Russischer Frühling

Montag, 17. November 2014

Reihe ›Gesichter des Donbass‹

Bisher gibt es folgende Kurzporträts:

Veselina Tsherdanzeva
Ekaterina Abbasova
Olga Terjaeva
Arsenij Pavlov
Oleg Michailov
»Teschtscha«
Michail Tolstych NEU
Oksana Volchonok NEU

Weitere werden folgen.

Donnerstag, 13. November 2014

Zwei Lagekarten - ein Vergleich

Im ukrainischen Fernsehen erläutert bisweilen Oberst Andriy Lysenko, Sprecher des Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrates der Ukraine, die Lage im Donbass anhand einer bunten Karte. Diese Karte wäre eigentlich sehr spaßig, doch der Anlass ihrer Erstellung ist ein trauriger. Jedenfalls sieht man auf der Karte lediglich auf der pro-russischen Seite eine Anzahl Panzerverbände und Raketenwerfereinheiten - sowohl im Donbass als auch entlang der russischen Grenze.

Diese Symbole haben sich in den vergangenen sechs Monaten um keinen Millimeter bewegt. Selbst als geschätzte 70 Prozent der mutmaßlichen russischen Truppen, deren Anwesenheit nie belegt wurde, angeblich abgezogen waren, standen die Panzer und Raketenwerfer weiterhin brav auf ihrem Platz. Rund um die Uhr beschießen sie Ortschaften entlang der Frontlinie. Die ukrainische Armee schießt nie zurück. Weil sie gemäß der Karte gar nicht anwesend ist. Einzige Ausnahme ist ein Schiffsgeschwader vor Mariupol.

Hier der Link zur Lagekarte der ukrainischen Streitkräfte:
http://lifeinua.info/wp-content/uploads/2014/11/10-11_eng.jpg

Auch die pro-russischen Milizen veröffentlichen beinahe täglich eine Lagekarte. Akribisch sind alle Aktionen des Tages vermerkt - sowohl die eigenen (rot dargestellt) als auch die gegnerischen (blau dargestellt). Erkennbar sind auch die befestigten Stellungen beider Seiten. Zusätzlich sind die gegnerischen Verbände identifiziert und klar mit ihrer Waffengattung, Bezeichnung und Verbandsnummer benannt. Auf der ukrainischen Karte gibt es nichts dergleichen.

Hier der Link zur Lagekarte der pro-russischen Streitkräfte:
http://ic.pics.livejournal.com/dragon_first_1/72271520/47685/47685_original.jpg

Welche Karte stimmt nun mit der Realität überein? All die bereitgestellten Videos, Fotografien, Live-Kameras, Berichte und Kommentare untermauern in den meisten Fällen die Angaben der Separatisten, die durch Aussagen der Einwohner der betroffenen Ortschaften zusätzlich gestützt werden. Ebenso deuten die Fundorte von getöteten Zivilisten, die Lage der zerstörten Häuser und Infrastruktur auf eine korrekte Lagebeschreibung durch die pro-russischen Kräfte hin.

Bereits vor den Wahlen in den Separatistengebieten gingen die Feldkommandeure der pro-russischen Milizen von erneuten Angriffen der ukrainischen Streitkräfte aus. Die Kiewer Regierung gab diesen Einschätzungen durchaus Rückenwind, indem nach den Wahlen umgehend die »Rückeroberung der Ostukraine von den Terroristen und Banditen« angekündigt wurde. Bereits am Tag danach bauten Pioniere der ukrainischen Armee eine Pontonbrücke über den Fluss Donez und brachten weitere Truppen in Stellung. Auch die Milizen gruppierten ihre Kräfte neu bzw. sind noch immer damit beschäftigt. Das könnte die gesichteten Kolonnen im Donbass erklären. Irgendwelche Phantompanzer bedarf es dazu nicht.

Anmerkung:
Ich hoffe, mich einigermaßen allgemeinverständlich
ausgedrückt zu haben.

Dienstag, 11. November 2014

Russophobie

Langsam dreht man hierzulande (und in Polen) völlig durch. Was kommt als nächstes? Kauft nicht beim Russen? Armbinden mit Hammer und Sichel? Herr Steinmeier, treten Sie ab und nehmen Sie Herrn Tusk gleich mit!

Anlass: SIEHE HIER!

Montag, 10. November 2014

Die Kanzlerin der USA

Jüngst stellte Bundespräsident Joachim Gauck öffentlich die Frage, ob die Partei Die Linke aufgrund ihrer Vergangenheit 25 Jahre nach der deutschen Wiedervereinigung zur Führung einer Landesregierung in der Lage wäre. Man kann da unterschiedlicher Auffassung sein, und sicherlich gibt es einige nachvollziehbare Gründe, die dagegen sprechen. Mich treibt momentan allerdings die Suche nach der Antwort auf eine andere Frage um, die in gewisser Weise ähnlich ist: War die Bundesrepublik Deutschland vor neun Jahren schon bereit für eine Kanzlerin aus dem Osten?

Ohne Angela Merkel, die freilich ihre Verdienste hat, zu nahe treten zu wollen, sehe ich bei ihr eine kurzsichtige, nahezu anbiedernde Politik gegenüber der US-Administration, die unter den bisherigen deutschen Bundeskanzlern nicht ihresgleichen fand. Gleichzeitig verschlechterte sich spürbar das Verhältnis zum Kreml.

Erinnern wir uns an einige Männerfreundschaften: Kohl und Gorbatschow, Schröder und Putin. Diese persönlichen Beziehungen garantierten immer wieder ein einigermaßen entspanntes Verhältnis zu Russland. Deutsche waren sogar richtig beliebt im östlichen Riesenreich. Man war dort gern gesehen. Trotz der gewaltigen Verluste an Menschen während des 2. Weltkriegs verspürten die allermeisten Russen gegenüber uns Deutschen keinen Hass mehr. Heute stehen wir auf Platz 3 der Unbeliebtheitsskala.

Kein Wunder. Wenn bspw. Sanktionen gegen Russland ins Gespräch gebracht werden, prescht entweder Deutschland vor und die USA ziehen nach, oder es ist genau umgekehrt. Aus den anderen westlichen Staaten Europas hört man entschieden weniger Feldgeschrei. Das Bundeskanzleramt wirkt zunehmend wie eine Filiale des Weißen Hauses. Der frühere US-Außenminister Kissinger brachte es jüngst auf den Punkt: »Deutschland hat die Führungsrolle in Europa und muss mehr Verantwortung übernehmen.« Verantwortung nach US-amerikanischer Lesart bedeutet meist Militäreinsatz.

Immerhin klingen die Töne der »Politiker der alten Schule«, zu denen ich vor allem Hans-Dietrich Genscher zähle, eher deeskalierend, weitaus leiser und versöhnlicher. Sie zeigen wenigstens ein Stück weit Verständnis für die Befindlichkeiten der Russen - was von Angela Merkel nicht zu erwarten ist. Bei mir ist längst der Eindruck entstanden, die Kanzlerin möchte westlicher sein als der Westen, amerikanischer sein als die Amerikaner - letzterer »Russophobie« inbegriffen. Dabei stört es nicht, dass Europa unter den Sanktionen und Gegensanktionen weitaus größeren Schaden erleidet als die USA, die kaum Geschäftsverbindungen nach Russland unterhalten. Um Obama zu gefallen, muss selbst das sonst beinahe heilige Europa bluten.

Jedenfalls hat nunmehr Großbritannien die Rolle des Russlandvermittlers übernommen und Deutschland diesbezüglich abgelöst. Wieder ein Schritt tiefer hinein in das transatlantische Bündnis, nur dass dieses heute im Sinn der Neuen Weltordnung und der globalisierten Kasino-Wirtschaft eine eher selektierende als integrierende Wirkmacht entfaltet. Unter Helmut Kohl und Gerhard Schröder hat es das so nicht gegeben. Da war noch so etwas wie eine eigenständige deutsche Außenpolitik zu erkennen gewesen. Heute nicht mehr.

Sonntag, 9. November 2014

Beutestücke

Das nachstehende Video zeigt den Kampfpanzer eines Typs, der ausschließlich in den ukrainischen Streitkräften zu finden ist und auf dem T-64 basiert. Der Panzer wurde von der pro-russischen Miliz erbeutet - wie viele andere Fahrzeuge auch. Diese Beutetechnik wird in Werkstätten repariert, ebenso eigene beschädigte Fahrzeuge. Man muss also nicht immer Phantom-Einmärsche bemühen, wenn man ein paar Panzer sieht.



Edit: Hier findet sich der Beutepanzer auch schon wieder, gemeinsam mit einem zweiten vom gleichen Typ, nunmehr unter der Fahne Neurusslands:
https://pp.vk.me/c620526/v620526161/1e131/ZAS5J-DKggY.jpg

Samstag, 8. November 2014

Aufgemerkt, Gorbi spricht!

Schöner als der frühere sowjetische Präsident Michail Gorbatschov hätte ich gewiss nicht um ein wenig Verständnis für die russische Position hinsichtlich der gegenwärtigen Spannungen werben können. Denn die Aussagen in den nachfolgend verlinkten Artikeln bringen es haargenau auf den Punkt, worauf es den »großen Unbekannten« da weit im Osten des Kontinents ankommt.

Artikel 1 - FAZ
Artikel 2 - FAZ
Artikel 3 - N24

Ich für meine Wenigkeit werde mich in den kommenden zwei, drei Tagen daran begeben, Gorbi hilfreich verbal unter die Arme zu greifen und meine Gedanken niederzuschreiben, worin die zugenommene Verschlechterung des Verhältnisses Europas und besonders Deutschlands zur Russischen Föderation u.a. begründet liegt.

PS: Im Grunde genommen hat Letzteres auch mit einer Fragestellung des Bundespräsidenten zu einem völlig anderen Thema zu tun ...

Der Donbass: Zahlen - Fakten - Fazit

Verluste

Nach vorläufigen Angaben der UNO starben während des bisherigen Konfliktverlaufes 3.682. Weitere 8.756 Menschen wurden verwundet. Die meisten dieser Menschen sind Zivilisten, die als Ergebnis des regelmäßigen Beschusses von Wohngebieten getötet oder verletzt wurden.

Etwa zwei Millionen Einwohner des Donbass befinden sich auf der Flucht. Weit mehr als die Hälfte von ihnen sind nach Russland geflohen. Dies ist allerdings nur die offizielle Zahl jener Menschen, denen bereits ein Flüchtlingsstatus zuerkannt wurde.

Infrastruktur

Einer Schätzung der Behörden wurden infolge des Beschusses durch die ukrainische Armee 4.584 Häuser zerstört. In der Donezker Volksrepublik (DVR) wurden 32 Krankenhäuser zerstört, in der Lugansker Volksrepublik (LVR) sieben Krankenhäuser. Auf dem Territorium der beiden Volksrepubliken wurden 290 Schulen zerstört oder beschädigt. Die Bewohner sind in Schwierigkeiten wegen der Ausfälle von Strom, Wärme und Gas. Während der Kämpfe wurde etwa 350 Umspannstationen beschädigt und 58 Heizkessel zerstört. Das Gebiet Lugansk war Mitte Oktober komplett stromlos.

Schwere Schäden wurden auch hinsichtlich der Verkehrsinfrastruktur verursacht. Über 1.000 Kilometer der öffentlichen Straßen sind beschädigt oder zerstört. Als Folge der Kämpfe kam es zur Zerstörung von dreißig Brücken. Ebenfalls beschädigt oder zerstört sind in der gesamten Region zahlreiche Viadukte und Pipelines. Die DVR und die LVR verfügen derzeit nicht über die notwendigen Kapazitäten zur Reparatur der beschädigten Infrastruktur. Es gibt gerade genug Ressourcen, um einige der wichtigsten Objekte zu reparieren.

Wirtschaft

Nach einigen Schätzungen, haben die DVR und die LVR zwischen 60 und 80 Prozent ihres wirtschaftlichen Potenzials verloren. Das Volumen der Industrieproduktion in der Region Donezk sank im September 2014 um fast 60% gegenüber dem Vorjahr, in der Region Lugansk um mehr als 80%.

Nach Angaben der UNO wurden während der Kämpfe um die 600 Betriebe zerstört. Die größten Industrieunternehmen in der Metallurgie, im Maschinenbau und in der chemischen Industrie haben die Produktion eingestellt oder die Arbeit auf ein Minimum reduziert. Aus diesem Grund verlor etwa die Hälfte der Arbeitnehmer im Donbass die Arbeitsstelle.

Mein Fazit

All dieser Tragödien und Widrigkeiten zum Trotz zeigten die Wahlen, ob sie nun rechtmäßig waren oder nicht, die Entschlossenheit der Menschen im Donbass, ihre Unabhängigkeit zu erlangen. Im krassen Gegensatz zu der kaum vorhandenen Wahlbeteiligung in den von ukrainischen Truppen kontrollierten Gebieten des Donbass, standen Hunderttausende in den Separatistengebieten für die Stimmabgabe stundenlang an. Ein junger Mann klagte scherzhaft: »Mein Nachbar ist gleich morgens zur Wahl gegangen und musste eine Stunde lang warten. Ich wollte klüger sein, ging am Nachmittag und wartete anderthalb Stunden.«

Damit ich nicht missverstanden werde: Ich bin kein Jurist und daher wenig an den Details des Völkerrechts interessiert, auch wenn ich mich einigermaßen im Bereich Humanitäres Völkerrecht (dem früheren Kriegsrecht) auskenne. Mir liegen die Menschen im Donbass am Herzen - und diesen wiederum ihre Unabhängigkeit. Angesichts des Ansturms auf die Wahllokale in den Separatistengebieten bleiben eigentlich nur zwei Möglichkeiten übrig: Entweder man lässt die Menschen im Donbass über ihre Zukunft frei entscheiden. Oder man tötet sie - im Namen des Rechts.

Freitag, 7. November 2014

Aus dem Land der blauen Riesen und gelben Gnome

Pan Buratino Poroschenko übertreibt nun aber doch ganz gewaltig mit seinen Einmarschphantasien. Diesmal sind es ganze 25.000 russische Soldaten (aha) und Söldner (echt?), die wie ein Bienenschwarm im Donbass einfallen. Sorry, da schon zwei Drittel der ukrainischen Armee nicht mehr existieren, dürfte bei einem tatsächlichen Wahrheitsgehalt der Pan Präsident spätestens am kommenden Mittwoch als Gefangener bei Wasser und Brot in der Damentoilette seines Präsidialpalastes schmachten.

Übrigens berichtete die OSZE jüngst auf ihrer Website, dass der Waffenstillstand wesentlich häufiger von den ukrainischen Truppen gebrochen wurde. Aber das war abzusehen. Die Reden am letzten Sonntag waren ja wieder geprägt von Rückeroberungsschwüren bei gleichzeitigem Fehlen jeder Verhandlungsbereitschaft.

Dass die pro-russischen Milizen neuerdings Kiewer Hilfskonvois nach Donezk und Lugansk blockieren sollen, gehört wohl auch ins Reich der Feen und Trolle. Denn ein solcher Konvoi wurde bisher ebenso wenig gesichtet und bewiesen, wie die zahllosen russischen Panzerbataillone im Donbass.

Ernst nehmen kann man Neuigkeiten aus Kiew wohl nur noch dann, wenn man Merkel oder Nato heißt.

Donnerstag, 6. November 2014

PsyOps (4)

Wie Propaganda in die Hose gehen kann:
EIN BEISPIEL

Sonntag, 2. November 2014

Impressionen

von den Wahlen in den Gebieten Donezk und Lugansk finden sich auf meinem nagelneuen Livejournal-Blog, das einfach mehr Platz für Fotos bietet (1 GB Speicherplatz gratis).

Zu den Fotos!

Das Video zeigt die Parlamentskandidatin Ekaterina Abbasowa, die sich besonders um die Versorgung der Zivilbevölkerung in den Kampfgebieten kümmert.



Bei solchen hübschen Abgeordneten könnte man echt neidisch werden ... ;-)

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