Akte Weltordnung

Freitag, 18. September 2015

Syrische Verhältnisse

Roland Tichy hat einen sehr interessanten Beitrag auf seinem Blog veröffentlich, unter dem Titel ‹Refugees welcome to the front?›, den ich inhaltlich teile. Siehe hier:

http://www.rolandtichy.de/daili-es-sentials/refugees-welcome-to-the-front/

Dazu passend trat gestern ein US-General vor die Kameras und erklärte den Verbleib einer rund 60-köpfigen Truppe von Syrern, die von US-Spezialisten für den Kampf gegen das Terrorkalifat IS ausgebildet und ausgerüstet wurde. Den Verbleib des Kommandos kann man in einem Satz zusammenfassen: Die Truppe wurde komplett aufgerieben, nur wenige Kämpfer haben überlebt und sich in alle Winde verstreut.

Nun ist allerdings das Kommando den ‹Soldaten des Kalifats›, wie die IS-Terroristen sich nennen, gar nicht begegnet. Es geriet im Vorfeld in ein Gefecht mit der radikal-islamischen Al-Nusra-Front, die Al-Qaida nahe steht. Gleichzeitig - und jetzt wird es wirklich interessant - ist sie mit der säkularen Freien Syrischen Armee verbündet, in die wiederum das Weiße Haus und das Pentagon ihre Hoffnungen setzen. Vielleicht, je nach Zeit und Gelegenheit, gibt es hier noch eine ausführlichere Beschreibung der aktuellen Zustände in Syrien.

Hinsichtlich der Flüchtlingsthematik sei eine höchst lesenswerte Betrachtung von Dr. Alexander Kissler empfohlen, die ebenfalls auf dem Blog von Tichy erschien:

http://www.rolandtichy.de/gastbeitrag/frau-merkel-sie-machen-mir-angst/

Mittwoch, 16. September 2015

Einsichten

Auf die Frage an einen deutschen ‹Nazi-Jäger›, was er denn von den ukrainischen Faschisten hielte, kam jüngst die Antwort: «Ich lebe in Deutschland.»

Weltoffenheit ist eben leider nicht gleichbedeutend mit Weltverständnis. In den jüngsten Tagen scheint sich aus meiner Sicht sowas wie eine Art ‹Linksnationalismus› entwickelt zu haben - zwar multikultikunterbunt, aber eben nur innerhalb nationaler Grenzen.

Afghanistans Vize

Der usbekische Söldnerführer Abdul Raschid Dostum, genannt ‹Jedermanns Freund›, ist eine der umstrittensten Gestalten der jüngeren afghanischen Geschichte - und heutiger Vizepräsident von Afghanistan. Dostum wird für zahlreiche schwere Kriegsverbrechen verantwortlich gemacht, seine Herrschaft über die von ihm kontrollierten nördlichen Provinzen gilt als außergewöhnlich brutal.

Seinen Truppen werden Plünderung und Misshandlungen von Zivilisten in der Gegend um Kabul in der Zeit von 1992 bis 1995 zur Last gelegt. Außerdem werden ihnen bei den Rückeroberungen von Masar e Scharif und der umliegenden Gebiete 1997 und 2001 die gezielte Vertreibung, Misshandlung und Ermordung tausender ethnischer Paschtunen sowie Massaker an gefangenen Taliban vorgeworfen.

Berüchtigt war er ebenfalls für seinen häufigen Wechsel der Verbündeten. Er hatte zwischen 1979 und 2001 jede einigermaßen wichtige Gruppe in Afghanistan sowohl zum Verbündeten als auch zum Gegner.

Was soll man dazu sagen? Der Freund von Jedermann ist im Moment eben ein Freund des Westens. Syriens Präsident Assad ist das nicht. Also muss er weg - selbst wenn man dann das IS-Terrorkalifat zum Freund bekommt. Das ist halt Geopolitik.

Montag, 14. September 2015

Abstraktes

Wenn abstrakte Gefahren plötzlich ein Gesicht bekämen, könnte es dieses sein: Die beiden nachstehenden Fotos zeigen die gleiche Person - links als IS-Kämpfer im Juli 2014 und rechts als Asylsuchenden an der mazedonischen Grenze im August 2015.

Zwischenablage.jpg

Ausländische Sicherheitskreise vermuten das Einsickern von bis zu 4.000 IS-Kämpfern und anderen Dschihadisten in Länder der Europäischen Union unter dem Deckmantel der Massenflucht aus dem Nahen Osten.

Nun gut, selbst wenn die Information stimmt, sind es ja, an der Gesamtzahl der Flüchtlinge gemessen, nur wenige Terroristen. Und immerhin gehen rund zwei Drittel der Deutschen davon aus, ausreichend vor derartigen Gefahren geschützt zu sein. Andererseits: 99% der Deutschen wissen leider überhaupt nicht, wie dieser Schutz real aussehen könnte.

Sehr beruhigend!

Montag, 7. September 2015

Eine traurige Inszenierung

Das Foto eines vor der türkischen Küste ertrunkenen syrischen Flüchtlingsjungen grollte wie ein Donnerschlag durch die deutsche (und ausländische) Medienlandschaft. Der Anblick des armen Kindes dringt wie eine scharfe Klinge in das Herz jedes Betrachters - sofern er eines hat - und lädt dazu ein, noch aufnahmebereiter als ohnehin zu sein.

Doch irgendetwas stimmt nicht so recht. Der Ort, an dem das bewegende Foto entstand, ist nicht identisch mit dem Fundort des kleinen Jungen. Hier eine kurze Abfolge:

Foto 1 zeigt den tatsächlichen Fundort des toten Jungen. Er liegt, halb verdeckt von einem Angehörigen der türkischen Gendarmerie, zwischen großen Steinen an der Küste. Der Gendarm im Vordergrund birgt den Leichnam des kleinen Jungen aus dem Wasser.

syrianboy1.jpg
Foto 1

Foto 2 zeigt ebenfalls einen Gendarmen. Er trägt den leblosen Jungen weg. Oder hin? Denn das Bild, das die Herzen der Betrachter erschüttert, entstand an einer Stelle, die das Kind wesentlich deutlicher erkennen ließ. Den kleinen Körper, das leblose Bubengesicht. Auf freiem Küstenstreifen, unverdeckt, spricht das Foto den Betrachter sicherlich viel mehr an als das von mir gezeigte Foto 1.

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Foto 2

Foto 3 zeigt wiederum einen Gendarmen, der mutmaßlich Notizen für ein Ereignisortbefundprotokoll anfertigt (oder auch nicht). Das Kind liegt jedoch nicht mehr am Fundort, denn von dort wurde es weggetragen. Es liegt nun, von allen Seiten sicht- und fotografierbar, medienwirksam placiert auf einem Streifen Küstensand.

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Foto 3

Was sagt uns das? Dass der tatsächliche Fundort für eine Inszenierung nicht tauglich genug war? Man veränderte die Lage des Kindes - und verortete sofort jeden als Nazi und Unmenschen, der sich bspw. an der Körperhaltung des Jungen störte und Zweifel an der Echtheit des Fotos hegte. Doch letztlich behalten die Zweifler recht.

Warum also dieses Foto? Nun, in der Türkei, deren wirtschaftlicher Aufschwung vorerst stark abgebremst wurde, leben vor allem im Osten des Landes rund 1.600.000 Flüchtlinge, die zunehmend zur finanziellen und ökonomischen Belastung werden. Da man sie nicht zurückschicken kann, fördert man die Weiterreise in den wohlhabenden Westen. Den Menschen wird vorgegaukelt, in Deutschland, Österreich oder Schweden gäbe es ein Schlaraffenland für jedermann. Das Kalkül: Schockfotos wie das von dem syrischen Jungen erhöhen die Aufnahmebereitschaft des Westens.

Und ganz gleich, was ›Willkommenheißer‹ und ›Stadtteilhumanisten‹ zu wissen glauben: Es gibt erstarkende Kräfte auf dieser Welt, auch inmitten Europas, die ein großes Interesse an der globalen Islamisierung haben. Der türkische Präsident ist einer davon. Kürzlich kam aus seinem Munde der folgende denkwürdige Satz: »Jeder Muslim in Europa dient der islamischen Sache.«

Doch alles von mir Geschriebene lässt eines unverändert: den Tod dieses unschuldigen kleinen Jungen aus Syrien. Tiefes Mitgefühl ist das einzige Geleit, das ich ihm geben kann. Ob aber bloßes Mitleid angesichts all dieser Tragödien ausreichend ist, muss ich bezweifeln. Die Debatten um die Flüchtlingsproblematik werden ohnehin extrem emotional geführt. Ein wenig mehr Sachlichkeit wäre angebracht.

Ein letzter Rat an die Medien: Wenn ihr nicht ›Systempresse‹ oder ›Lügenpresse‹ gescholten werden wollt, dann benehmt euch nicht so und berichtet in aller angebrachten Objektivität und Sachlichkeit. Mich persönlich spricht menschliches Leid auch dann an, wenn es nicht zur medialen Inszenierung taugt. Aber so wurde erneut bewiesen, dass man zur Durchsetzung seiner ideologischen Ansichten vor fast nichts mehr zurückschreckt. Schade.


Hintergrund:
Laut US-Berichten lebte die Familie des Jungen bereits seit drei Jahren in der Türkei, der Vater hatte Arbeit und wollte sich in Europa die Zähne sanieren lassen. Weil ihm wohl gesagt wurde, dass dies einfach so möglich ist. Eine angebliche Verheißung, die letztlich das Leben einer ganzen Familie zerstörte.

Montag, 10. August 2015

Irre Geostrategie

Künftig möchten die USA jährlich 5.000 Syrer militärisch ausbilden und ausrüsten, damit sie gegen den Terrorstaat IS (Anm. TS: und natürlich gegen Assad) kämpfen. Der Haken an der Sache: Bisher konnten nach Angaben des Pentagon nur 54 (!) vertrauenswürdige Personen gefunden werden.

Man muss kein Prophet sein um zu wissen, was da schon immer kam und immer kommen wird. Den 54 Zuverlässigen werden zweifelsohne 4.946 Unzuverlässige beigeordnet, die dann irgendwann die Gurgeln der Erstgenannten durchschneiden, ein neues Kalifat oder Emirat ausrufen und als Söldner den Krieg in weitere Länder tragen. Auf diese Weise wurden bereits weite Teile Nordafrikas und Nahosts in die Schauplätze blutiger Kriege verwandelt - und ebenso die Ukraine.

Entschuldigung, aber man kann wohl kaum immer wieder den selben Unsinn machen und jedes Mal ein anderes Ergebnis erwarten. Das sollte eigentlich logisch sein.

Freitag, 3. Juli 2015

Unheiliges

Es begab sich zu einer Zeit, während der durch den Turmbau zu Babel die Städte Sodom und Gomorra enger zusammenwuchsen. Da sandten die Großmeister vom Schwarzen Fels einen Boten zu ihrem Statthalter, der im Weißen Schloss residierte. »Du musst die Welt und die Menschen verderben, damit sie jeden Schutz verlieren und uns daher um so williger dienen. Nichts darf so bleiben, wie es war, keine Sekunde lang darf ein Mensch im Augenblick verweilen wollen.«

Der Herr des Weißen Schlosses rief einen Anstreicher herbei und ließ seine Residenz mit bunten Farben bemalen. Viele Untertanen folgten seinem Beispiel, indem sie, der drohenden Gefahr für Leib und Leben trotzend, ihre Gesichter in den gleichen Farben anstrichen. Doch bald regte sich Unmut in Sodom und Gomorra, und in ihrer Verzweiflung wandten die Menschen sich an den Herrn im nun Bunten Schloss.

»Gnädiger Herr«, klagte eine schöne, aber mittellose Prinzessin, »nun, da ich aussehe, als wäre ich ein Zebra, das in Elefantenkot gefallen ist, würdigt kein Prinz mich mehr eines Blickes. Was soll ich nur tun?«

»Hoher Herr«, beschwerte sich auch ein junger Mann, »ich fürchte den Zorn der Ungerechten, denn sobald ich die Farben wieder von meinem Gesicht wasche, werden sie mich des Verrats bezichtigen. Dann werden sie mich steinigen. Was soll ich nur tun?«

Das Murren wurde lauter und lauter, doch der Herr im Bunten Schlosse schwieg. Der Statthalter war gerade unterwegs; begleitet von einem fleischgewordenen Gargouille mit lästerlich heraushängender Zunge inspizierte er seine gewaltigen Heere, die längst bereit standen, um alles Zeitlose in der Welt auszulöschen.

Denn die Großmeister vom Schwarzen Fels hatten ihm geboten, nichts mehr zu belassen, wie es einst war ...

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Der fleischgewordene Gargouille

Montag, 22. Juni 2015

Dass die EU

die Sanktionen gegen Russland ausgerechnet am Tag des Überfalls Hitlerdeutschlands und seiner Verbündeten auf die damalige Sowjetunion verlängert hat, zeigt die besondere Sensibilität der Brüsseler Technokraten. Die Nachkommen der Aggressoren haben bestimmt am eifrigsten die Hände gehoben. In Russland wird man auch dies zur Kenntnis nehmen.

Montag, 1. Juni 2015

Die Guten und die Bösen

Man mag es nicht glauben, aber es ist wirklich so: Nach westlicher Lesart gibt es ›gute‹ und ›böse‹ Diktatoren. Natürlich brechen und beugen beide Gruppen von Tyrannen die Menschenrechte, aber bei den einen ist dies wichtig, bei den anderen nebensächlich. Das sage nicht nur ich, sondern auch der renommierte Nahost- und Islamexperte Dr. Michael Lüders. Möglicherweise findet sich die Aufzeichnung seines am Samstag und Sonntag ausgestrahlten, wirklich sehr sehenswerten TV-Auftritts in der Mediathek des Informationskanals ›phoenix‹ unter der Rubrik ›Im Dialog‹.

Wir müssen einsehen: Der syrische Präsident Baschar al-Assad ist auf jeden Fall ein böser Despot. Weil er sein Volk unterdrückt und anti-westlich ist. Der saudische König Salman Ibn Abd Al-Aziz dagegen ist ein guter Despot. Weil er sein Volk unterdrückt und pro-westlich ist. Dementsprechend gibt es natürlich auch ›gute‹ und ›schlechte‹ Besatzer. So ist für die Europäische Union die Besetzung von Teilen eines ihrer Mitgliedsstaaten weniger bedeutungsvoll als die Besetzung von ohnehin historisch umstrittenen Gebieten eines Nicht-Mitgliedstaates. Immerhin, Nordzypern wurde von einem NATO-Verbündeten und EU-Beitrittskandidaten besetzt, den besonders das Weiße Haus und das Pentagon gern noch enger an Europa gebunden sähe, die Halbinsel Krim vom ewigen Erzfeind Russland, der sich in seiner Bedeutung gefälligst zwischen den Tälern von Andorra und Mali einordnen soll. Zwangsläufig erscheint dann wohl auch, dass es ›gute‹ und ›böse‹ Landteilungen gibt. Die Ukraine muss unbedingt in ihren Grenzen erhalten bleiben, während von Israel auf jeden Fall ein souveräner Palästinenserstaat abgespalten werden muss. Das vormalige Jugoslawien musste gar in ein knappes Dutzend Staaten aufgeteilt werden, den Kurden steht hingegen kein eigener Staat zu, obwohl sie ein eigenes Volk bilden.

Wer ›gut‹ und wer ›böse‹ ist, welches Volk das Anrecht auf einen eigenen Staat hat, bestimmen längst nicht Logik und Vernunft, nicht einmal das Völkerrecht, sondern globalpolitische und -strategische Interessen. Doch globale Akteure gibt es nur sehr wenige. Man kann sie an den Fingern einer Hand abzählen. Zu nennen wären lediglich die USA, Russland und China - dazu teilweise Frankreich mit seiner Frankophonie. Die EU ist dabei eher die Abnickfraktion der USA. Sie ist kein eigenständiger globaler Akteur im Sinn der Geopolitik. Ehrlich, sie kann ohne Hilfe der NSA nicht mal ihre eigenen Bürger ausspähen. Wirklich lustig ist aber, dass die EU unter den eigenen Sanktionen leidet, während Amerikaner und Russen weiterhin gute Geschäfte miteinander tätigen.

Aber bleiben wir bei der Geopolitik. Beispiel Mittlerer Osten: Zuerst unterstützten die USA den Schah von Persien, der die Opposition unterdrückte, gegen den Irak, der die Opposition unterdrückte. Dann kamen im Iran die anti-westlichen Ayatollahs an die Macht, also wurde der Irak als Statthalterstaat in der Region etabliert. Als die CIA-Marionette Saddam Hussein sich verselbständigte und zur Ex-Marionette verkam, wurde sie gestürzt. Bis zu 600.000 irakische Zivilisten bezahlten diesen Sturz mit ihrem Leben. Da der Iran immer noch von den Ayatollahs regiert wird, blieb nur ein weiteres Engagement im Irak. Doch da kämpft mittlerweile jeder gegen jeden: Kurdenmilizen, sunnitische und schiitische Stammeskämpfer, Soldaten einer schwachen Zentralregierung, die Horden des Terrorkalifats des IS. Längst ermordet oder vertrieben sind die religiösen und ethischen Minderheiten, wie Christen, Jesiden und Drusen, die Saddam Hussein relativ unbehelligt ließ. Im ›freien und demokratisierten Irak‹ sind sie heute völlig bedeutungslos. Auch im ebenfalls ›freien und demokratisierten Afghanistan‹ führen unter westlicher Aufsicht religiöse Minderheiten nach wie vor ein Katakombendasein.

Bislang erzielte die westliche Einmischung in Konflikte eher eine verschärfende Wirkung. Wer Syrien vor dem seit Jahren anhaltenden Bürgerkrieg kennen lernen durfte, kann von einem friedlichen, modernen und gastfreundlichen Land berichten, wer den heutigen Anblick ertragen muss, sieht ein zerrissenes, zerstörtes Land in einem Meer aus Blut und Tränen. Immer wieder erfolgt die Fehleinschätzung der Gegebenheiten. Oder deren bewusstes Ignorieren? Angebliche Kämpfer für Freiheit und Demokratie entpuppen sich nicht selten urplötzlich als fanatische ›Gotteskrieger‹. ISIL in Syrien galt vor drei Jahren als eine Art moderate Opposition, nun mordet diese Terrorarmee sich quer durch den Irak und die Levante. Auch Afghanistan war vor der US-Unterstützung der Mudschaheddin ein eher weltoffenes Land und in Ägypten und im Irak, in Syrien, ja selbst in Libyen, gab es weitgehend inneren Frieden und recht stabile Sicherheit. Heute ist das anders.

Einzig der neue starke Mann in Ägypten, Präsident al-Sisi, ein Ex-General, der sich auf das ägyptische Militär stützen kann, erscheint gegenwärtig stark genug, sein Land eigenständig weiterzuentwickeln. Dabei hätten Neokonservative, wie der US-Amerikaner John McCain, oder Neoliberale, wie der Deutsche Guido Westerwelle, lieber die Muslimbrüder weiter an der Macht gesehen. Letztere hätten natürlich kein vernünftiges Staatswesen zustande bekommen, doch eben deshalb wären sie tiefer und tiefer in die Abhängigkeit ihrer westlichen ›Partner‹ geraten. Und das ist der Sinn der Geopolitik: Macht, Einfluss, Kontrolle, ohne sich selbst die Finger schmutzig zu machen. Mit al-Sisi ist das nicht drin. Der hat einen eigenen Willen.

Dass bei der Durchsetzung globaler Machtinteressen selbst die eigenen Werte über den Haufen geworfen werden, ist für die Globalpolitiker und ihrer Chefplaner kein Problem. So wird zur Begründung von Militärinterventionen oft die Durchsetzung der Menschenrechte oder des Völkerrechts vorgeschoben, während man es damit selbst nicht so genau nimmt. Doch der stets pikiert wirkende Durchschnittsverteidiger westlicher Aggressionen wird dem Durchschnittsverteidiger russischer Aggressionen nur sagen: »Wir reden jetzt aber nicht über das Kosovo (als Beispiel).« Eigentlich mag man NIE über das Kosovo (als Beispiel) reden, und wer sich daran nicht hält, ist beinahe ein ›Feind der Demokratie‹. Und so gab es auch nur sehr leise und verstohlene westliche Kritik an der blutigen Niederwalzung der schiitischen Proteste in Bahrain durch das sunnitische Saudi-Arabien. Wie bereits gesagt, der saudische König ist schließlich ein ›guter‹ Diktator.

Also merke: Nach dem Sturz eines ›bösen‹ Diktators setze man unbedingt eine ›gute‹ Marionette ein, die durchaus diktatorische Züge aufweisen darf, sofern diese nicht gegen den Westen und dessen Interessen gerichtet sind. Je schwächer eine Marionette ist, desto besser kann sie kontrolliert werden. Und wenn dann eines Tages dennoch die Fäden zwischen Puppenspieler und Puppe reißen sollten, so kann man den einst nützlichen Holzkopf immer noch irgendwo aufhängen. Bloß keine Hemmungen. Schließlich dient es dem Wohl der Menschheit.

Samstag, 30. Mai 2015

Der Senator und der Kalif

Für die einen ist er ein supertoller US-Patriot, für die anderen einer der größten Kriegstreiber schlechthin: Senator John McCain, ehemaliger US-Präsidentschaftskandidat und Unterstützer Mohammed Mursis und der Moslembrüder in Ägypten. Dieses Foto zeigt ihn im Jahre 2013 in Syrien:

john mccain abu bakr abu musa.jpg

Wen zeigt das Foto noch? Hinter dem US-Senator befindet sich ein gewisser Abu Bakr al-Baghdadi, heute auch bekannt als Kalif Ibrahim von der Terrororganisation Islamischer Staat (IS). Links im Bild sieht man einen der maßgeblichen Militärkommandeure des IS, Abu Musa.

Keine weiteren Worte!

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