Donnerstag, 13. November 2014

Zwei Lagekarten - ein Vergleich

Im ukrainischen Fernsehen erläutert bisweilen Oberst Andriy Lysenko, Sprecher des Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrates der Ukraine, die Lage im Donbass anhand einer bunten Karte. Diese Karte wäre eigentlich sehr spaßig, doch der Anlass ihrer Erstellung ist ein trauriger. Jedenfalls sieht man auf der Karte lediglich auf der pro-russischen Seite eine Anzahl Panzerverbände und Raketenwerfereinheiten - sowohl im Donbass als auch entlang der russischen Grenze.

Diese Symbole haben sich in den vergangenen sechs Monaten um keinen Millimeter bewegt. Selbst als geschätzte 70 Prozent der mutmaßlichen russischen Truppen, deren Anwesenheit nie belegt wurde, angeblich abgezogen waren, standen die Panzer und Raketenwerfer weiterhin brav auf ihrem Platz. Rund um die Uhr beschießen sie Ortschaften entlang der Frontlinie. Die ukrainische Armee schießt nie zurück. Weil sie gemäß der Karte gar nicht anwesend ist. Einzige Ausnahme ist ein Schiffsgeschwader vor Mariupol.

Hier der Link zur Lagekarte der ukrainischen Streitkräfte:
http://lifeinua.info/wp-content/uploads/2014/11/10-11_eng.jpg

Auch die pro-russischen Milizen veröffentlichen beinahe täglich eine Lagekarte. Akribisch sind alle Aktionen des Tages vermerkt - sowohl die eigenen (rot dargestellt) als auch die gegnerischen (blau dargestellt). Erkennbar sind auch die befestigten Stellungen beider Seiten. Zusätzlich sind die gegnerischen Verbände identifiziert und klar mit ihrer Waffengattung, Bezeichnung und Verbandsnummer benannt. Auf der ukrainischen Karte gibt es nichts dergleichen.

Hier der Link zur Lagekarte der pro-russischen Streitkräfte:
http://ic.pics.livejournal.com/dragon_first_1/72271520/47685/47685_original.jpg

Welche Karte stimmt nun mit der Realität überein? All die bereitgestellten Videos, Fotografien, Live-Kameras, Berichte und Kommentare untermauern in den meisten Fällen die Angaben der Separatisten, die durch Aussagen der Einwohner der betroffenen Ortschaften zusätzlich gestützt werden. Ebenso deuten die Fundorte von getöteten Zivilisten, die Lage der zerstörten Häuser und Infrastruktur auf eine korrekte Lagebeschreibung durch die pro-russischen Kräfte hin.

Bereits vor den Wahlen in den Separatistengebieten gingen die Feldkommandeure der pro-russischen Milizen von erneuten Angriffen der ukrainischen Streitkräfte aus. Die Kiewer Regierung gab diesen Einschätzungen durchaus Rückenwind, indem nach den Wahlen umgehend die »Rückeroberung der Ostukraine von den Terroristen und Banditen« angekündigt wurde. Bereits am Tag danach bauten Pioniere der ukrainischen Armee eine Pontonbrücke über den Fluss Donez und brachten weitere Truppen in Stellung. Auch die Milizen gruppierten ihre Kräfte neu bzw. sind noch immer damit beschäftigt. Das könnte die gesichteten Kolonnen im Donbass erklären. Irgendwelche Phantompanzer bedarf es dazu nicht.

Anmerkung:
Ich hoffe, mich einigermaßen allgemeinverständlich
ausgedrückt zu haben.

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