Montag, 7. September 2015

Eine traurige Inszenierung

Das Foto eines vor der türkischen Küste ertrunkenen syrischen Flüchtlingsjungen grollte wie ein Donnerschlag durch die deutsche (und ausländische) Medienlandschaft. Der Anblick des armen Kindes dringt wie eine scharfe Klinge in das Herz jedes Betrachters - sofern er eines hat - und lädt dazu ein, noch aufnahmebereiter als ohnehin zu sein.

Doch irgendetwas stimmt nicht so recht. Der Ort, an dem das bewegende Foto entstand, ist nicht identisch mit dem Fundort des kleinen Jungen. Hier eine kurze Abfolge:

Foto 1 zeigt den tatsächlichen Fundort des toten Jungen. Er liegt, halb verdeckt von einem Angehörigen der türkischen Gendarmerie, zwischen großen Steinen an der Küste. Der Gendarm im Vordergrund birgt den Leichnam des kleinen Jungen aus dem Wasser.

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Foto 1

Foto 2 zeigt ebenfalls einen Gendarmen. Er trägt den leblosen Jungen weg. Oder hin? Denn das Bild, das die Herzen der Betrachter erschüttert, entstand an einer Stelle, die das Kind wesentlich deutlicher erkennen ließ. Den kleinen Körper, das leblose Bubengesicht. Auf freiem Küstenstreifen, unverdeckt, spricht das Foto den Betrachter sicherlich viel mehr an als das von mir gezeigte Foto 1.

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Foto 2

Foto 3 zeigt wiederum einen Gendarmen, der mutmaßlich Notizen für ein Ereignisortbefundprotokoll anfertigt (oder auch nicht). Das Kind liegt jedoch nicht mehr am Fundort, denn von dort wurde es weggetragen. Es liegt nun, von allen Seiten sicht- und fotografierbar, medienwirksam placiert auf einem Streifen Küstensand.

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Foto 3

Was sagt uns das? Dass der tatsächliche Fundort für eine Inszenierung nicht tauglich genug war? Man veränderte die Lage des Kindes - und verortete sofort jeden als Nazi und Unmenschen, der sich bspw. an der Körperhaltung des Jungen störte und Zweifel an der Echtheit des Fotos hegte. Doch letztlich behalten die Zweifler recht.

Warum also dieses Foto? Nun, in der Türkei, deren wirtschaftlicher Aufschwung vorerst stark abgebremst wurde, leben vor allem im Osten des Landes rund 1.600.000 Flüchtlinge, die zunehmend zur finanziellen und ökonomischen Belastung werden. Da man sie nicht zurückschicken kann, fördert man die Weiterreise in den wohlhabenden Westen. Den Menschen wird vorgegaukelt, in Deutschland, Österreich oder Schweden gäbe es ein Schlaraffenland für jedermann. Das Kalkül: Schockfotos wie das von dem syrischen Jungen erhöhen die Aufnahmebereitschaft des Westens.

Und ganz gleich, was ›Willkommenheißer‹ und ›Stadtteilhumanisten‹ zu wissen glauben: Es gibt erstarkende Kräfte auf dieser Welt, auch inmitten Europas, die ein großes Interesse an der globalen Islamisierung haben. Der türkische Präsident ist einer davon. Kürzlich kam aus seinem Munde der folgende denkwürdige Satz: »Jeder Muslim in Europa dient der islamischen Sache.«

Doch alles von mir Geschriebene lässt eines unverändert: den Tod dieses unschuldigen kleinen Jungen aus Syrien. Tiefes Mitgefühl ist das einzige Geleit, das ich ihm geben kann. Ob aber bloßes Mitleid angesichts all dieser Tragödien ausreichend ist, muss ich bezweifeln. Die Debatten um die Flüchtlingsproblematik werden ohnehin extrem emotional geführt. Ein wenig mehr Sachlichkeit wäre angebracht.

Ein letzter Rat an die Medien: Wenn ihr nicht ›Systempresse‹ oder ›Lügenpresse‹ gescholten werden wollt, dann benehmt euch nicht so und berichtet in aller angebrachten Objektivität und Sachlichkeit. Mich persönlich spricht menschliches Leid auch dann an, wenn es nicht zur medialen Inszenierung taugt. Aber so wurde erneut bewiesen, dass man zur Durchsetzung seiner ideologischen Ansichten vor fast nichts mehr zurückschreckt. Schade.


Hintergrund:
Laut US-Berichten lebte die Familie des Jungen bereits seit drei Jahren in der Türkei, der Vater hatte Arbeit und wollte sich in Europa die Zähne sanieren lassen. Weil ihm wohl gesagt wurde, dass dies einfach so möglich ist. Eine angebliche Verheißung, die letztlich das Leben einer ganzen Familie zerstörte.

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