Oktober 2014

Verstärkung für Kobani

Nach langem Zögern hat die Türkei kurdische Perschmerga-Kämpfer aus dem Irak die Grenze nach Kobani passieren lassen. Diese verstärken nun die Kämpfer der syrischen Kurdenorganisation PYD im Kampf gegen die Terrormiliz IS. Das US-Militär warf indessen Waffen über der Stadt ab, die von den irakischen Kurden zur Verfügung gestellt wurden.

Montag, 20. Oktober 2014

Korrekt bis zur Unvernunft! (2)

Gern und oft beruft sich der öffentlich aktive Part des Linksliberalismus auf den Humanismus und die Menschenrechte. Ein toleranter Philosophenhumanismus, der die Ansichten der Anderen gelten lässt, ist an sich auch keine schlechte Sache. Ausgelebt wird allerdings eher eine Ideologie nach den Maßstäben des Guillotinenhumanismus der Französischen Revolution. Wer gegen den Strom schwimmt und einfach nicht links sein will, muss zwangsläufig rechts sein und vor Menschenverachtung nur so strotzen. Deshalb muss er (oder sie) mit allen Mitteln bekämpft werden. »Keine Toleranz den Intoleranten!«

Doch wie artikuliert sich der Humanismus nach linksliberaler Lesart? Und wo findet er seine Grenzen? Gehen wir davon aus, dass es neben den politischen Ansichten im Hier und Jetzt auch die simple, aber altbewährte menschliche Vernunft gibt. Und Eigenschaften wie Mitgefühl, Barmherzigkeit, Nachsicht. Christliche Werte eigentlich, die unsere Vergangenheit und Entwicklung maßgeblich beeinflusst haben - in Einzelfällen negativ, aber insgesamt gesehen positiv. Wobei die meist sehr lange zurückliegenden negativen Fälle eben nicht christlich waren, sondern ein Missbrauch, den wir dieser Tage hinsichtlich einer anderen Religion in besonders brutaler Form in Syrien und im Irak erleben. Dennoch ist das Gros der gläubigen Menschen eher und in nachhaltiger Form am Fortbestand der Menschheit und der Umwelt interessiert als die nach eigener Selbstverwirklichung strebenden ›Wohlmeinenden‹ mit ihren abstrakten Idealen Abtreibung, Sterbehilfe, Sexualisierung von Kindern, Gleichmacherei und Bevormundung.

Der Verlust der Realität

Kommen wir an dieser Stelle zu Elsa Laskas Einwurf im Kommentarbereich des Teils 1 und zu einer Episode, die ich selbst miterleben durfte. Es ging um das scheußliche und hundsgemeine Verbrechen an der frischgebackenen Friedensnobelpreisträgerin Malala, einem unsagbar tapferen Mädchen, das selbst alten Kämpen Demut lehren kann. Dank des für die Täter verwendeten Begriffs ›Bestien‹ fiel sofort eine Rotte von ›humanen‹ Wortklaubern ein, die sich umgehend über die Wortwahl beklagte - teils mit bedenklicher eigener Terminologie. Die arme Malala wurde dabei völlig ignoriert.

Sorry, aber nun der geschätzten Elsa, die angesichts des Geschehens ziemlich ausgelöst war, Vorwürfe zu machen und die Mörderbande beinahe zu verteidigen, grenzt schon an geistige Mittäterschaft. Zumindest aber ist es eine haarsträubende Verdrehung der Realität und der Rollen der Beteiligten. Manche Ideologen gehen sogar noch weiter. Sie übersehen die Tränen der Erschütterten und unterstellen ihnen - mit riesigen Krokodilstränen in den Augen - Unmenschlichkeit! Eine weitere Erkenntnis: nachvollziehbare menschliche Emotionen sind unzulässig, kühle ideologische ›Sachlichkeit‹ ist angesagt. Eine traurige und kalte Welt!

Nehmen wir als weiteres Beispiel die Flüchtlingspolitik. Sofern es so etwas überhaupt gibt in Europa. Man sieht als ›Guter‹ wieder bevorzugt die eigene Haustür. Wer es bspw. über das Mittelmeer schafft, bekommt eventuell eine Chance, wer unterwegs ertrinkt, wird beklagt, und wer nicht mal bis zur nordafrikanischen Küste gelangt, wird nicht zur Kenntnis genommen. Der politisch unkorrekte Begriff ›Armutsflüchtling‹ wird hierbei mehr beanstandet als die fluchtauslösende bittere Armut selbst. Alleiniger Täter ist der angeblich xenophobe Rassist.

Wenn allerdings in Deutschland fünfzig verkappte Christenhasser mit Migrationshintergrund einen Christen mit Migrationshintergrund vor den Augen seiner Familie zusammenprügeln, wie unlängst im nordrhein-westfälischen Aufnahmezentrum für Flüchtlinge in Burbach geschehen, dreht man sich weg und sucht stattdessen nach eventuell beteiligten Nazis. Wer muslimische und nichtmuslimische Flüchtlinge getrennt unterbringen möchte, sieht sich rasch mit dem Vorwurf der Islamophobie konfrontiert. Dass hingegen auch Christenhasser vor der IS-Terrormiliz fliehen könnten und ihren Hass in Deutschland weiter ausleben, kommt da einfach nicht in den Sinn. Hass ist eine Eigenschaft der Anderen. Doch der Islamophilie mancher Mitmenschen steht eine erschreckende Unkenntnis diverser Zusammenhänge gegenüber.

Ein Blick auf den Globus

Die Besserwisserei der Unbedarften bringt nicht nur hinsichtlich der deutschen und europäischen Positionen und Begebenheiten seltsame Wertungen hervor, sondern auch bezüglich internationaler Geschehnisse. Die Linke-Abgeordnete Buchholz und ihr Pappschild lassen wir mal außen vor - dazu kann man einfach nichts Geistreiches sagen, ohne sich gleich mit zu blamieren.

Die korrekte Wertung und Beurteilung eines Konfliktes setzt drei Grundbetrachtungen hervor, die ich der Einfachheit halber als Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft bezeichne. Nehmen wir Syrien:

1. Vergangenheit: Unter Assad war Syrien eine säkulare Diktatur. Die Opposition wurde unterdrückt. Teils brutal und blutig. Daraus resultierte letztlich der Widerstand. Religiöse Spannungen gab es zuvor keine, da die Religionszugehörigkeit der Syrer für den Assad-Staat eine stark untergeordnete Rolle spielte und jeder Mensch seine Religion ungehindert ausüben konnte. Im Sog der ›Farbrevolutionen‹ und ›Frühlinge‹, die von der westlichen Welt auf unterschiedliche Gründen und auf unterschiedliche Weise unterstützt und teils sogar mitinszeniert wurden, zerfiel das Land.

2. Gegenwart: Der Bürgerkrieg in Syrien tobt seit nunmehr drei Jahren. Hunderttausende sind gestorben, Millionen auf der Flucht. Durch das Erstarken der IS-Terrorarmee ist die Lage ärger als zuvor. Eine Reaktion der Staatengemeinschaft wäre dringend notwendig. Aber man kann weder Assad noch die zusammengewürfelte Opposition unterstützen. Die Diktatur soll zwar weg, aber für eine bessere Zukunft steht kaum eine Oppositionsgruppe. Syrien würde - wie Libyen oder der Irak - ein vom Terrorismus zerrütteter Staat.

3. Zukunft: Eine Versöhnung der Syrer ist kaum möglich. Welche Seite auch immer siegen würde, das Ergebnis brächte keine Besserung der Lage. Es bleibt eigentlich nur die Vernichtung der Terrorbanden und die Aufteilung des Landes in autonome Gebiete für Assads Anhänger, für die Sunniten und für die Kurden. Doch eben das will die westliche Welt unbedingt verhindern. Auf die Hintergründe hierfür kommen wir etwas später zurück.

Eines bleibt festzuhalten: Dass religiöse Menschen das Ende des säkularen Syrien mit seiner Religionsfreiheit angesichts des heutigen Syrien mit all den Massakern an Minderheiten bedauern, ohne dabei die Assad-Diktatur gut zu finden, passt den Anti-Religiösen nicht in den Kram und macht bekennende Christen wegen ihres Eintretens für die Freiheit der Religionsausübung generalverdächtig. Denn wer für das uralte assyrische Christentum eintritt, sich um die Verfolgten sorgt, muss zwangsläufig ein Unterstützer Assads sein - und somit ein herzloser und inhumaner, islamophober Nazi. Auch dazu später mehr.

Wie auch immer: In einer Gesellschaft, die den Glauben mehr und mehr aus dem Alltag verbannt und die Gottlosigkeit in Parteiprogrammen manifestiert, wird oft nicht verstanden, dass es noch Menschen gibt, die nicht sich selbst, sondern Gott in den Mittelpunkt stellen. Stattdessen las ich unlängst den merkwürdigen Satz: »Wut scheint etwas christliches zu sein.«

Alles klar. Die Schuldfrage ist geklärt.

WIRD FORTGESETZT

Korrekt bis zur Unvernunft! (1)

Die Güte der Gutmenschen

Man kann es übertreiben. Mit allem. Für einige Mitmenschen kann man nie ›gut‹ genug sein. Schon gar nicht kann man sich ›gut‹ genug artikulieren. Wer vom ›politisch korrekten‹ Sprachgebrauch abweicht, bekommt Hass unterstellt. Und schon fallen Kampfrufe, wie: »Keine Toleranz für Intolerante!« Ganz gleich, ob hinter geäußerten Bedenken die tatsächliche Geringschätzung anderer Menschen steht oder die ernste Sorge um die Zukunft. Bei der Lektüre mancher Online-Beiträge muss man annehmen, dass eine kleine, aber sehr rege ›Troll-Kolonne‹ zur mächtigen Bedrohung für die Demokratie geworden ist. Überall, in Scharen, bemüht man sie - all die Nazis und die Homo-, Frauen- und Migrantenhasser, die den armen ›Gutmenschen‹ verunglimpfen und sich dabei der ›politischen Unkorrektheit‹ bedienen.

In seiner ursprünglichen Bedeutung charakterisiert der Begriff ›politisch korrekt‹ lediglich die Übereinstimmung mit dem Gedanken, nach dem alle Ausdrücke und Vorgänge unterlassen werden sollen, die Gruppen von Menschen verletzen oder beleidigen können, etwa bezogen auf das Geschlecht, die Herkunft oder die Rasse.

Ich persönlich möchte weder eine Gruppe noch eine Person verletzen oder beleidigen. Zwar bin ich der geborene ›potentielle Diskriminierer‹ schlechthin - einfach nur deshalb, weil ich weiß, männlich und heterosexuell bin. Allerdings - und da liegt der Hase im Pfeffer - bin ich persönlich keine Mehrheit, sondern eine einzelne Person. Wie kann ich als Einzelner also eine ganze Minderheit diskriminieren? Indem ich die Worte ›Neger‹ oder ›Zigeuner‹ verwende? Das ist nicht gerade nett, und ich benutze diese Begriffe nicht, aber würde mich die Verwendung zur diskriminierungsfähigen Mehrheit machen? Sorry, aber das widerspräche der Mathematik.

Politisch korrekte Hexenjagd

Das zunehmend spürbare Ergebnis der überhöhten Ansprüche an die politische Korrektheit ist eine Renaissance wenig guter Eigenschaften, wie Denunziation, Anprangerung und Rufmord. Besonders in der Anonymität des Internet wird da eine nette alte Oma, der »die armen Negerkinder leid tun«, schnell zum Opfer eines verbalen Lynchmobs. Wegen eines Wortes, dass während der Kindheit der besagten Dame allgegenwärtig - und nicht grundsätzlich abwertend gemeint - war. Selbst Intellektuelle brüsten sich mit der Enttarnung der AfD als Nazi-Partei, obwohl es sich um eine nationalkonservative Partei handelt. Ähnlich der US-Republikaner, ähnlich der Putin-Partei Einiges Russland. Der Unterschied zwischen dem Nationalsozialismus (Abart des Faschismus) und dem Nationalkonservatismus (Teil des Konservatismus) wird schlicht negiert.

Der Hauptvorwurf: Hass. Hass auf Dies und Das, auf Alle und Jeden. Wer sich vor dem Einschleppen der Seuche Ebola fürchtet, muss ein Rassist sein. Wer sich Gedanken um die menschenwürdige und sichere Unterbringung von Flüchtlingen macht und bestimmte Gruppen nicht gemeinsam unterbringen will, ist islamophob. Wer eine andere Politik will, gilt schnell als undemokratisch.

Menschlichkeit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit sind heute linksliberal vereinnahmt. Jedenfalls scheint die Wahl der Worte wichtiger zu sein als der tatsächliche Inhalt einer Aussage. Dabei sind gerade die linksliberal ideologisierten Intellektuellen schnell dabei, andere Menschen sozial anzuprangern. Selbst Facebook-Äußerungen gegenüber ›Freunden‹ finden sich urplötzlich in der Öffentlichkeit wieder. Der ›Freund‹ wird zur Zielscheibe. Er dient als Negativprojektion.

Mehr und mehr prallen in den Disputen der Debattierwilligen deren Maximalforderungen aufeinander. Konsens und Kompromiss sind Begriffe von gestern. Entweder oder. Wer zwischen den Stühlen sitzt und noch eigene Gedanken hegt, ist einfach nur blöd. Die Rechthaberei der Meinungsmacher lässt keinen anderen Schluss zu. Gemeinsame Ziele trotz unterschiedlicher Wege? Fehlanzeige. Höflicher Umgang jenseits der PC? Unnötig. Der ›Klassenkampf‹ tobt heute oben. Wer nicht spurt, wird verbal niedergemacht. Wer nicht sonstwas-phil ist, ist sonstwas-phob. Nichts anderes lässt die linksliberale Ideologie zu. Anders sein ist okay, aber doch bitte nur in Bezug auf Nationalität, Rasse, Geschlecht oder sexuelle Orientierung. Verständnis für Päderastie, aber bitte nicht für Angehörige einer ›Kinderfickersekte‹.

In einer solchen Welt der verhärteten Fronten und der kaum mehr möglichen politischen Verabredungen zugunsten des Gemeinwohls, täte man gut daran, sich voneinander zu lösen, wie Schiller dermaleinst schrieb, einander gar nicht mehr zu begegnen und schon gar nicht miteinander zu diskutieren.

Auch viele Konflikte auf dieser Welt resultieren daraus, dass Völker - und Menschen - ein solches System übergestülpt bekommen, das ihrer Kultur völlig widerspricht. Hinzu kommen Grenzen, die einst willkürlich gezogen wurden, ohne dass sie die althergebrachten Zugehörigkeiten und Befindlichkeiten der betroffenen Bevölkerungen berücksichtigten. Dazu mehr in einem anderen Beitrag.

Auch hier, im Rahmen der Betrachtung der Welt, scheiden sich die Geister. Zwischen denen, die vor der eigenen Tür potentielle Nazis und Sonstwas-Phobe suchen, und denen, die vom Leid der Welt erschüttert sind und nach Unterstützung für die Bedrängten rufen. Nun gut. Der ›Gutmensch‹, schreibt Heinrich Schmitz im European, engagiert sich, der ›Schlechtmensch‹ fordert eine andere Politik. Notwendig ist allerdings Beides.

Aber das wäre ein Konsens.

WIRD FORTGESETZT

Samstag, 11. Oktober 2014

Die Ruinen von Kobani

Ich befasse mich wirklich nur ungern und zögernd mit der Lage in der nordsyrischen Kurdenstadt Kobani. Meine Intuition sagt mir, dass sie nicht mehr lange gehalten werden kann. Es bleibt nur das Hoffen und Beten, dass im Fall des Falles so vielen Menschen wie irgend möglich die Flucht gelingt, deren Weg aufgrund der Lage nur in die Türkei führen kann, in ein Land also, in dem Kurden nicht sonderlich willkommen sind.

Die Kämpfer in Kobani stehen auf einem verlorenen Posten. Am Boden sind sie allein. Und sie verfügen nur über leichte Waffen. Die wenige Unterstützung für die syrisch-kurdischen Kämpfer kam halbherzig und zu spät. Man ließ die IS-Terrormiliz zu dicht heranrücken. Und sobald die Kriegsparteien zum Häuserkampf übergehen, wie es derzeit in Kobani geschieht, sind sie derart eng miteinander verzahnt, dass Luftschläge unweigerlich beide Gruppen dezimieren würden.

Betrachtet man außerdem die Effizienz der Luftangriffe auf IS-Stellungen außerhalb von Kobani, erkennt man eine gewisse Überbewertung des Nutzens von Bomben und Luft-Boden-Raketen. So meldete das US-Zentralkommando als ein gesamtes ›Tagwerk‹ die Vernichtung von einem Gebäude, zwei gepanzerten Fahrzeugen - und einem schweren Maschinengewehr (!). Nicht gerade berauschend, aber immerhin.

Zum Vergleich: die Milizen im Donbass haben hauptsächlich mit tragbaren Waffen rund 8.000 gepanzerte und ungepanzerte Fahrzeuge des Gegners zerstört und mehrere Kampfflugzeuge abgeschossen. Damit sind die Materialverluste der ukrainischen Armee größer als jene der damaligen Sowjetarmee während ihres gesamten Afghanistaneinsatzes.

Aber es ist wie Jennifer Psaki, Sprecherin des US-Außenministeriums, unlängst sagte: »Das Ziel der USA ist die strategische Bekämpfung der Terrormiliz IS.« Anders gesagt: Kobani und seine Einwohner sind strategisch nicht so wichtig (und an dieser Stelle erfolgt MEINE USA-Kritik). Andererseits hilft den Kurden sonst fast niemand (Deutschland ist temporär entschuldigt, denn Wachsoldaten mit Uraltmunition sind gerade nicht gefragt).

Wie auch immer. Ich mag im Moment nicht darüber nachdenken, wie es in Kobani weiter geht. Irgendwo ist da noch ein Funke Hoffnung - sogar auf die Einsicht der Staaten dieser Welt zu erkennen, dass die Bekämpfung des islamistischen Terrors eine gemeinsame Aufgabe ist, der sonstige Befindlichkeiten in den Hintergrund drängen sollte.

Dazu sollten die Ruinen von Kobani uns ermahnen!

Freitag, 3. Oktober 2014

Die Freiheit der Meinungsäußerung

ist anscheinend ein Wert, den Russen und Chinesen unbedingt haben sollen, während er gleichzeitig in Deutschland zur Farce verkommt - zumindest wenn man mittlerweile Islamkritik mit Volksverhetzung gleichsetzt.

SIEHE HIER!

Gleichzeitig folge ich mit diesem Posting dem Wunsch Pirinccis, seine Facebook-Schilderungen zu teilen, ohne bei FB zu sein. Der Taras ist halt clever ;-)

Weshalb Kobani kaum Hilfe bekommt:

Die syrische Stadt Kobani (Ain al-Arab) liegt nordwestlich von Aleppo an der syrisch-türkischen Grenze. Sie befindet sich im Kontrollbereich der Volksverteidigungskräfte der syrisch-kurdischen PYD, die der als Terrororganisation eingestuften kurdischen Arbeiterpartei PKK nahe steht. Damit steht die westliche Welt der PYD ablehnend gegenüber und betrachtet sie, anders als die irakisch-kurdischen Peschmerga, nicht als Verbündete.

Wie bereits im Sindschar-Gebirge, als nicht die Peschmerga die Jesiden verteidigten, sondern jesidische und vor allem PYD-Selbstschutzkräfte, wird es auch in Kobani kaum Hilfe für die syrischen Kurden geben. Es mag zynisch klingen, aber sie stehen aus westlicher Sicht einfach auf der ›falschen Seite‹.

Wie ich immer wieder betont habe, stehen neben der Durchsetzung der Menschenrechte auch immer eigene politische Befindlichkeiten hinsichtlich geostrategischer Erwägungen der Beteiligten im Fokus.

Donnerstag, 2. Oktober 2014

Das ›Kalifat‹

Unbemerkt wuchs die Terrorgruppe IS, die sich als Widerstandsbewegung gegen die US-Truppen im Irak gebildet hatte, zu einem staatenähnlichen Gebilde heran. Zum besseren Verständnis die Gliederung:

emirat

Irgendwie irritierend

Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) verfügt nach Schätzungen diverser Nachrichtendienste über 30.000 bis 32.000 bewaffnete ›Gotteskrieger‹. Durch erbeutete Waffen und Ausrüstungen dürfte der IS die derzeit bestausgestattete Terrorarmee sein. Dennoch - die Anzahl der erklärten Gegner der IS ist vielfach höher. Eine unvollständige Liste:

IS-Gegner in Syrien
rd. 125.000 Soldaten der syrischen Regierungstruppen
rd. 70.000 Soldaten der Freien Syrischen Armee
rd. 50.000 Kämpfer der syrisch-kurdischen PYD

IS-Gegner im Irak
rd. 100.000 Soldaten der irakischen Regierungstruppen
rd. 190.000 Kämpfer der kurdischen Peschmerga
rd. 10.000 Kämpfer christlicher und jesidischer Milizen

Hinzu kommen Teile der US-Marine, der US-Luftwaffe, der Luftstreitkräfte Frankreichs, Großbritanniens, Saudi-Arabiens und der Vereinigten Arabischen Emirate sowie regional konkurrierende islamistische und Stammesmilizen.

Das Kräfteverhältnis und die spärlichen Erfolge gegen den IS sind dann doch recht irritierend - nicht nur für Elsa.

Mittwoch, 1. Oktober 2014

Die Macht der Bilder

Heute hat die TV-Anstalt ARD erstmals Fehler in ihrer Ukraine-Berichterstattung eingeräumt. Vorangegangen war harsche Kritik eines eigenen Aufsichtsgremiums und zahlreicher Zuschauer. Zusammen mit den Berichten anderer Medien, besonders des ZDF, wurde auch bei mir selbst der Eindruck erweckt, als wäre das Reichspropagandaministerium zeitweilig wiederbelebt worden. Denn die allermeisten Berichte und Kommentare entsprachen einer äußerst selektiven Wahrnehmung der Journalisten. Unkritische Hofberichterstattung vom Feinsten.

Gestern wurde nun von durch Zivilisten und Separatisten entdeckten ›angeblichen Massengräbern‹ in der Ostukraine gesprochen. Tatsächlich angeblich? Nein, wer sie sehen möchte, kann sie sich anschauen. Ohne eine solche Vergewisserung bleibt leider in den Köpfen nicht weniger Menschen nur das Wort ›angeblich‹ hängen. Und das »Der Iwan lügt.«

Nun, ich persönlich bevorzuge bei meinen seltenen öffentlichen Ausführungen über Krieg und Terror die Verwendung von Zahlen, Fakten und Schlussfolgerungen. Ich schrecke auch nicht davor zurück, meinen wenigen Leserinnen und Lesern - sehr selten - ein grausames Foto zuzumuten.

Warum habe ich bspw. das Bild einer gefallenen pro-russischen Separatistin gepostet? Eine Provokation oder Parteinahme? Nein. Um zu zeigen, dass Krieg nicht nur aus Friedenskonferenzen besteht, über die unsere Journalisten am liebsten berichten (da muss man nur nachplappern). Damit wäre Punkt 1 der modernen Kriegsberichterstattung, nämlich die Nichtkriegsberichterstattung, auch schon abgehakt.

Punkt 2 ist die frappierende Unkenntnis militärischer Zusammenhänge. Diese sorgte, sobald es in der Ostukraine Erfolge für die Separatisten gab, u.a. für das ständige Bemühen russischer Panzerkolonnen. Kann ja nicht anders sein, sagt sich der einstige Zivildienstleistende, Bundeswehrkellner (Augstein) und Geheimdokumentenkopierer (Blome). Falsch gedacht.

Der 3. Punkt ist das Verschweigen von Opfern. Man zeigt sie nicht, um die Mär vom ›sauberen Krieg‹ aufrecht zu erhalten. Krieg besteht heute aus Konferenzen, Außenminister-Statements und Ethikdebatten aus sicherer Entfernung, aus mutmaßlich sinnlosem Bomben und Ballern, und der moralischen Beanstandung von gezeigten Schreckensbildern, auf denen man die Opfer sieht.

Immerhin hat das schonungslose Berichten über die Gräueltaten der Terrorarmee Islamischer Staat (IS) für ein überraschendes Umdenken gesorgt: erstmals seit Jahrzehnten des verantwortungslosen Totalpazifismus spricht sich eine Mehrheit der Deutschen für eine Bekämpfung des Terrors mit militärischen Mitteln aus. Dies ist nicht zuletzt der ›Erfolg‹ der Konfrontation der Mediennutzer mit dem Schrecken, der durch die gezeigten Bilder erzeugt wurde.

Nein, man darf nicht vergessen, wie sehr der moderne Mensch den visuellen Eindrücken unterliegt und wie wenig Begeisterung endlos lange und hochgestochene Texte bei der Bevölkerung hervorrufen. Ich bin der Ansicht, ohne die Darstellung der Gräueltaten der IS würde noch immer die Käßmann-Doktrin vom Teelicht-Friedensprozess sieggekrönt sein.

Die Menschen in den Terror- und Kriegsgebieten erleben die Grausamkeit gewiss nicht in den deutschen Qualitätsmedien mit, sondern erfahren sie am eigenen Leibe. Längst geht es dem internationalen Terror-Islamismus nicht um Abschreckung der deutschen Sekt- und Kaviarkonsumenten, sondern um die Bildung von Scharia-Staaten am Ort seines Agierens. Besonders der IS hat keinerlei Ambitionen auf Terroranschläge im Westen. Dafür gibt es Khorasan - oder auch nicht.

Aber die Bilder erhöhen die Bereitschaft, den Bedrückten und Verfolgten, den Vergewaltigten, Gefolterten und Vertriebenen beizustehen. Diskussionen über Moral und Ethik erreichen dieses Ziel hingegen allerhöchstens bei einer Minderheit.


P.S.: Wegen all dessen wäre ich als Journalist ein Totalausfall. Ich kann zwar die militärische Lage bewerten (wofür ich die Benutzung kürzester Texte und einer Landkarte bevorzugen würde), aber gewiss nicht einschätzen, was Wladimir Putin gerade denkt oder nächstes Jahr tun wird. Kann Letzteres überhaupt jemand? Und falls ja, weshalb liegen die meisten Experten dann so oft daneben (nicht nur in Bezug auf Putin)? Vielleicht geht während der endlosen Debatten und beweisfreien Mutmaßungen der Blick für das Wesentliche verloren, für das, was man sehen kann - wie auf einem Foto.

Dienstag, 30. September 2014

PsyOps (3)

Die Terrorgruppe Khorasan (der Name einer historischen Region) war bis vor einigen Tagen völlig unbekannt. Vielleicht hat der US-amerikanische Journalist, Blogger, Schriftsteller und Rechtsanwalt Glenn Greenwald dafür eine Erklärung. Denn er sagt, die Organisation sei vermutlich eine Erfindung der Obama-Administration, um einen Vorwand für das militärische Eingreifen in Syrien zu konstruieren. Der US-Kongress war bislang gegen einen Militäreinsatz in Syrien.

Man kann gespannt sein. Quelle HIER.

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