Russischer Frühling

Sonntag, 29. November 2015

Stadt Donezk

im Oktyabrsky-Bezirk, gestern Nacht ...

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Brüchige Waffenruhe

Ukrainische Nazis und islamistische Krimtataren sprengten Strommasten und legten die Stromversorgung der Krim lahm, wegen offener Rechnungen dreht Russland der Ukraine den Gashahn zu, die Ukraine untersagt russischen Fluglinien den Überflug über ihr Territorium - wie Deeskalation sieht all das nicht aus. Bemerkenswert: Der Russland-Beauftragte der Bundesregierung, Gernot Erler (SPD), sieht den Auslöser der neuen Spannungen diesmal eindeutig allein auf der Seite Kiews.

Auch an der Kontaktlinie im Donbass vermehren sich die Anzeichen für eine brüchiger werdende Waffenruhe. Aus Donezk wird Beschuss aus Panzerabwehrwaffen, Haubitzen und Granatwerfern gemeldet, der auch das nördlich gelegene Gorlovka und Siedlungen an der Peripherie umfasst. Gestern Nacht brannte ein Haus nach Granatwerferbeschuss völlig aus. Auch auf die Infrastruktur, besonders die Gas- und Energieversorgung, werden immer wieder Attacken durchgeführt. Auch entlang der Bakhmutska-Trasse an der Lugansker Nordfront werden feindliche Aktivitäten registriert.

Die Aufmerksamkeit der Welt für das Geschehen im Donbass hat nachgelassen. Politik und Medien sind gerade #Paris, nicht #Klitschko. Unter dem Schutz des Desinteresses zeigen das System in Kiew und dessen Unterstützer erneut ihr aggressives Gesicht, das auch vor der eigenen Bevölkerung nicht innehält. Besonders rage ist dabei aktuell ein kleiner, bewaffneter Teil der Krimtataren unter der Führung eines früheren IS-Kämpfers.

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Foto 1 - Ein von Artilleriefeuer zerstörtes Haus am Donezker Stadtrand

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Foto 2 - Patrouillierende Spezialkräfte des 1. Korps der Donezker Armee

Trauerndes Lipezk

An den Zweigen der Bäume am Fliegerdenkmal in der Garnisonsstadt Lipezk bewegen sich im kalten Wind des russischen Winters aus Papier gefaltete Flugzeuge. Kinder haben sie zu Ehren von Oberstleutnant Oleg Peshkov gebastelt, der in Nordsyríen beim Abschuss seiner Maschine ums Leben kam. Seit Tagen legen vor dem Denkmal Zivilisten und Soldaten Blumen nieder. Die Trauer um einen Bürger der Stadt, einen Helden der Russischen Föderation, lässt das Leben langsamer werden und für kurze Momente sogar innehalten.

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Auch der Zorn ist groß dieser Tage. Zumal Oleg Peshkovs Leichnam noch immer nicht an seine Kameraden übergeben wurde. Und weil die Hinweise sich verdichten, dass der Oberstleutnant in einer Situation der Wehrlosigkeit von turkmenischen Kugeln förmlich zersiebt wurde. Eine Nation ist fassungslos, traurig und wütend.

Ich trauere mit ihnen, mit all den vielen Menschen in Lipezk und ganz Russland.

Freitag, 27. November 2015

Ein Soldat Russlands

Der Marinesoldat Aleksandr Pozynich wurde nur 29 Jahre alt. Er fiel am 25. November 2015 während der Rettungsmission für den Navigator eines durch die Türkei abgeschossenen russischen Frontbombers im Norden Syriens.

In Novotscherkassk, Region Rostov, wurde er heute zu Grabe getragen. Sasha hinterlässt eine Ehefrau und zwei Kinder. An der Beerdigung nahmen neben der Familie und Freunden mehr als 200 Soldaten, Donkosaken und Veteranen teil.

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Möge die Erde dir leicht sein, Sasha!

Donbass-Nachtrichten

Der frühere Militärchef und Verteidigungsminister der nicht anerkannten Donezker Volksrepublik, Igor Strelkov (Girkin), kritisiert die Inaktivität der neurussischen Kämpfer im Donbass, die sich weitgehend außerhalb ihrer Garnisonen im Urlaub befinden. »Würden die Ukrainer jetzt angreifen, wäre eine Abwehr kaum möglich«, so der Oberst der Reserve. Die Republikchefs Zaharchenko und Plotnizki verteidigen hingegen die notwendige Erholungsphase für ihre Soldaten.

Indes liefern sich die Kontrahenten entlang der Kontaktlinie immer wieder unbedeutende Schusswechsel. Aus Donezk wird Artilleriefeuer von der ukrainischen Seite gemeldet, von dem Randbezirke der Metropole betroffen sind, aber auch die Siedlungen Oktyabrska, Peski und Spartak. Die Waffenruhe hält jedoch weitgehend.

Die russische Marineinfanterie

Die russische Marineinfanterie kann auf eine mehr als dreihundertjährige Tradition zurückblicken. Der zur Marine gehörende Verband ist klein, aber elitär. Derzeit umfasst die Marineinfanterie drei Brigaden, zwei selbständige Regimenter und zwei selbständige Bataillone.

Zur Ausrüstung gehören moderne Kampfpanzer, Schützenpanzer und gepanzerte Transportfahrzeuge, Panzerhaubitzen, Artilleriesysteme und Flugabwehrkomplexe, Granatwerfer und Handfeuerwaffen.

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Zur Marineinfanterie gehörte der während einer Rettungsmission für die Besatzung einer am 25. November 2015 abgeschossenen russischen Su-24 gefallene Marinesoldat Aleksandr Pozynich. Ebenfalls bekannt dürfte regelmäßigen Leserinnen und Leser der frühere Marineinfanterist und heutige Milizkommandeur im Donbass, Arseniy Pavlov (‹Motorola›), sein.

Donnerstag, 26. November 2015

Ein moderater Rebell

Dieser junge Mann dürfte für die russischen Streitkräfte in Syrien weit oben auf der Liste der meist gesuchten Terroristen stehen. Sein Kampfname: Abu Basir al-Britani. Gegen ihn und seine Kumpane richteten sich u.a. die jüngsten russischen Luftangriffe in Nordsyrien.

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Bei al-Britani handelt es sich um einen lokalen Anführer der Al-Nusra-Front, des syrischen Ablegers der globalen Terrororganisation Al-Qaida. Geboren wurde der Konvertit als Lucas Kinney. Er ist der Sohn des Hollywood-Regisseurs Patrick Kinney.

Eine Rekonstruktion

Vor einigen Jahren, ziemlich am Anfang des Bürgerkriegs in Syrien, konnte man noch relativ gefahrlos von der türkischen Wirtschaftsmetropole Gaziantep über das türkische Kilis und das syrische Azaz nach Aleppo reisen. Später wurde diese Strecke gleichsam zum Fluchtweg syrischer Zivilisten gen Norden wie auch zur Versorgungsroute moderater und radikaler Aufständischer in den Süden.

In diesem Bereich griff die russische Luftwaffe am 26. November einen Versorgungskonvoi der islamischen Extremisten im Gebiet um Azaz an. Möglicherweise war es auch die syrische Luftwaffe. Genaues weiß man noch nicht. Zwanzig Fahrzeuge wurden zerstört, sieben Islamisten getötet, zehn weitere verletzt. Die türkische Seite spricht von einem Hilfskonvoi für Zivilisten; wir werden sehen.

Auch gestern gab es in diesem Gebiet militärische Aktivitäten. Eines der eingesetzten Flugzeuge, ein Frontbomber vom Typ Suchoi Su-24 unter dem Kommando von Oberstleutnant Peshkov, wurde auf dem Rückflug zur russischen Basis Latakia nahe der syrisch-türkischen Grenze von einem türkischen Jagdflugzeug abgeschossen.

Während Russland die Verletzung des türkischen Luftraums dementiert und entsprechende Vorwürfe zurückweist, behauptet die Türkei, das russische Flugzeug hätte sich fünf Minuten lang im türkischen Luftraum aufgehalten und sei zehn Mal gewarnt worden. Der überlebende russische Navigator, Hauptmann Murachtin, weist dies zurück.

Mag sein, dass die russische Maschine an einem entlegenen Zipfel die türkische Grenze ‹geschrammt› hat (siehe Karte). Dies würde die erwähnten siebzehn Sekunden Aufenthalt über türkischem Territorium erklären, von denen anfangs die Rede war. Es bleibt allerdings eine nicht beweisbare Vermutung und ist nur der Versuch einer Rekonstruktion. Der Abschuss des Flugzeugs wäre dennoch eine völlig überzogene Reaktion gewesen. Möglicherweise stellte die Attacke sogar einen Hinterhalt dar, als eine Racheaktion für die Behinderung des Nachschubs aus der Türkei für militante Kämpfer in Syrien.

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Wäre die Su-24 gemäß der türkischen Darstellung fünf Minuten lang im türkischen Luftraum unterwegs gewesen, so hätte sie eine Strecke von rund 75 bis 125 Kilometer zurückgelegt. Diesen Unsinn, mit Verlaub, behaupten jedoch nicht einmal die türkischen Behörden.

Einzig gegen die russische Darstellung spricht die Sucht von im Schwarm agierenden, minderbegabten ‹Experten› in Politik und Medien zur Darstellung Russlands als globalen Aggressor. Die BILD-Schlagzeile »Putin attackiert die Türkei« gehört zu den traurigen Höhepunkten der allgegenwärtigen Russophobie. Aggressiv verhielt hat sich in dieser Angelegenheit indes allein die Türkei - im Nachhinein mit dem Rückhalt des politischen Westens und dessen Anführers Obama sowie der um den eigenen Existenzsinn kämpfenden NATO.

Diese und andere Ungerechtigkeiten, mit denen ein Land wie Russland durch gezielte Provokationen, unbeweisbare Unterstellungen und falsche Darstellungen in die Isolation getrieben werden soll, sind die tatsächlichen Triebkräfte für eine gespaltene Welt und einen neuen kalten Krieg. Oder perspektivisch einen heißen. Auch wenn gern das Gegenteil behauptet wird: Einzig die Besonnenheit des Kreml hat bislang Schlimmeres verhindert.

Mittwoch, 25. November 2015

Zitat des Tages

»Ich kann nicht warten, ich muss wieder arbeiten. Ich habe Schulden zurückzuzahlen für meine Rettung. Und für meinen Kommandeur.«

Dies sagte Hauptmann Murachtin, der gerettete Navigator der russischen Su-24. Nein, er muss gewiss nicht die Kosten für den Rettungseinsatz zahlen, er spricht von einer Ehrenschuld. Sagt man heute wohl besser dazu ...

Ewige Erinnerung

Wir gedenken Oberstleutnant Oleg Peshkov, dem Piloten des gestern unter noch ungeklärten Umständen nahe der syrisch-türkischen Grenze abgeschossenen russischen Frontbombers vom Typ Suchoi Su-24. Per Ukas (Erlass) des russischen Staatspräsidenten wurde Oberstleutnant Peshkov posthum mit dem Stern und Titel eines Helden der Russischen Föderation geehrt.

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Wir gedenken ebenfalls Marineinfanterist Aleksandr Pozynich, der im Rahmen der Rettungsmission für die beiden Piloten der Su-24 sein junges Leben ließ. Sasha hinterlässt eine Ehefrau und einen kleinen Sohn. Er wurde posthum mit dem Orden für Tapferkeit ausgezeichnet.

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Oleg Peshkov (links) und Aleksandr Pozynich, beide gefallen

Ewige Erinnerung!
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Hauptmann Konstantin Murachtin, Navigator der Su-24, konnte von einer gemeinsamen Kommandoeinheit der russischen Armee und der syrischen Regierungstruppen in Sicherheit gebracht werden. Er befindet sich wieder unter seinen Kameraden auf einem russischen Stützpunkt im Nordwesten Syriens. Auch er wurde mit dem Orden für Tapferkeit ausgezeichnet.

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Konstantin Murachtin

Bei twitter dankt der Oberkommandierende der russischen Streitkräfte ausdrücklich allen Beteiligten an der Rettungsaktion.

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