Donnerstag, 11. Juni 2015

Slavyansk, April 2014

Man muss die Gespräche der Menschen auf dem verlinkten Video nicht verstehen. Und über die Banane für US-Präsident Obama mag sich der ›Gutbürger‹ (in meinen Augen das Gegenstück zum ›Wutbürger‹) anderswo erregen. Immerhin schien der edle Spender zu wissen, wer für den Putsch in Kiew wesentlich mitverantwortlich ist. Nein, es geht um das, was man sieht. Das Video, aufgenommen vom britischen Journalisten Graham Phillips, zeigt friedlich versammelte Menschen vor einer Barrikade in der pro-russischen Hochburg Slavyansk. Lediglich einige wenige martialisch wirkende, aber unbewaffnete Männer sichern die Sperre, indem sie Ausschau halten.

https://www.youtube.com/watch?v=ZFEz7MMZ96A

Die Versammelten zeigen keinerlei Aggressionen. Sie trinken, essen, reden mit einander. Sie scherzen und lachen. Es ging bei ihren Aktivitäten um Autonomie, noch nicht um Sezession. Wenige Tage später rollen die ersten Schützenpanzer der ukrainischen Armee an. Zivilisten, wie diese im Video, stemmen sich gegen die Panzerfahrzeuge und fordern sie zur Rückkehr in den Westen auf. Einige der Soldaten laufen über. Sie bringen sechs Panzerwagen mit. Die ersten der Miliz.

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Foto: Schlägertrupp des ›Rechten Sektors‹

Kaum einer dieser Menschen hätte es damals für möglich gehalten, dass die neuen Kiewer Machthaber mit aller militärischen Härte über die Ostukraine herfallen. Mit Jagdbombern, Panzern, Artillerie und Raketenwerfern. Mit regulären Truppen, einer nationalistischen Nationalgarde und Nazi-Bataillonen.

Erst mit dem Anrücken der Kiewer Streitmacht werden die Barrikaden von den Selbstschutzmilizen besetzt. Zuvor sah man auf unzähligen Fotos und in unzähligen Videos häufig Bewaffnete und Unbewaffnete Seite an Seite, wobei die Unbewaffneten meist überwogen.

Die Milizen waren anfangs weder personell noch materiell auf einen Krieg vorbereitet. Ihre Hauptaufgabe sahen die Kämpfer in der Abwehr prügelnder Horden, vor allem des offen faschistischen ›Rechten Sektors‹, deren brutales Wirken sie auf Maidan teilweise selbst miterlebt hatten. In der Bekämpfung von Provokationen dieser Kräfte. Mit dem wenig später erfolgten Massaker von Odessa steigerte sich die Bereitschaft zur bewaffneten Abwehr. Doch man ging von einer Wiederholung des Krim-Szenarios aus, wo die Anwesenheit von Bewaffneten einen blutigen Bürgerkrieg verhinderte.

So begann es. Mit dem Protest gegen den Umsturz in Kiew, mit der Verteidigungsbereitschaft gegen Nazis und ultranationale Kräfte sowie deren mögliche Provokationen und Übergriffe. Mit friedlichen Zusammenkünften. Dann begann das Bombardement. Um Slavyansk mit seinen kaum mehr als 1.000 leichtbewaffneten Verteidigern schloss sich ein schwer gepanzerter und bewaffneter Ring aus 15.000 Soldaten und Freischärlern der neuen Kiewer Regierung. Deren erster Schuss löste letztlich den offenen Krieg aus.

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