Russischer Frühling

Montag, 29. Februar 2016

Agrar-Supermacht

Einst hat der US-Botschafter in Kiew der Ukraine bescheinigt, die künftige Agrar-Supermacht zu werden. Der aktuelle Stand der Dinge:

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Ein heiliger Mann

Ein Freund hat mir eine wahre Geschichte erzählt. Ich will davon berichten.

Lugansk, 31. Juli 2014: Der Priester Vater Vladimir befand sich auf dem Weg zur Abendmesse, als nahe der Chapaev-Straße in einem Wohngebiet Bomben fielen. Er sah ukrainische Kampfflugzeuge am Himmel, acht 500-kg-Bomben an geöffneten Fallschirmen. Vater Vladimir wurde an der Brust und am linken Arm verwundet, als zwei der Bomben detonierten.

Er kniete nieder und begann zu beten. Die sechs übrigen Bomben explodierten nicht, außer Vater Vladimir starb kein weiterer Mensch. Es geschah am Festtag des heiligen Serafim von Sarov.

Gott schütze die fünf Kinder Vater Vladimirs!

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Dienstag, 22. Dezember 2015

Friedliche Helden

Das Dorf Krasnokutsk in der ukrainischen Oblast Charkov ereignete sich kürzlich eine spontane Kundgebung von Einwohnern, die sich gegen die Verschleppung der Ermittlungen der Polizei wegen der Vergewaltigung und Ermordung eines 15-jährigen Mädchens richtete.

Der Demonstration schlossen sich umgehend Angehörige des sogenannten ‹Zivilen Korps› des Nazi-Regiments ‹Asow› an. Diese randalierten und zündeten letztlich die Wohnhäuser von Vertretern der örtlichen Polizei an.

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Und das Video dazu:
https://www.youtube.com/watch?v=4KD-cnVv8aQ

Dienstag, 15. Dezember 2015

Trauerndes Stachanov

Zahlreiche Trauernde versammeln sich in Stachanov, um Ataman Pavel Dremov zu Grabe zu tragen.

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Einer der Redner war der sichtlich bewegte Oberst Eduard Basurin, Stellvertreter Kommandeur des 1. Armeekorps der Donezker Volksrepublik (unteres Foto).

Zwei Videos:
https://www.youtube.com/watch?v=4FxW6RBQT80
https://www.youtube.com/watch?v=Z4wC6t_kJeY

Montag, 14. Dezember 2015

Pavel Dremov - Kosak und Ataman

In einem der zahllosen Polittalks im deutschen Fernsehen listete dermaleinst die Grüne Marielouise Beck jene Berufe auf, deren Ausübende keinen Staat aufbauen könnten. Benannt wurden seitens der selbstherrlichen Dame u.a. Elektromechaniker (A. Zaharchenko), Lokführer (M. Tolstych) und Sänger (A. Mozgovoy). Pavel Leonidovich Dremov (gesprochen: Dryomov) wäre in dieser Auflistung der Maurer gewesen.

Ungeachtet der Verachtung des fernen deutschen Politbürgertums für Menschen mit nichtakademischen Berufen gehörte - und gehört - Pavel Dremov in seiner Heimatregion Lugansk zu den Helden von Novorossia. Er ist ein Idol für viele Menschen in der Ostukraine. Hierzulande dürfte den meisten Menschen sein bewegtes Leben ebenso wenig bekannt sein, wie sein Sterben.

Wer also war Pavel Dremov?

In wenigen Tagen, am 22. Dezember, hätte er seinen 39. Geburtstag feiern können. Doch der 1976 im ostukrainischen Kadievka - heute Stachanov - geborene Donkosak kam am 12. Dezember 2015 ums Leben. Er starb infolge eines hinterhältigen Mordanschlags: Eine Autobombe tötete ihn auf der Strecke zwischen Pervomaisk und Stachanov. Sein Fahrer blieb zunächst am Leben, erlag aber seinen Verletzungen, ohne das Bewusstsein wiederzuerlangen.

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FOTO 1 - Pavel Dremov zu Beginn des Konflikts

Doch nicht über Pavel Dremovs Tod will ich berichten, sondern aus seinem Leben erzählen. Wie so oft stehe ich vor dem Problem, dass es kaum etwas aus der Zeit vor dem Krieg im Donbass zu schreiben gibt. Auch Pavel Dremov war ein ganz normaler Einwohner der östlichen Ukraine, der sich nicht von der großen Mehrheit der Bevölkerung abhob. Ein unauffälliger und uninteressanter Durchschnittsbürger, so scheint es zunächst.

Das wenige Bekannte vor dem Frühjahr 2014: Dremov war gebürtiger Donkosak und wuchs im Donbass auf. Dort erlernte er den Beruf eines Maurers, den er auch ausübte. Gedient hatte er in den ukrainischen Streitkräften. Bereits als junger Mann engagierte er sich in der Kosakenbewegung. Und er kümmerte sich um seine alte Mutter. Unbestätigten Aussagen zufolge habe er als 16-Jähriger als Freiwilliger in Transnistrien gekämpft. Durch Zeugen belegt ist hingegen seine Teilnahme am 2. Tschetschenien-Krieg auf der Seite der russischen Streitkräfte.

Mit dem Sturz der rechtmäßigen Regierung in Kiew, dem sogenannten Euromaidan und dem Ausbruch des Ostukrainekonflikts im Frühjahr 2014 geschah etwas, das einer Frau Beck als Unmöglichkeit erscheint: Der einfache Maurer Pavel Dremov betritt die Bühne des politischen Zeitgeschehens und stellt seine Begabung als Organisator und Anführer unter Beweis. Der einfache Kosak wird zum Mitinitiator der nicht anerkannten Lugansker Volksrepublik.

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FOTO 2 - Dremov redet in Stachanov (2.v.l.: Evgeniy Ishchenko)

Pavel Dremov gehörte zu den ersten pro-russischen Aktivisten in Lugansk. Anfangs ist sein Werdegang eng mit einem anderen Donkosaken verbunden: Aleksey Borisovich Mozgovoy. Über den legendären Brigadekommandeur und seinen Verband wurde hier vieles geschrieben. Doch heute steht die Erinnerung an Dremov im Mittelpunkt.

Populär wurde Pavel Dremov, als er am 6. April 2014 mit einer Gruppe Kosaken die Lugansker Zentrale des ukrainischen Militärgeheimdienstes SBU stürmte und dort u.a. eine nicht unerhebliche Anzahl Kleinwaffen erbeutete. Anschließend ging er als Kommandeur einer rund hundertköpfigen Kosakenabteilung der Lugansker Volksmiliz Mozgovoys nach Severodonezk.

Im Sommer 2014 wurden Mozgovoy und Dremov mit ihrer Miliz im Raum Lisichansk von der ukrainischen Armee eingekesselt und von jeder Unterstützung abgeschnitten, doch gelang den beiden Kommandeuren mit ihren Gruppen der Durchbruch nach Süden. Größere Verluste konnten vermieden werden. Allerdings trennten sich hier die Wege Dremovs und Mozgovoys.

Während Mozgovoy nach Alchevsk ging, begaben Dremovs Kosaken sich nach Pervomaisk, Stachanov und Bryanka. Dort vereinigten sie sich mit lokalen Milizen zur Kosakennationalgarde unter dem Donsker Marsch-Ataman Nikolai Kozitsyn. Es entstand das Kosakenregiment ‹Platov› unter Dremovs Kommando. Das Regiment kämpfte an der Lugansker Nordfront, um die Blokposts entlang der Bakhmutska-Trasse, im Kessel von Debalcevo.

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FOTO 3 - Dremov wird wegen Tapferkeit bei Debalcevo ausgezeichnet

Nach Diskrepanzen zwischen Ataman Kozitsyn und dem Lugansker Republikchef Igor Plotnizki und dem Weggang Kozitsyns stieg Dremov zum Kommandeur der Kosakennationalgarde auf. Im Rang eines Generalmajors der Großen Donarmee wurde er Kommandeur der Zentralfront der Kosakennationalgarde. Zudem war er der Ataman der Kosakenrepublik Stachanov.

Geblieben waren die Konflikte zwischen Plotnizki und den Kosaken. Während der Republikchef Kohle an die Ukraine liefern wollte, stellten Mozgovoy und Dremov sich dagegen. Die beiden Atamane warfen Plotnizki vor, die Idee eines geeinten Novorossia zu verraten, um seine Macht als Oberhaupt der Lugansker Volksrepublik zu erhalten, und beschuldigten ihn der Veruntreuung von Hilfsgütern aus Russland. Überhaupt forderten die Kosaken eine Volksdemokratie anstelle der parlamentarischen Republik ein. Die Kosakenrepublik blieb nur aus, weil Mozgovoy sich gegen Wahlen im Kriege aussprach und somit nicht gegen Plotnizki kandidierte.

Pavel Dremov war hingegen kein Politiker. Ihm fehlten diesbezügliche Ambitionen. Der Ataman bezeichnete sich selbst als Anhänger einer sozial gerechten Monarchie. Gerechtigkeit und Egalität gehören neben Christgläubigkeit, Freiheitsdrang und Tapferkeit zu den großen Tugenden aller Kosaken.

Schon während der gemeinsamen Aktionen mit Aleksey Mozgovoy war Letzterer der unermüdliche Organisator und Dremov der umsichtige Ausführende vor Ort. Beide gemeinsam hätten Großes vollbringen können! Aber beide fielen feigen Anschlägen zum Opfer. Verantwortliche für die Taten konnten nicht ermittelt werden. Doch heute ist ohnehin nicht der Tag für Schuldzuweisungen.

Jedenfalls kam es vor Dremovs Tod zu einem Burgfrieden mit Plotnizki. Aus dem Kommandeur der Kosakennationalgarde im Rang eines Generalmajors wurde im Rahmen der Bildung des einheitlichen Armeekorps der Lugansker Volksrepublik der Kommandeur des 6. selbständigen motorisierten Schützenregiments im Rang eines Obersten. Eine Degradierung. Doch Pavel Dremov legte sowieso keinen Wert auf Titel, Orden und Schnörkel. Trotz seines Aufstieges in der Kosakenhierarchie blieb er stets ein einfacher Mann, der für die Menschen im Donbass lebte, kämpfte und schließlich starb.

Am Tag vor seinem Tod hat Pavel Dremov geheiratet. Seine Ehefrau, heißt es, stammt aus Sankt Petersburg und arbeitete eine Zeit lang als Reporterin im Donbass. Ihr Schmerz muss unermesslich sein.

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FOTO 4 - Bürde des Kommandos: Dremovs Bart ist grau geworden

Ruhe in Frieden, Pavel Leonidovich, Bruder im Geiste, tapferer Kosak und pflichtbewusster Ataman, möge die Erde dir leicht wie ein Daunenbett sein. Der dritte große Sohn vom Don bist du, den wir nach Evgeniy Ishchenko und Aleksey Mozgovoy beklagen müssen. Doch deine Frau vermag allein der Herr zu trösten.

Du hast tapfer und redlich gefochten, deinen Männern warst du ein guter Oberster. Jenseits des Irdischen, angesichts der Pracht und Herrlichkeit des Himmelreiches, lebst du weiter in Ewigkeit. Ewig lebt auch das Gedenken an dich. Niemals wirst du vergessen werden.

Ewige Erinnerung!
stgeorgsband

Samstag, 12. Dezember 2015

Ein weiterer Anschlag

Soeben habe ich erfahren, dass Kosakenoberst Pavel Leonidovich Dremov, Kommandeur des 6. Kosaken-Schützenregiments 'Ataman Platov' der VR Lugansk, einem Mordanschlag zum Opfer fiel.

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Weiteres später.

Freitag, 11. Dezember 2015

BUK-Raketen

Um mal mit einem Mythos aufzuräumen: Nicht nur Russlands Streitkräfte verfügen über BUK-Raketensysteme, sondern auch die Ukraine (etwa 60 Batterien). Das nachstehende Foto zeigt den ukrainischen Regierungssoldaten Sergey Pashenko bei der Bewachung einer BUK-Batterie im Rayon Abvrosievka in der Region Donezk.

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Amvrosievka stand damals, im Juli 2014, unter Kontrolle der Kiewer Truppen und gehört heute zu den von den neurussischen Milizen gehaltenen Gebieten.

Donnerstag, 10. Dezember 2015

Hohe Ehrung

Dem russischen Marinesoldaten Aleksandr Pozynich wurde posthum eine hohe Ehre zuteil: In seiner Heimatstadt Novotscherkassk wurde eine Schule nach ihm benannt.

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Aleksandr fiel am 25. November 2015 während der Rettungsmission für den Navigator eines durch die Türkei abgeschossenen russischen Frontbombers im Norden Syriens und wurde in seiner Heimatstadt beigesetzt. Er wurde 29 Jahre alt.

Mittwoch, 2. Dezember 2015

Nachwahlen

Bei der nachgeholten Kommunalwahl in Mariupol scheiterte der Wahlblock Poroschenkos an der 5%-Hürde. Mit großem Abstand siegten die Kandidaten des reichsten Ukrainers, des Oligarchen Rinan Achmetov. Diese stehen zu Kiew in Opposition. Pro-russische Kandidaten stellten sich aus Gründen der persönlichen Sicherheit nicht zur Wahl.

Die Wahlbeteiligung lag, wie ich letztens bereits vermutet habe, bei nur rund 25 Prozent. Es gab erhebliche Sicherheitsvorkehrungen der Kiewer Zentralgewalt; die Stadt glich einem Krisengebiet.

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Sonntag, 29. November 2015

Die Regimentstochter (2)

»Ich hatte keine Angst«, sagt stolz die neunjährige Schülerin Bogdana, als sie von der Zeit der Bombardierung ihrer Heimatstadt berichtet. »Ich habe mit anderen Leuten im Keller gesessen und gebetet. Und ich habe mich um streunende Hunde und Katzen gekümmert, ihnen Futter besorgt, obwohl es kaum etwas zu essen gab.«

Wer hier regelmäßig reinschaut und ein gutes Gedächtnis hat, kann sich vielleicht an Bogdana erinnern. Da meine eingestandene Zuneigung zu den Menschen im Donbass keine hohle Phrase ist, bemühe ich mich stets darum, die Schicksale der hier Porträtierten weiter zu verfolgen. Bogdana wurde erst vor einem Monat erwähnt, und zwar hier:

http://sirko.twoday.net/stories/die-regimentstochter/

Bereits damals wurde bekannt, dass Bogdana der neurussischen Brigade ‹Prizrak› angehört. Sie ist der medizinischen Abteilung zugeordnet und bekommt sogar 1.000 Rubel monatlichen Sold. Dafür kauft sie nach wie vor Ausstattungen für bedürftige Erstklässler an ihrer Schule: Notebooks, Bücher und Hefte, Stifte und Lineale ... »Onkel Lyosha hat mir gesagt, wir Leute in Novorossia sind redliche Menschen und helfen einander«, erklärt Bogdana. »Wir sind dazu verpflichtet, uns zu helfen.«

‹Onkel Lyosha› war der für viele Menschen weltweit zur Legende gewordene Kommandeur der neurussischen Milizbrigade ‹Prizrak›, Aleksey Mozgovoy. Bogdana begegnete ihm etwa sechs Monate vor seinem Tod während der Hochzeit eines Pärchens aus der Brigade. Mozgovoy, der sich sehr um das Wohlergehen der Kinder in seinem Abschnitt sorgte, ‹adoptierte› das Mädchen förmlich in seine Brigade. Bogdana wurde sozusagen zur Sprecherin der Kinder von Alchevsk und Umgebung. Für viele Gleichaltrige wurde sie zu einem Vorbild, für den Brigadekommandeur beinahe eine Tochter - daher auch ihr Funkname ‹Docha› (Tochter).

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Foto 1 - Bogdana mit Brigadekommandeur Mozgovoy

Doch für andere Leute in der Ukraine beging Bogdana wegen ihrer Nähe zur Miliz ein unverzeihliches Verbrechen. Sie wurde im Internet bedroht und mit üblem Hass pro-europäischer Ukrainer konfrontiert: der Galgen für ihre Eltern, ein Leben im Käfig für sie selbst, der Tod allen Kämpfern im Donbass ... die üblichen Widerwärtigkeiten der angeblichen ‹Guten›. Und nach Mozgovoys Ermordung drohte man ihr sogar an, sie zu entführen und zu töten. Daher steht sie unter dem Schutz der Kämpfer der Brigade ‹Prizrak›. Der Besuch ‹sozialer› Netzwerke sind für sie ein Tabu geworden.

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Foto 2 - Bogdana in Alchevsk

Bogdana lächelt scheu. Sie flechtet das Band des Georgskreuzes in ihr Haar und redet leise über ihre Zeit bei ‹Prizrak›. Und über den Brigadekommandeur Mozgovoy, ihren Onkel ‹Lyosha›. Jeden Sonntag bringt Bogdana frische Wildblumen zu seinem Grab. »Onkel Aleksey liebte Wildblumen«, sagt Bogdana leise. Für sie ist klar: »Es gibt keinen Tod, wir werden für immer leben.«

Den letzten Kontakt zu Mozgovoy hatte Bogdana während der Kämpfe um Debalcevo. Der Kommandeur rief sie an und scherzte. Er hatte gesagt, sie solle sich nicht um ihn sorgen. »Im Land der redlichen Menschen stirbt niemand«, versprach er ihr.

In ihrem letzten Brief an Mozgovoy fragte sie: »Warum sind Menschen so böse und dumm? Ich möchte Militärärztin werden und Leben bewahren. Auch das Leben derer, die uns töten wollen. Aber ich weiß, dass sie uns nie verzeihen werden, dass wir in einem eigenen Land leben wollen. Für sie ist es leichter uns zu töten als uns zu verstehen.«

Gottes Segen und von Herzen alles Gute wünsche ich
dem Mädchen aus dem Land der redlichen Menschen!

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