Russischer Frühling

Samstag, 24. Januar 2015

Evgeniy Ishchenko gefallen

Gestern wurde bekannt, dass der bei der Bevölkerung beliebte Stadtkommandant von Pervomaisk, Evgeniy Ishchenko, während des Angriffs einer ukrainischen Sabotagegruppe während der Verteilung von Hilfsgütern getötet wurde. An seiner Seite starben drei Freiwillige für humanitäre Hilfe aus Russland.

evgenij
E. Ishchenko und seine Ehefrau

Ersten Angaben zufolge erfolgte der Angriff aus dem Hinterhalt und aus unmittelbarer Nähe. Keiner der Milizsoldaten trug eine Waffe.

Mein Kurzporträt:
http://tarassirko.livejournal.com/8124.html

Mein Nachruf:
http://tarassirko.livejournal.com/11766.html

Ein Requiem:
http://youtu.be/sCU5a39Kpuo

Zusammenfassung der Gefechte

Die Offensive der Milizen von Donezk und Lugansk entwickeln sich insgesamt positiv. Es gibt keine entscheidenden Durchbrüche, aber taktische Vorteile zu verzeichnen. Die ukrainischen Truppen sind gezwungen, nach und nach ihre schmelzenden Reserven einzusetzen. Da die neu ausgehobenen 50.000 Rekruten noch nicht einsatzfähig sind, haben die Milizen für ihre Operationen einen günstigen Zeitpunkt gewählt.

Zur gegenwärtigen Situation:

1. Flughafen Donezk und Umgebung
Nach wie vor hält die ukrainische Armee (VSU) eine kleine Stellung am nördlichen Rand des Flughafens, ist aber zwei Kilometer weit von anderen ukrainischen Einheiten entfernt. Die Siedlung Spartak wird von den neurussischen Streitkräften (VSN) kontrolliert, ebenso ein Teil der Ortschaft Peski. Im Bereich Avdeyevka geriet eine Kolonne der VSN in einen Hinterhalt der gegnerischen Artillerie und erlitt Verluste.

2. Mariupol
Im Osten der umkämpften Stadt Mariupol konnte die VSN kleinere Fortschritte erzielen, aber bedeutsame Fortschritte stehen aus. Ein Angriff auf den Vorort Vinogradnoe wurde vorläufig eingestellt. Über die zivilen Opfer kann noch nichts gesagt werden, da keine verwertbaren Informationen vorliegen.

3. Raum Dokuchaevsk
Im Raum Dokuchaevsk und südlich davon hat die VSN stabile Position ausgebaut. Es gibt gegenseitige Artillerieangriffe. Die VSU kann aus ihren Stellungen bei Krasnogorovka weiterhin den Petrovski-Distrikt von Donezk mit Artillerie angreifen.

fronten

4. Gorlovka
Der Beschuss von Gorlovka durch die VSU hält weiterhin an. Der VSN ist es noch nicht gelungen, die gegnerischen Artilleriestellungen niederzukämpfen. Die Milizen haben die Ortschaft Krasny Partizan eingenommen und kämpfen nun bei Mayorsk und Dsherschinski.

5. Raum Debalcevo
Nach Angriffen der VSN auf Troizkoe ist die dortige ukrainische Abwehr am wanken. Einige Einheiten haben sich bereits nach Artemovsk zurückgezogen. Für die VSU besteht die Gefahr der Einkesselung. Sie verstärkt ihre Kräfte bei Svetlodarsk und Lisichansk. Die VSN-Brigade ›Prizrak‹ stößt weiter auf Popasnaya vor und erhält Feuerunterstützung von der Kosaken-Nationalgarde. Die Garnison von Gorlovka stürmte den Stausee bei Uglegorsk.
PS: Ein Sprecher der pro-russischen Milizen sagte, faktisch sei Debalcevo eingekesselt, da die einzige Straße nach Norden blockiert ist und alle Ausbruchversuche der VSU scheiterten.

6. Bakhmutska-Trasse
Entlang der Bakhmutska-Trasse wird weiterhin um die befestigten Kontrollposten Nr. 29 und 31 gekämpft. Mozgovoys (Prizrak-Brigade) Offensive auf Popasnaya entwickelt sich positiv, aber die Einnahme der Stadt steht derzeit noch nicht an.

7. Staniza Luganskaya, Schastye, Slavyanoserbsk
In diesem Abschnitt herrscht relative Stille. Die VSN betreibt Aufklärung.

Abschließend eine Meldung der ukrainischen Ausgabe der Zeitschrift ›Wochenspiegel‹: »Während der »Säuberung von Separatisten« durch die ukrainischen Streitkräfte in Staniza Luganskaya ist es zu Plünderungen und Unruhen gekommen.«

Heute gibt es dann noch eine Zusammenfassung der Verluste der VSU in der vergangenen Woche und einen Nachruf auf Evgeniy Ishchenko aus Pervomaisk.

Freitag, 23. Januar 2015

Epiphanie

Das Fest der Erscheinung des Herrn wird in der russisch-orthodoxen Kirche am 19. Januar gefeiert. Auch der streng gläubige Kommandeur der Lugansker Brigade ›Prizrak‹, Ataman Aleksei Mozgovoy, feierte - ganz nach Kosakentradition - mit Milizsoldaten und Bürgern aus Alchevsk. Ausnahmsweise gibt es sogar ein Glas Vodka. Russisch-orthodox zu sein wäre für mich doch sehr interessant ... ;-)

Das Video:
https://www.youtube.com/watch?v=MT845KyTFVo

Offensiven der Milizen

Nach der Ankündigung einer Großoffensive der neurussischen Milizen setzte diese am heutigen Tag umgehend ein. Das Ziel der aufeinander abgestimmten Operationen ist die Erlangung der Kontrolle über alle Gebiete innerhalb der Verwaltungsgrenzen der Oblasts Donezk und Lugansk.

Die Karte dient der Orientierung. Die Nummern auf der Karte stimmen mit den Ziffern der einzelnen Erläuterungen überein. Aus Platzgründen wird die Karte in einigen Tagen entfernt.

Zur aktuellen Situation:

1. Flughafen Donezk und Umgebung
Der Flughafen ist von neurussischer Infanterie besetzt, ebenso die Ortschaft Spartak in der unmittelbaren Umgebung. Die strategisch wichtige Siedlung Peski ist noch immer hart umkämpft. Beide Parteien halten ihre gegenwärtigen Positionen. Die ukrainische Armee kann wegen ihrer starken Artillerie ihre Stellungen bei Avdeyevka halten, gerät aber zunehmend in Bedrängnis.

2. Mariupol
Die pro-russischen Streitkräfte rücken südöstlich der Stadt auf die Vororte Sartana und Vinogradnoe vor. Zwar wurde die ukrainische Armee leicht zurückgedrängt, doch mit dem Zusammenbruch der Verteidigung kann wegen der hohen Feuerkraft der Artillerie derzeit nicht gerechnet werden. Zusätzlich wurden mehrere Batterien von Perekop (Oblast Cherson) nach Mariupol verlegt. Die neurussische Seite setzt auf kommende Häuserkämpfe.

3. Raum Dokuchaevsk
Die Frontlinie südlich von Donezk ist relativ stabil. Es gibt Artillerieduelle zwischen den Parteien. Kräfte der Donezker Miliz führen Aufklärungseinsätze durch, die eigenen Stellungen werden verstärkt, um die Verbindung zu den Kämpfern im Süden und deren Nachschub sicherzustellen.

fronten

4. Gorlovka
Nach mehreren Tagen sehr heftiger Bombardierung der Stadt Gorlovka begann eine Offensive der Donezker Volksmiliz auf die Nachbarorte Mayorsk und Dsherschinski, bei der kleine taktische Erfolge erzielt werden konnten. Dennoch bleibt Gorlovka in der Reichweite der ukrainischen Artillerie und Raketenwerfer, gegen die sich die Offensive richtet.

5. Raum Debalcevo und Popasnaya
Ein Angriff der Milizen auf die Ortschaft Uglegorsk hat noch keine Entscheidung herbeigeführt, aber einige Geländegewinne. Den ukrainischen Kräften in Debalcevo und Svetlodarsk droht die Einkreisung, zumal auch Angriffe auf Troizkoe, Lisichansk und Severodonezk erfolgen. Gleichzeitig bedroht die Brigade Prizrak die Ortschaft Popasnaya. Verlieren die Ukrainer die Kontrolle über den Raum Debalcevo, steht eine Offensive auf Artemovsk bevor.

6. Bakhmutska-Trasse
Hier kämpft man mit unverminderter Härte um die gut befestigten Kontrollposten der ukrainischen Armee. Nördlich von Slavyanoserbsk erzielten die Lugansker Streitkräfte kleinere Fortschritte. Ukrainische Einheiten wurden in Richtung Krimskoe abgedrängt.

7. Staniza Luganskaja, Schastye, Slavyanoserbsk
An der Lugansker Nordfront hat es kaum Veränderungen gegeben. Es gibt eine Reihe kleinerer Kämpfe, in denen die Milizen meist erfolgreich sind und taktische Vorteile erringen. Die an allen Fronten geplante Offensive der neurussischen Kräfte wird die Abwehr der ukrainischen Armee nicht zusammenbrechen lassen, aber es ist der Verlust von wichtigen Städten und Siedlungen zu erwarten.

Donnerstag, 22. Januar 2015

Donbass-News

Hier eine kurze Zusammenfassung der militärischen Ereignisse des heutigen Tages:

1
Vor wenigen Stunden stürmten die pro-russischen Milizen die Ortschaft Chernukhin an der Nordfront. Die Kosaken-Nationalgarde (Kdr. P. Dremov) und die Prizrak-Brigade (Kdr. A. Mozgovoy) greifen die Ortschaften Popasnaya und Troizkoe an, Milizen aus Gorlovka stoßen auf die Ortschaft Shumy vor und umzingeln die Siedlung Krasny Partizan. Ziel ist die Einkesselung von Debalcevo.

2
An der Nordwestfront bei Donezk sind die Kämpfe um die Ortschaften Peski und Avdeyevka in die entscheidende Phase gegangen.

3
Ukrainische Artillerie beschießt währenddessen die Ortschaften Orekhovo, Stachanovez, Smeloe, Donetskoe und Novotoshkovka sowie die Städte Pervomaisk, Kirovsk und Stachanov. Auch die Stadt Gorlovka liegt erneut unter heftigem Feuer. Die Bevölkerung der Stadt wurde aufgefordert, zu Hause zu bleiben und sich flach auf den Fußboden zu legen.

4
An der Bakhmutska-Trasse eroberten die Lugansker Milizen den ukrainischen Kontrollposten Nr. 28, vermutlich auch Nr. 37. Ein Milizionär: »Die Bakhmut-Front hört auf zu existieren.«

5
Auf seiner Seite auf facebook räumt das pro-westliche Nazi-Regiment ›Asow‹ den Verlust des Donezker Flughafens ein. »Unsere heldenhafte Armee hat den Flughafen 242 Tage lang tapfer verteidigt - länger als mancher Krieg dauert.«

Donbass-News

Heute greife ich auf die bei Phoenix getätigten Aussagen des ZDF-Korrespondenten in Moskau, Roland Strumpf, zurück, die - welch Wunder! - im Wesentlichen meine ›russische Propaganda‹ bestätigen.

Die wichtigsten drei Punkte seine Einschätzung:

1
Das Waffenstillstandsabkommen vom September 2014 wurde von beiden Seiten ignoriert. Der geforderte Abzug schwerer Waffen aus einer Pufferzone wurde nicht umgesetzt.

2
Die gegenwärtige Offensive der ukrainischen Armee ist ein Versuch der Rückeroberung von kleineren Gebieten, die während der letzten Wochen von den pro-russischen Milizen eingenommen wurden.

3
Im Donbass gibt es zwar vermutlich kleine Gruppen von verdeckt operierenden russischen Militärnachrichtendienstlern, aber keine gepanzerten oder andere regulären Truppen der russischen Föderation.

Zudem hat eine Dokumentation über Terrorismus im deutschen TV den Kommandeur des pro-ukrainischen Krimtatarenbataillons ›Krim‹ identifiziert: Es handelt sich um einen früheren IS-Kämpfer mit Kampferfahrung in Syrien.

Mittwoch, 21. Januar 2015

Kurzer Einwurf

Eigentlich wollte ich mir morgen den Flughafen Donezk noch mal ausführlich vornehmen, aber dieses ewige Gelaber von ›russischer Propaganda‹ nervt langsam. Hier ein Video vom Flughafen:

Pro-russische Kampfmittelexperten demontieren Sprengfallen und entsorgen Munition. Sorry für die herumliegenden Leichen, die seitens der ›heldenhaften‹ ukrainischen Truppen sicherlich zu ›russischen Propagandazwecken‹ zurückgelassen wurden. Immerhin hat die Zeit vor dem Rückzug noch zum Verminen ausgereicht ...

Morgen mehr. Oberst Lyssenko, Sie sind dran.

https://www.youtube.com/watch?v=W1p33_IvFZs

PS: Die Ruine ist übrigens das besagte Neue Terminal, das von den Ukrainern angeblich zurückerobert wurde!

Geschichtsklitterung

Am 27. Januar findet der 70. Jahrestag der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz durch die Rote Armee statt. Zum Festakt nicht eingeladen: Russlands Staatspräsident Putin, heutiger Oberbefehlshaber der damaligen Befreier. Die Begründung des polnischen Außenministers Grzegorz Schetyna ist entweder geprägt von Unwissenheit oder von Russophobie.

Denn laut Schetyna wurde Auschwitz von der Ukraine befreit. Namentlich von der 1. Ukrainischen Front (entsprach einer deutschen Heeresgruppe und bestand aus mehreren Armeen). Nur weist die Bezeichnung lediglich auf den Einsatzort der Front hin. Bis zum Oktober 1943 lautete ihre Bezeichnung Voronesh-Front. Und Voronesh lag und liegt in Russland.

Nun gut, Pan Jazenjuk vertrat ja kürzlich im deutschen Fernsehen die Ansicht, der ›Aggressor Russland› wäre 1944/45 in die Ukraine und in Deutschland einmarschiert. Da wächst wohl endlich zusammen, was zusammengehört.

Zur Strafe ein leicht unvorteilhaftes Foto von Schetyna:
http://thefad.pl/sites/default/files/schetyna_mina_pap550.jpg

Zur Bedeutung von Debalcevo

Kürzlich berichtete ARD-Korrespondent Udo Lielischkies vom Beschuss der Ortschaft Debalcevo durch pro-russische Milizen. Das ist natürlich sein gutes Recht und es ist auch nicht falsch, aber eben nur ein Schnappschuss der gesamten Situation. Über die täglichen Artillerieangriffe auf Donezk, Lugansk, Gorlovka, Pervomaisk und andere Orte durch ukrainische Truppen wird hingegen höchstens am Rande berichtet. Die ideologischen Fronten sind nicht nur für die Politik klar, sondern auch für die Leitmedien, möchte man meinen. Aber zur Bedeutung der Ortschaft:

1
Debalcevo ist ein Verkehrsknotenpunkt der Fernstraßen Gorlovka - Alchevsk - Lugansk und Slavjansk - Antrazit sowie der Bahnlinie Gorlovka - Pervomaisk. Die Kontrolle über derartige Knoten ist in jeder bewaffneten Auseinandersetzung von militärischer Bedeutung.

2
Der Raum Debalcevo ist ein Einschnitt in die Frontlinie und entstand beim Versuch der ukrainischen Armee, die aufständischen Gebiete in zwei Teile aufzuspalten. In der Ortschaft und deren Umgebung sind starke ukrainische Truppenteile mit weitreichender Artillerie und Raketenwerfern stationiert, die immer wieder auf die Ortschaften der Umgebung unter Beschuss nehmen. Eine Bereinigung des Einschnitts würde die beschossenen Orte entlasten.

Wegen dieser beiden Umstände ist Debalcevo seit Monaten hart umkämpft. Die ukrainischen Streitkräfte wollen ihre ins Innere der aufständischen Gebiete ragenden, vorgeschobenen Positionen um jeden Preis halten, um den Druck auf die Umgebung aufrecht zu erhalten, die neurussischen Milizen wollen sie unbedingt einnehmen, um die Frontlinie zu begradigen und ihre Städte zu schützen.

Zerstörungen in Stachanov:
https://www.youtube.com/watch?v=VXoLIP1Hkt0

Hintergrund:
Udo Lielischkies behauptete in einer Reportage über den Donbass für die Tagesthemen am 20. Mai 2014, dass zwei Personen durch die neurussischen Milizen getötet wurden. Tatsächlich hatten die Schüsse eines ukrainischen Freiwilligen-Bataillons die beiden Menschen getötet. Die Tagesthemen gestanden dies später ein und löschten den Bericht aus der ARD-Mediathek.

Kranke Helden

Der ukrainische Freiwillige Roman Donik teilte bei facebook der Welt mit, dass sein Vorgesetzter an der Front von Granatsplittern verletzt wurde, aber keinen Krankenhausaufenthalt benötigt. Besagter Vorgesetzter ist Dmitri Jarosch, der Führer des faschistischen ›Rechten Sektors‹, der auch Abgeordneter der Obersten Rada ist.

Wieso ist er eigentlich Abgeordneter, wo doch ständig gesagt wird, dass die rechten Parteien und Bewegungen die großen Verlierer der letzten Parlamentswahlen in der Ukraine waren? Nun, weil die Faschisten und russophoben Ultranationalisten entweder als Direktkandidaten gewählt wurden oder über das Wahlbündnis Jazenjuks ins Parlament kamen.

PS: Neuesten Informationen zufolge befindet sich Obernazi Jarosch nun doch in einem Krankenhaus.

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