Samstag, 11. Oktober 2014

Die Ruinen von Kobani

Ich befasse mich wirklich nur ungern und zögernd mit der Lage in der nordsyrischen Kurdenstadt Kobani. Meine Intuition sagt mir, dass sie nicht mehr lange gehalten werden kann. Es bleibt nur das Hoffen und Beten, dass im Fall des Falles so vielen Menschen wie irgend möglich die Flucht gelingt, deren Weg aufgrund der Lage nur in die Türkei führen kann, in ein Land also, in dem Kurden nicht sonderlich willkommen sind.

Die Kämpfer in Kobani stehen auf einem verlorenen Posten. Am Boden sind sie allein. Und sie verfügen nur über leichte Waffen. Die wenige Unterstützung für die syrisch-kurdischen Kämpfer kam halbherzig und zu spät. Man ließ die IS-Terrormiliz zu dicht heranrücken. Und sobald die Kriegsparteien zum Häuserkampf übergehen, wie es derzeit in Kobani geschieht, sind sie derart eng miteinander verzahnt, dass Luftschläge unweigerlich beide Gruppen dezimieren würden.

Betrachtet man außerdem die Effizienz der Luftangriffe auf IS-Stellungen außerhalb von Kobani, erkennt man eine gewisse Überbewertung des Nutzens von Bomben und Luft-Boden-Raketen. So meldete das US-Zentralkommando als ein gesamtes ›Tagwerk‹ die Vernichtung von einem Gebäude, zwei gepanzerten Fahrzeugen - und einem schweren Maschinengewehr (!). Nicht gerade berauschend, aber immerhin.

Zum Vergleich: die Milizen im Donbass haben hauptsächlich mit tragbaren Waffen rund 8.000 gepanzerte und ungepanzerte Fahrzeuge des Gegners zerstört und mehrere Kampfflugzeuge abgeschossen. Damit sind die Materialverluste der ukrainischen Armee größer als jene der damaligen Sowjetarmee während ihres gesamten Afghanistaneinsatzes.

Aber es ist wie Jennifer Psaki, Sprecherin des US-Außenministeriums, unlängst sagte: »Das Ziel der USA ist die strategische Bekämpfung der Terrormiliz IS.« Anders gesagt: Kobani und seine Einwohner sind strategisch nicht so wichtig (und an dieser Stelle erfolgt MEINE USA-Kritik). Andererseits hilft den Kurden sonst fast niemand (Deutschland ist temporär entschuldigt, denn Wachsoldaten mit Uraltmunition sind gerade nicht gefragt).

Wie auch immer. Ich mag im Moment nicht darüber nachdenken, wie es in Kobani weiter geht. Irgendwo ist da noch ein Funke Hoffnung - sogar auf die Einsicht der Staaten dieser Welt zu erkennen, dass die Bekämpfung des islamistischen Terrors eine gemeinsame Aufgabe ist, der sonstige Befindlichkeiten in den Hintergrund drängen sollte.

Dazu sollten die Ruinen von Kobani uns ermahnen!

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