Montag, 20. Oktober 2014

Korrekt bis zur Unvernunft! (2)

Gern und oft beruft sich der öffentlich aktive Part des Linksliberalismus auf den Humanismus und die Menschenrechte. Ein toleranter Philosophenhumanismus, der die Ansichten der Anderen gelten lässt, ist an sich auch keine schlechte Sache. Ausgelebt wird allerdings eher eine Ideologie nach den Maßstäben des Guillotinenhumanismus der Französischen Revolution. Wer gegen den Strom schwimmt und einfach nicht links sein will, muss zwangsläufig rechts sein und vor Menschenverachtung nur so strotzen. Deshalb muss er (oder sie) mit allen Mitteln bekämpft werden. »Keine Toleranz den Intoleranten!«

Doch wie artikuliert sich der Humanismus nach linksliberaler Lesart? Und wo findet er seine Grenzen? Gehen wir davon aus, dass es neben den politischen Ansichten im Hier und Jetzt auch die simple, aber altbewährte menschliche Vernunft gibt. Und Eigenschaften wie Mitgefühl, Barmherzigkeit, Nachsicht. Christliche Werte eigentlich, die unsere Vergangenheit und Entwicklung maßgeblich beeinflusst haben - in Einzelfällen negativ, aber insgesamt gesehen positiv. Wobei die meist sehr lange zurückliegenden negativen Fälle eben nicht christlich waren, sondern ein Missbrauch, den wir dieser Tage hinsichtlich einer anderen Religion in besonders brutaler Form in Syrien und im Irak erleben. Dennoch ist das Gros der gläubigen Menschen eher und in nachhaltiger Form am Fortbestand der Menschheit und der Umwelt interessiert als die nach eigener Selbstverwirklichung strebenden ›Wohlmeinenden‹ mit ihren abstrakten Idealen Abtreibung, Sterbehilfe, Sexualisierung von Kindern, Gleichmacherei und Bevormundung.

Der Verlust der Realität

Kommen wir an dieser Stelle zu Elsa Laskas Einwurf im Kommentarbereich des Teils 1 und zu einer Episode, die ich selbst miterleben durfte. Es ging um das scheußliche und hundsgemeine Verbrechen an der frischgebackenen Friedensnobelpreisträgerin Malala, einem unsagbar tapferen Mädchen, das selbst alten Kämpen Demut lehren kann. Dank des für die Täter verwendeten Begriffs ›Bestien‹ fiel sofort eine Rotte von ›humanen‹ Wortklaubern ein, die sich umgehend über die Wortwahl beklagte - teils mit bedenklicher eigener Terminologie. Die arme Malala wurde dabei völlig ignoriert.

Sorry, aber nun der geschätzten Elsa, die angesichts des Geschehens ziemlich ausgelöst war, Vorwürfe zu machen und die Mörderbande beinahe zu verteidigen, grenzt schon an geistige Mittäterschaft. Zumindest aber ist es eine haarsträubende Verdrehung der Realität und der Rollen der Beteiligten. Manche Ideologen gehen sogar noch weiter. Sie übersehen die Tränen der Erschütterten und unterstellen ihnen - mit riesigen Krokodilstränen in den Augen - Unmenschlichkeit! Eine weitere Erkenntnis: nachvollziehbare menschliche Emotionen sind unzulässig, kühle ideologische ›Sachlichkeit‹ ist angesagt. Eine traurige und kalte Welt!

Nehmen wir als weiteres Beispiel die Flüchtlingspolitik. Sofern es so etwas überhaupt gibt in Europa. Man sieht als ›Guter‹ wieder bevorzugt die eigene Haustür. Wer es bspw. über das Mittelmeer schafft, bekommt eventuell eine Chance, wer unterwegs ertrinkt, wird beklagt, und wer nicht mal bis zur nordafrikanischen Küste gelangt, wird nicht zur Kenntnis genommen. Der politisch unkorrekte Begriff ›Armutsflüchtling‹ wird hierbei mehr beanstandet als die fluchtauslösende bittere Armut selbst. Alleiniger Täter ist der angeblich xenophobe Rassist.

Wenn allerdings in Deutschland fünfzig verkappte Christenhasser mit Migrationshintergrund einen Christen mit Migrationshintergrund vor den Augen seiner Familie zusammenprügeln, wie unlängst im nordrhein-westfälischen Aufnahmezentrum für Flüchtlinge in Burbach geschehen, dreht man sich weg und sucht stattdessen nach eventuell beteiligten Nazis. Wer muslimische und nichtmuslimische Flüchtlinge getrennt unterbringen möchte, sieht sich rasch mit dem Vorwurf der Islamophobie konfrontiert. Dass hingegen auch Christenhasser vor der IS-Terrormiliz fliehen könnten und ihren Hass in Deutschland weiter ausleben, kommt da einfach nicht in den Sinn. Hass ist eine Eigenschaft der Anderen. Doch der Islamophilie mancher Mitmenschen steht eine erschreckende Unkenntnis diverser Zusammenhänge gegenüber.

Ein Blick auf den Globus

Die Besserwisserei der Unbedarften bringt nicht nur hinsichtlich der deutschen und europäischen Positionen und Begebenheiten seltsame Wertungen hervor, sondern auch bezüglich internationaler Geschehnisse. Die Linke-Abgeordnete Buchholz und ihr Pappschild lassen wir mal außen vor - dazu kann man einfach nichts Geistreiches sagen, ohne sich gleich mit zu blamieren.

Die korrekte Wertung und Beurteilung eines Konfliktes setzt drei Grundbetrachtungen hervor, die ich der Einfachheit halber als Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft bezeichne. Nehmen wir Syrien:

1. Vergangenheit: Unter Assad war Syrien eine säkulare Diktatur. Die Opposition wurde unterdrückt. Teils brutal und blutig. Daraus resultierte letztlich der Widerstand. Religiöse Spannungen gab es zuvor keine, da die Religionszugehörigkeit der Syrer für den Assad-Staat eine stark untergeordnete Rolle spielte und jeder Mensch seine Religion ungehindert ausüben konnte. Im Sog der ›Farbrevolutionen‹ und ›Frühlinge‹, die von der westlichen Welt auf unterschiedliche Gründen und auf unterschiedliche Weise unterstützt und teils sogar mitinszeniert wurden, zerfiel das Land.

2. Gegenwart: Der Bürgerkrieg in Syrien tobt seit nunmehr drei Jahren. Hunderttausende sind gestorben, Millionen auf der Flucht. Durch das Erstarken der IS-Terrorarmee ist die Lage ärger als zuvor. Eine Reaktion der Staatengemeinschaft wäre dringend notwendig. Aber man kann weder Assad noch die zusammengewürfelte Opposition unterstützen. Die Diktatur soll zwar weg, aber für eine bessere Zukunft steht kaum eine Oppositionsgruppe. Syrien würde - wie Libyen oder der Irak - ein vom Terrorismus zerrütteter Staat.

3. Zukunft: Eine Versöhnung der Syrer ist kaum möglich. Welche Seite auch immer siegen würde, das Ergebnis brächte keine Besserung der Lage. Es bleibt eigentlich nur die Vernichtung der Terrorbanden und die Aufteilung des Landes in autonome Gebiete für Assads Anhänger, für die Sunniten und für die Kurden. Doch eben das will die westliche Welt unbedingt verhindern. Auf die Hintergründe hierfür kommen wir etwas später zurück.

Eines bleibt festzuhalten: Dass religiöse Menschen das Ende des säkularen Syrien mit seiner Religionsfreiheit angesichts des heutigen Syrien mit all den Massakern an Minderheiten bedauern, ohne dabei die Assad-Diktatur gut zu finden, passt den Anti-Religiösen nicht in den Kram und macht bekennende Christen wegen ihres Eintretens für die Freiheit der Religionsausübung generalverdächtig. Denn wer für das uralte assyrische Christentum eintritt, sich um die Verfolgten sorgt, muss zwangsläufig ein Unterstützer Assads sein - und somit ein herzloser und inhumaner, islamophober Nazi. Auch dazu später mehr.

Wie auch immer: In einer Gesellschaft, die den Glauben mehr und mehr aus dem Alltag verbannt und die Gottlosigkeit in Parteiprogrammen manifestiert, wird oft nicht verstanden, dass es noch Menschen gibt, die nicht sich selbst, sondern Gott in den Mittelpunkt stellen. Stattdessen las ich unlängst den merkwürdigen Satz: »Wut scheint etwas christliches zu sein.«

Alles klar. Die Schuldfrage ist geklärt.

WIRD FORTGESETZT

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2. Kasinogespräche
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4. Nazis gegen rechts
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Elsa fragt den Soldaten
Russischer Frühling
Sirkos Staniza
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