Dieses Video zeigt die Vereidigung der Angehörigen des neuen Bataillons ›Jermak‹ der pro-russischen Brigade ›Prizrak‹ unter Alexei Mosgovoy. Bevor man sich weiterhin zu Handlangern des gottlosen ukrainischen Faschismus macht, sollte man sich die Zeremonie genau ansehen. Man sieht zwar einen orthodoxen Priester, aber keine Söldner aus Tschetschenien oder Afghanistan. Es handelt sich bei den Milizionären hauptsächlich um Donkosaken, die nicht nur am Don leben, sondern u.a. auch im Donbass.
Wenn jemand wissen will, wer den Waffenstillstand bricht, möge er sich ins Leichenschauhaus von Donezk begeben. Der britische Journalist Graham Philipps hat ein erschütterndes Video veröffentlicht, dass die zahlreichen Leichen von Zivilisten zeigt - fast ausnahmslos von ukrainischer Artillerie getötet, die vom Flughafen aus in die Wohngebiete feuerte. Eigentlich hätte der Flughafen übergeben werden müssen. Stattdessen wurde er von den Föderalisten weitgehend gestürmt. Hier starb der freundliche, zurückhaltende um immer fröhliche Milizionär ›Alexejitsch‹ aus dem Bataillon ›Sparta‹, und hier fand man drei Leichen von pro-russischen Kriegsgefangenen, denen die Zähne herausgerissen wurden.
Vermutlich habe ich auf Fotos und Videos alle dreihundert Toten, die während der ›Waffenruhe‹ ums Leben kamen, gesehen, oder von ihnen gelesen. Die Milizen protokollieren jedes Opfer. Nicht weil sie nekrophil sind, sondern weil man ihnen nicht glaubt. Es gibt Hunderte Aufnahmen von den Massengräbern, von zerstückelten Zivilisten, von zerstörten Wohnhäusern. Allesamt befinden sich die verborgenen Totengruben in Gebieten, die von der ukrainischen Armee und den Nazi-Freiwilligen geräumt wurden. Wer sie sehen will, kann sie sich anschauen.
Nicht Putin kann in diesem Konflikt noch deeskalierend wirken, sondern Poroschenko und seine blindwütigen oder leichtgläubigen Unterstützer sind an der Reihe. Doch eigentlich habe ich nur eine einzige Frage: Warum weiß ich all das - und warum wissen die meisten unserer Politiker und Mainstream-Medienmacher es nicht?
Weshalb wird Russland ab dem Jahr 2020 über die modernsten Streitkräfte in Europa und Asien verfügen? Lassen wir den Vizepremierminister der Russischen Föderation, Dmitri Rogosin, der dem militärisch-industriellen Komplex vorsteht, zu Wort kommen: »Russland wird bis 2020 die Bewaffnung der strategischen nuklearen Streitkräfte völlig erneuern.«
Ursprünglich angedacht war eine Erneuerung von 70 Prozent der Nuklearwaffen. Mit der Vorbereitung des Raketenabwehrschildes der NATO zog Russlands Rüstungsplanung allerdings nach und beabsichtigt nunmehr eine vollständige Umrüstung. Dabei setzt man künftig auf mehr Qualität und weniger Quantität.
Dazu erneut der Vizepremier: »Wir setzen auf prinzipiell neue Eigenschaften von Waffen, die uns erlauben werden, die Verteidigungsfähigkeit vor dem Hintergrund der zweckorientierten Personalreduzierung zu erhöhen. Es muss nicht viele Waffen geben. Wir müssen eine kompakte Armee schaffen, die man auf jeden beliebigen Kriegsschauplatz verlegen kann. Unsere Aufgabe ist die Entwicklung von Waffen, mit denen es jedem Soldaten und Offizier möglich ist, wie fünf Mann zu kämpfen. Außerdem müssen diese Waffen die Soldaten aus dem realen Schussfeld herausführen.«
Während in Deutschland, das sehr eigene Probleme mit der Militärtechnik hat, noch gern auf Russland herabgeschaut wurde, lief der Erneuerungsprozess bereits an. Im Jahr 1999, während Wladimir Putins erster Amtszeit als Präsident der Föderation, kamen unbemerkt von der Weltöffentlichkeit eine neue Militärdoktrin und ein neues Sicherheitskonzept zustande. Diese sehen u.a. vor, den technischen Abstand zu den US-Streitkräften komplett aufzuholen.
Was kaum bekannt ist: Mittlerweile verfügt Russland über hochmoderne Technologien für den sogenannten Cyber War sowie über Möglichkeiten zur künstlichen Herbeiführung von Naturkatastrophen. Manchem deutschen Russland-Kenner dürfte das Lachen und Lästern längst vergangen sein, wenn er ein wenig mehr Kenntnis vom tatsächlichen Zustand der Streitkräfte Russlands haben würde.
Die künftige Armee Russlands wird rund 800.000 aktive Soldaten umfassen. Das Offizierskorps wird gestrafft, ein qualifiziertes Unteroffizierskorps ausgebildet, mehr Kontraktsoldaten (Zeitsoldaten) werden Wehrpflichtige ersetzen, die Besoldung und die Lebensbedingungen der Soldaten erfahren eine enorme Verbesserung.
Die konventionelle Schlagkraft des Heeres wird mit Kampfpanzern eines neuen Typus gewährleistet. Erstmals am 9. Mai 2015 soll der Panzer ›Armata‹ gezeigt werden. Dessen Besatzung wird sich nicht im Turm befinden, sondern in einem abgetrennten Abteil, von dem aus der Turm ferngesteuert wird. Dadurch ist die Besatzung von der Munition abgeschirmt, die im Fall eines Treffers des Panzers detoniert und das Fahrzeug zerstört. Bis 2020 soll es 2.300 Panzer dieses Typs geben (die Bundeswehr wird dann noch 250 Panzer haben).
Die Kampfkraft wird durch weitere Projekte - ebenfalls bis 2020 wesentlich realisiert - erhöht: den Ketten-Schützenpanzer ›Kurganez-25‹ und den Rad-Schützenpanzerwagen ›Bumerang‹. Beide Fahrzeuge verfügen über die gleiche Besonderheit wie der Kampfpanzer ›Armata‹, nämlich die entscheidend verbesserte Sicherheit für die Besatzungen. Auch diese Technik soll am Tag des Sieges über Hitlerdeutschland 2015 vorgeführt werden. Hinzu kommen moderne taktische Raketensysteme und neue Arten von Mehrfachgeschosswerfern.
Kern der neuen Seestreitkräfte werden neben Tarnkappen-Schiffen, Hubschrauberträgern und Marine-Landungstruppen acht hochmoderne strategische Nuklear-Unterseekreuzer der Klasse ›Juri Dolgoruki‹ sein, jeweils ausgestattet mit 16 Atomraketen mit je sechs Sprengköpfen.
Bis 2020 sind für die Erneuerung der russischen Streitkräfte umgerechnet gigantische 490 Milliarden US-Dollar vorgesehen. Allein im laufenden Jahr sind 60 Milliarden Dollar (rund 2,3 Billionen Rubel) bewilligt. Jeder fünfte Rubel wird in die Modernisierung des russischen Nuklearschildes investiert.
Die Militärreform zielt auf die hohe Fähigkeit zur Landesverteidigung ab. Mit hochmodernen Waffen, darunter Nuklearwaffen, gesteigerter Mobilität, einer schlankeren Struktur und professionellen hochqualifizierten und -motivierten Soldaten, die an jedem Ort der Welt auf jedem beliebigen Schauplatz effektiv ihre Aufgaben lösen können.
Neben den regulären Streitkräften wird es auch künftig mehr als 1,5 Millionen Reservisten geben, starke paramilitärische Kräfte, wie die Truppen des Innenministeriums (OMON u.a.) und die rund 650.000 Mann der sogenannten registrierten Kosaken, die als Nationalgarde und Grenzschutztruppe fungieren. Es ist anzunehmen, dass diese Verbände mit derzeit vorhandenen, zum Teil noch sehr brauchbaren Waffen und gepanzerten Fahrzeugen verstärkt werden.
Das Tempo wird mehr und mehr beschleunigt. So soll die Neubewaffnung mit Nuklearwaffen bereits 2020 hundertprozentig abgeschlossen sein. Die Atomraketen vom Typ ›Sotka‹ sind bereits durch die wesentlich effizienteren ›Jars‹-Raketen ersetzt worden. Bis zum Jahresende sollen drei Divisionen der Nuklearstreitkräfte umgerüstet sein. In absehbarer Zeit werden dann die ›Wojewoda‹, ebenfalls Nuklearraketen, durch die stärkeren ›Sarmat‹ ausgetauscht. Der Umbau ist also in vollem Gange. Es ist keine Modernisierung, sondern vielmehr eine komplette Erneuerung.
Vermutlich werden viele Militärexperten bei der Siegesfeier 2015 erstaunt sein. Und in Russland wird man weithin jubeln. Viele Menschen in diesem den Westeuropäern fremden Land wollen nichts mehr hören von Sprüchen, wie »auf den Knien liegendes Volk«. Die überwiegende Mehrheit wird die Vorhaben ihres Präsidenten befürworten. Und man sollte nicht vergessen - hier kommen wir wieder zurück zur moralisch-motivierenden Frage -, dass eines den Menschen weit im Osten über die einzelnen politischen Befindlichkeiten hinweg besonders heilig ist:
Einen Satz voran gestellt: Tapferkeit ist keine Frage der ›richtigen‹ oder ›falschen‹ Seite, sondern eine persönliche Tugend, die man hat - oder eben nicht. Bevor ich mich also der Antwort auf die Frage, weshalb die russischen Streitkräfte im Jahr 2020 zu den besten der Welt gehören werden, widmen möchte, sei eine Episode aus den Auseinandersetzungen im Donbass erzählt, die nicht ganz ohne Bedeutung für die Zukunft der russischen Armee sein dürfte. Es geht um Wille und Entschlossenheit.
Zu Beginn des bewaffneten Konflikts ragten die von den pro-russischen Kräften gehaltenen Städte Slawjansk und Kramatorsk wie ein gen Nordwesten erhobener Finger in das von den Gegnern kontrollierte Gebiet hinein. Die Miliz der beiden Städte und deren Umgebung bestand aus weniger als 1.000 Mann mit sechs durch Überläufer mitgebrachten Schützenpanzerwagen. Das Kommando hatte der Oberst des russischen Militärnachrichtendienstes GRU, Igor Strelkow alias Igor Girkin.
Eingeschlossen in ihren Stellungen und vom Nachschub abgeriegelt waren sie von mehr als 15.000 Mann mit 160 Panzern, 230 Schützenpanzerwagen, 150 Artilleriesystemen und 20 Hubschraubern umzingelt. Zwei Monate lang hielt die Strelkow-Brigade den heftigen Attacken stand, dann entschloss sie sich zum Rückzug nach Donezk, um sich mit den dortigen Kämpfern zu vereinen. Auf dem Rückzug durch vom Gegner besetztes Gebiet verlor Strelkows Miliz keine vierzig Mann und nur wenige, meist zivile Fahrzeuge. Die meisten Gefallenen müssen zudem der aus Freiwilligen bestehenden Nachhut zugeordnet werden, die sich - bewusst - opferte, um vom Rückzug der Brigade abzulenken, indem sie weiterhin Widerstand leistete.
Dass Strelkow dennoch geschasst wurde, beruht auf dem Zwist zwischen politischer und militärischer Führung in den beiden ›Volksrepubliken‹ (in diesem Fall Donezk). Die Politiker fürchten den charismatischen Offizier Strelkow, die Militärführer hingegen wünschen seine Rückkehr.
Weshalb schreibe ich das jetzt? Weil die Kampfmoral ebenso entscheidend ist über Sieg und Niederlage, wie die Mannstärke, die Bewaffnung und die Ausstattung.
Auch in Bezug auf die Modernisierung der russischen Streitkräfte muss man feststellen, dass der russische Bär erwacht ist und 85 Prozent der Russinnen und Russen hinter der Politik ihres Präsidenten stehen - trotz der Aussicht auf Schwierigkeiten und Entbehrungen.
Beachtet werden muss auch das Bild des Soldaten in Russland, eines Berufsstandes, der seit der Zarenzeit traditionell hoch angesehen ist. Militärischen Führern wird in der Regel häufig auch die Ausübung einer herausragenden zivilen Position zugetraut. Anders als im heutigen Deutschland ist das Militär nicht das Stiefkind der Nation, sondern von enormer Bedeutung, und die Sehnsucht nach neuer Größe Russlands in der Welt schreit förmlich nach der Erfüllung.
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Wie wenig Russland verstanden wird und wie stark Nebensächlichkeiten aufgeplustert werden, zeigt sich an der Person Strelkow. Denn die Frage, wie er heißt oder was er ist, ist zwar für Möchtegern-Strategen wichtig, spielt aber für den weiteren Verlauf der Geschichte keine Rolle. Wenn diese Namensfrage als große Offenbarung langjähriger Russland-Experten gilt, kann man als Journalist genauso gut von sibirischen Ess- und Trinkgewohnheiten berichten.
Aber gut, ich gebe mal den ›Ukraine-Kenner‹ ;-) Der pro-westliche Milizenführer Semen Semenschenko heißt eigentlich Konstantin Grishin. Im Gegensatz zu Strelkow/Girkin ist Semenschenko/Grishin allerdings ein militärischer Dilettant, der seine Miliz, das Bataillon ›Donbass‹, beinahe komplett verheizt hat. Und das ist in einem bewaffneten Konflikt wirklich von Bedeutung.
Säße ich auf dem Marktplatz oder in einer Kneipe, würde sich schnell jemand hinzugesellen, der irgendetwas zu beanstanden hat. Nicht an mir. Ich bin nur das wohlfeile Opfer, das eben zufällig anwesend ist. Schnell würden mir die Ohren klingeln wegen des Geredes und Gemotzes und Kritisieren über Merkel und Gabriel, über die EU oder die katholische Kirche, das Fernsehen und die Tageszeitung, die Schlaglöcher, die Preise und die Steuern, eine Fußballniederlage, das Wetter u.v.m.
Dennoch, trotz echter Kritik und hysterischen Gejammers, gibt es in Deutschland keine Umbruchstimmung und keine Gedanken an Revolutionen oder Systemwechsel. Kaum jemand will die Merkel-Regierung stürzen, die Politiker ins Exil schicken oder eine andere Gesellschaftsordnung etablieren. Der Mensch muss sich beschweren und allzeit etwas beanstanden - das liegt in seiner Natur.
Sitzt allerdings ein Qualitätsmedienmensch auf einem russischen Marktplatz oder in einer Moskauer Kneipe wird das Meckern gern zum Indikator für eine angebliche politische Wechselstimmung aufgewertet. Da wird selbst der Fluch auf das Regenwetter zum Widerstand gegen den Kreml oder den russischen Präsidenten. Dass die Russen ebenso gerne nörgeln wie die Deutschen, Franzosen oder Polen, kommt da wohl nicht in den Sinn. Dieses Volk am östlichen Rand Europas reitet zwar auf Bären und verspeist Steppenwölfe, sagt man sich, aber ansonsten wollen die doch auch so etwas haben wie wir. Vor allem eine Demokratie nach deutschem Vorbild. Einige wollen dies wirklich.
Die Mehrheit eher nicht. Trotz mancher Unregelmäßigkeit bei Wahlen zur russischen Staatsduma oder anderer Parlamente ist die Richtung klar: Alle in der Duma vertretenen Parteien stehen für das Prinzip des Gemeinsinns vor dem Individualismus, für die Interessen Russlands und der Russen über den Befindlichkeiten des Rests der Welt. Letzteres trifft auch auf andere Nationen zu, insbesondere auf die USA.
Werfen wir einen Blick auf die Zusammensetzung der Duma seit 2013. Die Regierungspartei Einiges Russland, die das Nichtmitglied Wladimir Putin unterstützt, verfügt über 238 der 450 Sitze in der Duma, die Kommunistische Partei der Russischen Föderation über 92, die linkssoziale Partei Gerechtes Russland über 64 und die nationalistische Liberaldemokratische Partei Russlands über 56 Sitze. Die po-westliche Opposition ist nicht vertreten.
Selbst im Fall des Verlustes der Mehrheit könnte Einiges Russland mit jeder der drei anderen im Parlament vertretenen Parteien notfalls koalieren. Denn alle vier Parlamentsparteien vereint der Gedanke an ein starkes Russland. Für jede der vier Parteien spielt der Nationalstaat eine wichtige Rolle, wobei die Unterscheidung zwischen dem linken und dem rechten Patriotismus als Ideal in den Hintergrund treten würde.
Wenig Rückhalt in der Bevölkerung haben indes pro-westliche Bewegungen. Daran ändert auch die deutsche oder europäische, häufig anderslautende Medienberichterstattung nichts. Manche westlichen Werte widersprechen nun mal nicht selten den östlichen Werten, Idealen und Traditionen, der europäische Zentralismus ist mit der Liebe zum Vaterland, der ›heiligen Mutter Russland‹, und der Sehnsucht nach Stärke und Einfluss für die eigene Nation kaum vereinbar.
Auch die russischen Oligarchen, die in nur zwei Jahrzehnten zu immensem Reichtum gelangt sind, erfreuen sich in Russland keiner besonderen Beliebtheit. Sie gelten als korrupte Bereicherer, antirussische Landesverräter, Handlanger Amerikas und Komplizen der ›Diebe im Gesetz‹ (sog. russ. Mafia) - und tatsächlich haben nicht wenige dieser Neureichen sich das eine oder andere aufschlussreiche Tattoo entfernen lassen. Dass der Westen ausgerechnet auf die Oligarchen setzt, schrammt unter Betrachtung der vorherrschenden russischen Befindlichkeiten hart an der Dummheitsgrenze vorbei.
Abgesehen von ›Werten‹ wie freier Inzest und Homo-Ehe - so sieht es zumindest die breite Masse der Menschen zwischen Sotschi und Wladiwostok -, ist der russischen Bevölkerung noch allzu gut in Erinnerung, dass einer ihrer Präsidenten vor Putin im Vollsuff die Förder- und Vertriebslizenzen für sämtliche flüssigen und gasförmigen Rohstoffe des Landes verschleudert und sein eigenes Volk damit noch mehr verarmt hat. So blieb Boris Jelzin in einem lichten Moment nur die Weitergabe der Macht übrig, vom schwachen Trunksüchtigen an einen starken, selbstbeherrschten und organisiert agierenden Nachfolger: Wladimir Putin.
Man muss Putin nicht mögen. Man muss ihn schon gar nicht als ›lupenreinen Demokraten‹ bezeichnen. Putins Unterstützerpartei ist - und das wissen natürlich die Wähler - national- bzw. rechtskonservativ. In seiner Beliebtheit schwelgt Putin derzeit bei 85 Prozent, nicht zuletzt, weil er in der Krimkrise aus Sicht der meisten Russen klare Verhältnisse geschaffen hat - und damit demonstriert hat, dass er zum Wohle der russischen Nation agiert.
Für andere Russen stellen Putin und Einiges Russland in etwa das Gleiche dar wie hierzulande die CDU/CSU oder die SPD - das kleinere Übel. All das muss man beachten, wenn man sich über die politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse in Russland äußern möchte. Alles andere ist reines Wunschdenken.
In mühevoller Kleinarbeit übersetzt: ein Offener Brief einer pro-russischen Miliz an die Bevölkerung der Ukraine. Die unterzeichnende Einheit operiert in der Nähe von Lugansk und umfasst etwa 2.000 Einheimische und Freiwillige. Ihren Namen ›призрак‹ - Gespenst - wählte sie, weil die Brigade von der Kiewer Regierung mehrfach totgesagt wurde, obwohl sie nur etwa 40 Mann verlor. Brigadekommandeur ist Alexej Mosgovoy, Jahrgang 1972, in der Nähe von Lugansk geboren. Der Nachkomme von Donkosaken diente sieben Jahre in der ukrainischen Armee und war u.a. als Bauarbeiter, Konstrukteur und Konzertdirigent tätig. Er gilt als einer der Hoffnungsträger ›Neurusslands‹. Aus dem Volk an das Volk!
Ukrainisch, ja, das sind Sie. Sie wollen in die Europäische Union? Sie finden, es erwartet Sie ein samtweiches Leben? Alles ist rein und wunderbar gestaltet, kurzum ein Paradies? Es hat alles seinen Preis, aber glauben Sie uns, Sie können sich dieses Gut nicht leisten. Und Sie haben bereits damit begonnen zu bezahlen - mit Bergen von Leichen und Strömen von Blut.
Wissen Sie, dass es im Südosten Ihres Landes einen schrecklichen Vernichtungskrieg gibt? Jeden Tag sterben Ihre Landsleute. Das Massensterben trifft nicht nur das Militär, denn auch die Zivilisten müssen dieses Leid ertragen; all jene, die es nicht geschafft haben, aus der Konfliktzone zu entkommen. Wer fliehen konnte, ging hauptsächlich nach Russland, nicht jedoch ins Innere der Ukraine. Dies ist nur einer der Preise auf der Liste namens »Ich will die Europäische Union!« Warum denkt niemand darüber nach?
Wofür kämpfen die Soldaten Ihres Landes? Weshalb beschießen sie mit ihren Grad-Raketen und Granatwerfern die Siedlungen und Städte? In Slawjansk, Lugansk, Donezk, Schastye und vielen anderen Ortschaften tötet der Granatenregen Frauen, Kinder und ältere Menschen. Und das nennen Sie eine Anti-Terror-Operation? Zeigt das Ihr Fernsehen? Wissen Sie, was in Wirklichkeit geschieht? Ihre Medien zeigen nie, wenn ganze Abteilungen der (Anm.: ukrainischen) Armee sich ergeben oder zur (Anm.: pro-russischen) Miliz überlaufen. Weswegen flüchten die Menschen von Lugansk und Donezk nicht in die Richtung Kiews, sondern nach Russland? Auch darüber schweigen Ihre Medien.
Ihre Regierung ist bereits bis über beide Ohren verschuldet. Sie hinterlässt Ihnen danach (Anm.: nach dem Ende der Regierungszeit) nichts anderes als Schulden - gewiss, das kennen Sie. Bisher verließen alle Regierungen ihr Land in Richtung ihrer Erholungsorte, sie ließen die Ukraine für immer im Stich und hinterließen millionenschwere Schulden bei westlichen Staaten. Wie wollen Sie diese begleichen?
Sie kennen bereits einen unbeliebten Präsidenten, gingen im Jahre 2004 auf den Maidan und organisierten einen Umbruch - und der Maidan hat sich kürzlich wiederholt. Aber an der Spitze des Staates stehen wieder skrupellose Oligarchen, die nicht nur das Land bestohlen haben, sondern die auch Ihre Kinder in den sicheren Tod schicken und sie zum Töten von Zivilisten zwingen. An der südlichen Grenze der Ukraine sterben trotz Waffenruhe täglich weiterhin Menschen. Sagen dies die Medien, wissen Sie das? Und währenddessen befeuert Ihre Regierung mit Hilfe des Westens den Machnoismus - bei einer solchen Führung leider ein vorhersehbares Ergebnis.
Unsere Großväter kämpften im Großen Vaterländischen Krieg (Anm.: im 2. Weltkrieg) gegen den Faschismus und brachte ihn zu Fall. Ehre und unsterblicher Ruhm! Heute werden von den faschistischen Kämpfern des ›Rechten Sektors‹ Zivilisten hingerichtet und Frauen vergewaltigt. Wer bedient sich solcher Handlager? Bedauerlicherweise können wir den Siegern über den Faschismus kein neues Leben einhauchen. Doch vielleicht ist es an der Zeit, die Heldentaten unserer Vorfahren zu wiederholen und dieses Gräuel zu vernichten?
Seien Sie ehrlich. Sind Sie mit dem Wert der Währung, mit dem Preis für Verkehrsmittel, für das Wohnen und für die alltäglichen Waren und Dienstleistungen zufrieden? Und wie gedenken Sie den Winter zu verbringen? Sind Sie sich Ihrer Situation überhaupt bewusst? Vielleicht ist es wieder Zeit für einen ›Maidan‹? Alternativ können Sie sich aber auch dem Kampf derer anschließen, die Ihr Land schützen und eine Verwaltung zum Wohle aller Einwohner schaffen wollen.
Streitkräfte Neurusslands
Brigade PRIZRAK
Die Zitierfunktion wurde absichtlich genutzt. Es ist schließlich nicht MEIN Brief. Ich veröffentliche ihn nur deshalb, weil die Medien es nicht machen würden und die unmöglichsten Ansichten über die Motive der Separatisten kursieren. Auch der Brief der Lugansker Miliz zeigt nur einen von mehreren Beweggründen auf, erhebt also keinen absoluten Anspruch.
Auch in kritischen Situationen. So entschloss sich CNN die Stadt Slovyansk (je nach Schreibweise auch Slowjansk oder Slawjansk) spaßeshalber aus der Oblast Donezk auf die Krim zu verlegen. Eine bekannte deutsche Qualitätszeitung, deren Namen ich schamhaft verschweige, erfand hingegen ein zweites Slowjansk (als Slawjansk bezeichnet) im Süden der Oblast (eingebundenes kleines Foto). Das tatsächliche Slawjansk befindet sich nördlich der - korrekt verzeichneten - Stadt Kramatorsk.
Geografie ist trotz google maps noch immer eine hochkomplizierte Wissenschaft, und so kündigte ein 36-jähriger Mitarbeiter des US-Außenministeriums - versehen mit dem Diplom einer Elite-Universität - unlängst an: »Wenn Weißrussland in die Ukraine einmarschiert, wird die 6. Flotte umgehend vor der weißrussischen Küste erscheinen.« Ein bevorstehender Angriff mit Raddampfern?
Na dann. Da sollte es auch nicht verwundern, wenn eine syrische Terrorgruppe sich ausgerechnet nach einer historischen Region im Iran und Afghanistan benennen würde. Blöde Sache, die Geografie ...
›Tschetschene‹?
Der Begriff wird verwendet, um einen Kämpfer zu bezeichnen, der seitens der russischen Streitkräfte im Tschetschenien-Konflikt kämpfte, nicht aber einen ethnischen Tschetschenen.
›Afghane‹?
Siehe oben. Es handelt sich um einen Menschen, der in der damaligen Sowjetarmee in Afghanistan eingesetzt war. Wie auch bei den ›Tschetschenen‹ handelt es sich hierbei nicht um ethnische Afghanen.
das orange-schwarze Band?
Es gibt gleich mehrere Bedeutungen. Es geht zurück auf das Ordensband des Sankt-Georgs-Kreuzes, einer Militärauszeichnung während der russischen Zarenzeit, die Anfang der 1990-er wiedergestiftet wurde. Die Farben symbolisieren Feuer und Pulver. In spezifischer Lesart steht es für den Sieg über Hitlerdeutschland. Allgemein wird es allerdings auch als Zeichen militärischer Tapferkeit verwendet.
was zusammen gehört: Nazis und Nackte. Vor einigen Tagen übergoss sich unmittelbar vor der Kathedrale des russisch-orthodoxen Höhlenklosters in Kiew eine der wichtigsten europäischen Verbündeten gegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin nicht mit Eiswasser, sondern mit Schweineblut und zerstückelten Innereien.
Das besagte Höhlenkloster ist eines der ältesten Klöster der Orthodoxie in der Kiewer Rus. Nach der Revolution 1917 wurde es in ein Museum umgewandelt. 1941 wurde die Kathedrale von deutschen Truppen gesprengt. Das Argument: Unterworfene Völker sollen keine identitätsstiftende Kultstätten haben, die ihre Unabhängigkeitsbestrebungen stärken.
Lange vorbei? Na gut, hier ein bundesdeutscher Panzer nahe Tarnopol während eines NATO-Manövers:
Okay, ich wollte schon immer mal eine Nackte posten ... Bemerkenswert ist allerdings eher das Outfit der Klosterbesucherin links neben der Femen-Aktivistin in Minikleid und Schleier. Ein wahrer Lichtblick in dunklen Zeiten ... ;-)
Ich bin für Gleichberechtigung. Frauen und Männer sind zwar unterschiedlich, aber daraus ergibt sich keine Rangordnung. Mir persönlich ist eine Partnerin und Geliebte weitaus erstrebenswerter als eine Haushälterin und ›Untergebene‹. Über Werke der Dichtkunst a la »Die treue Frau grüßt glücklich vom Herd (und bringt ihrem ›Helden‹ die vorgewärmten Pantoffeln)« kann ich bestenfalls schmunzeln‹.
Doch in mancher Beziehung bin ich schrecklich konservativ. So vertrete ich die Meinung, dass Frauen nicht in einen Krieg gehören. Krieg vernichtet Leben, und dabei sind es allein die Frauen, die Leben gebären können. Eine Episode aus den Kämpfen in der Ostukraine bestätigt mich in meiner Ansicht.
Da gab es eine junge Weißrussin namens Natalia, die in einer Miliz der nicht anerkannten Volksrepublik Donezk kämpfte. In einem Interview legte sie ihre Motivation dar. Sie wolle ihre Heimat und ihre Kultur vor westlichen Verwerfungen schützen, sagte sie. Das kann man sehen wie man will. Man kann es verstehen oder zurückweisen. Egal. Vor einigen Tagen kam sie ums Leben. Und es sind Bilder wie diese, die mich tief traurig stimmen.
»Seid nicht betrübt wegen Natascha«, heißt es aus dem Kreis ihrer Kameraden, »sie wusste wofür sie starb.« Damit wusste sie wohl mehr als viele andere.
Покойся с миром, Наташа. Пусть земля тебе будет пухом.
Man muss nicht daran zweifeln, dass in der Ostukraine auch russische Freiwillige auf der Seite der Separatisten kämpfen. Diese Nachricht wird von keiner Partei dementiert. Insgesamt haben während der Kämpfe etwa 3.000 bis 4.000 russische Soldaten in der Ostukraine gekämpft. Viele auf Zeit, ebenso viele sind geblieben. Wie man da die Verlautbarung eines ranghohen Nato-Sprechers, dass etwa 1.000 Russen mit den Separatisten kämpfen, bewerten soll, ist fraglich.
Weitaus fraglicher sind die Aussagen der ukrainischen Regierung. Nicht eine einzige Information war bisher sachlich richtig. Bestätigt - aber hauptsächlich in der britischen Presse - sind hingegen Jazenjuks Ergüsse über ›Untermenschen‹.
Doch zur Lage am Asowschen Meer: Gibt es eine russische Invasion? Aller Wahrscheinlichkeit nach ist auch dies eine ›Ente‹. Hier der Link zur Lagekarte vom 25. August 2014:
Die Karte zeigt u.a. die Einkesselung ukrainischer Truppen südlich von Donezk und den Vorstoß der pro-russischen Milizen in Richtung Nowoazovsk entlang der ukrainisch-russischen Grenze. Bereits vor zwei Tagen stand die Donezker Milizabteilung wenige hundert Meter vor der kleinen Hafenstadt. Ganz ohne Hilfe regulärer russischer Streitkräfte.
Heute fiel die Stadt den Separatisten zu, weil die ukrainischen Einheiten sich kampflos auf Mariupol zurückzogen, und - wie längst üblich - wirft Kiew den Russen einen Einmarsch vor.
Gleichzeitig sank an den Börsen der Wert des Euro. Neue Sanktionen würden diesen Wertverlust übrigens noch verstärken. Dies ist ganz im Sinne unseres ›best friends‹ und dessen eigener Währung. Anstatt nun jede alberne Meldung zu bewerten, sollte man mal darüber nachdenken, wem was nützt und wem was schadet. Das ist mitunter ganz hilfreich.