Donnerstag, 19. Januar 2017

Resilienz

Die Italiener haben bereits mehrere verheerende Erdbeben überstanden. Dieses Mal ist es ein bisschen anders - der Winter spielt mit und mit dem Winter kommt dieses katastrophenerprobte Volk eher weniger klar. Vier Erdstöße, unabhängig voneinander innerhalb von weniger als 24 Stunden, über Stärke 5 der Richterskala gab es gestern am 18. Januar. Dazu kommt eine verheerende Wetterlage seit Tagen schon: Neuschnee mit bis zu über zwei Metern, Temperaturen, an die man nicht gewöhnt ist, vor allem, wenn dabei auch noch Strom, Gas und Wasser ausfallen. Derzeit sind in den Erdbebengebieten Mittelitaliens, also den Südmarken, den Abruzzen, dem Latium und Umbrien, an die 82.000 Haushalte ohne Strom und teils auch ohne Heizung und Wasser.
In Deutschland stößt man derweil eine Debatte über ein Holocaustmahnmal und die angebliche Nazisprech-Vokabel "Volk" an.
Luxusprobleme.
Mittelitalien ist "in ginocchio" - wie man hier bildsprachlich sagt.
Wir liegen auf Knien.

Gut drei Jahre früher

Ich gehöre gewiss nicht zu den Menschen, die in Suchmaschinen nach sich selbst suchen. Doch beim Versuch, einen meiner eigenen Beiträge schnell wiederzufinden, ohne mir die Augen zu verbiegen, habe ich es eben dann doch getan. Dabei stieß ich u.a. auf folgenden Link der Helmut-Schmidt-Universität, also der Hamburger Bundeswehrhochschule:

https://www.hsu-hh.de/download-1.5.1.php?brick_id=edS05ArT8eiF5zjf

In einer Übersicht über deutsche außen- und sicherheitspolitische Blogs vom 14.10.2013 fand ich zu meinem Erstaunen auch mein Blog «Steppensturm» aufgeführt. Das empfinde ich dann doch als - sogar freudige - Überraschung. Und dabei musste ich mich früher so oft beschimpfen lassen, weil ich ja angeblich von rein gar nix den Hauch einer Ahnung hätte. Leute, schafft es doch erst mal selbst auf eine Hochschulliste :-D

Nur ein Märchen

Die Lügen der Lügenpresse sind gewiss kein Erfindungen der Neuzeit. Schon vor Jahrhunderten verkauften gerissene Nachrichtenerfinder nichts als Märchen. Doch weiß heute jede Frau und jeder Mann im Volke, dass der König der Frösche auch nur ein Frosch ist und kein verwunschener Prinz. Wer trotzdem Frösche küsst, ist eklig.

Doch heute geht es um eine andere Lügengeschichte. Verbreitet wurde dermaleinst von den hochköniglichen Regierungskanzleien, dass jeder Ritter, der eine Prinzessin aus der Gewalt eines finsteren Drachen errettet, deren Hand und das halbe Königreich bekäme. Alles Unsinn. Eine Erfindung der Lügenpresse, um die Ritter bei Laune zu halten und das Volk zufrieden zu stimmen. Nun die Wahrheit:

Zwar hatte mal ein Drache eine Prinzessin entführt, aber ihr tapferer Retter bekam weder ihre Hand noch ein halbes Königreich. Sondern eine Anzeige wegen der schweren Verletzung des Tierschutzgesetzes und die Auflage zur Teilnahme an einem Anti-Sexismus-Seminar (ASS). Dort lernte er, dass eine emanzipierte Prinzessin sich niemals nicht von einem Drachen entführen lässt, sondern ihm höchstens aus Mitgefühl einen kleinen Teil ihrer Aufmerksamkeit schenkt. Die befreite Prinzessin heiratete indessen einen feigen, aber reichen Prinzen.

Der Ritter zog vor Gericht und wollte sein halbes Königreich einklagen. Doch seitens des Obersten Gerichtshofs der 7.823 Regenten der 27 vereinigten Königreiche bekam er zur Antwort, die Unverletzbarkeit der Grenzen würde Gebietsabtretungen an Ritter verbieten. Desillusioniert verließ der Ritter das Land und kehrte nimmermehr zurück.

Als eines Tages ein fieser Dracher über ganze Scharen von Prinzessinnen herfiel und ihnen Gewalt tat, waren keine tapferen Mannen mehr vorhanden, um die Prinzessinnen zu verteidigen. Die tapferen, aber armen Ritter waren ausgewandert, die feigen, aber reichen Prinzen hatten sich in den Hobbykellern ihrer Schlösser verkrochen und die 7.823 Regenten der 27 Königreiche erklärten als Allheilmittel die Teilnahme an einem ASS zur Menschenpflicht.

So war das damals. Doch nun, liebe Kinder, schlaft recht fein, dann erzählt der nette Märchenonkel Taras vielleicht demnächst eine weitere Geschichte ...

Fake-News

Vor einigen Tagen sollte erstmals nach Jahren ein Zug aus Serbien in die mehrheitlich von Serben bewohnte Region Mitrovica im Kosovo fahren. Auch deutsche Medien berichteten davon. Ich habe zwei kurze Meldungen zu diesem Thema gelesen und mir fiel sofort auf, dass sie sich teilweise widersprachen.

In Meldung 1 hieß es, der Zug sei von flugs an die Grenze beorderten Angehörigen der Kosovo-Sonderpolizei gestoppt worden. [Quelle: RTL]

In Meldung 2 hieß es dagegen, der serbische Ministerpräsident Vucic habe den Zug vor dem Passieren der Grenze anhalten lassen. [Quelle: ZDF]

Nun, ich könnte jetzt meine - nicht in Deutschland, sondern in Serbien und im nördlichen Kosovo lebenden! - serbischen Freunde fragen. Dann wüsste ich ganz genau, welche der beiden Meldungen im Detail richtig und welche unrichtig war. Leider gibt es auch Menschen, die sich anmaßen, dies aus der Entfernung zu entscheiden. Einige davon nennen sich sogar Journalist.

Mich würde nun aber brennend interessieren, wer künftig entscheidet, wobei es sich um eine falsche Nachricht handelt und wobei nicht. Entscheiden es die Sachkundigen? Die Betroffenen und Beteiligten? Die Zeugen vor Ort? Heiko Maas oder Anetta Kahane? Lassen wir uns überraschen. Ein Wahrheitsministerium wird es nicht sein, denn es gibt keines. Oder doch?!

PS 1 - Ich hätte nie gedacht, dass der Bahnverkehr zwischen Belgrad und Mitrovica von überregionaler Bedeutung ist!

PS 2 - Beinahe hätte ich «Maaß» statt «Maas» geschrieben. Wäre das schon eine Fake-News?

Obamas Vermächtnis

In Deutschland ist die Obama-Euphorie noch immer ungebrochen. Mehr als 90 Prozent der Deutschen hätten in damals gewählt. Ebenso viele, wie Hillary Clinton gewählt hätten. Nicht, dass die Deutschen ihn oder sie so gut kennen. Nein, Obama ist schwarz und Clinton eine Frau. Das reicht. Weshalb im Rahmen solcher Überlegungen Morgan Freeman und Megan Fox so schnöde übergangen wurden, entzieht sich meiner Kenntnis. Doch was hat er nun bewirkt, der erste schwarze US-Präsident? Eine kurze Zusammenfassung:

Wirtschaft und Arbeit
Die wirtschaftliche Talfahrt der USA konnte auch Obama nicht stoppen. Einstige Hochburgen der Industrialisierung stehen heute am Rand ihrer Existenz. Sie sind von Verwerfungen betroffen oder davon bedroht. Die Arbeitslosenquote ist offiziell gesunken. Aber die Masse der neuen Jobs sind weder krisen- noch armutsfest. Die Preissteigerung übertrifft bei weitem die realen Lohnsteigerungen. Die mit solchen Jobs versehenen Amerikaner sind nicht besser dran als zuvor.
Fazit: Niederlage

Krankenversicherung
Vor «Obamacare» gab es etwa 60 Millionen Amerikaner ohne Krankenversicherung, heute sind es 20 Millionen weniger. Der Präsident vergaß, die Amerikaner mitzunehmen und verprellte bei der Einführung der Versicherung wichtige Partner. So nötigte er bspw. der katholischen Kirche die Finanzierung von Abtreibungen für ihre Angestellten auf. Die Kirche, zuerst Unterstützerin der Reformen, sprang daraufhin ab. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis die Versicherung wieder abgeschafft wird.
Fazit: Niederlage

Schusswaffen
Obama konnte die Widerstände der Waffenlobby nicht brechen oder auch nur besänftigen. Allein die Annahme, der Präsident könnte die Möglichkeiten für den Erwerb oder den Besitz von Schusswaffen verbieten oder drastisch einschränken, führte zu steigenden Verkaufszahlen. Unter Obama rüsteten die Bürger nicht ab, sondern auf. Die Zahl der von privater Schusswaffeneinwirkung Getöteten stieg an.
Fazit: Niederlage

Krisenherde
Es gibt nicht weniger Krisenherde als während der Bush-Administration, sondern mehr. Unter der Regie des Friedensnobelpreisträgers gab es eine nahezu zwanghafte Neigung zur Herbeiführung von Regimewechseln. Allesamt endeten sie in Anarchie und Bürgerkrieg, von Libyen bis in die Ukraine. Das wohl gehütete Bündnis mit Israel bekam unter Obama tiefe Risse. Der Präsident war völlig außerstande, seinen verursachten Scherbenhaufen zu beseitigen. Zwar wurden die US-Truppen in Afghanistan und im Irak stark reduziert, was den damaligen Befindlichkeiten der Amerikaner entsprach, doch eine der wesentlichen Folgen ist die Erstarkung einer einst winzigen Terrorgruppe namens «Islamischer Staat». Auch die Taliban sind nach wie vor militärisch ungeschlagen. Stattdessen sind die flächendeckende Überwachung des Globus und der Drohnenkrieg ausgeufert. Heute haben die Geheimdienste die Rolle des Militärs übernommen.
Fazit: katastrophale Niederlage

Homo-Ehe
Am Ende der Präsidentschaft Obamas ist in allen 50 US-Bundesstaaten die gleichgeschlechtliche Ehe erlaubt. Selbst die Generalität als Hüter der Traditionen musste einlenken und die bis dahin in den Streitkräften übliche Praxis «Nicht fragen, nichts sagen» aufgeben.
Fazit: einziger Sieg

Erwähnt werden kann darüber hinaus, dass es den ethnischen Minderheiten unter Obama keineswegs besser geht als unter seinen Vorgängern. Im Grunde genommen erlebten die Amerikaner das Gleiche wie heute die Deutschen und Europäer: Eine kaum pragmatische, sondern emotionsgeladene Politik, in der ein ständiges Wiederholen hübscher Phrasen die Probleme der Menschen unter den Tisch fegt und damit deren Lösung verhindert.

Auch «Deutschland geht es gut», höre ich immer wieder. Nun, dann kenne ich hierzulande eine ganze Reihe von Leuten, die nicht «Deutschland» sind. Gut geht es vor allem denen, die noch heute ob Clintons Niederlage weinen - weil sie es sich leisten können und keine anderen Sorgen haben; Menschen, die für den erwerbslosen Stahlwerker in Pennsylvania oder die mies bezahlte Halbtagsserviererin in Chicago keinerlei Verständnis aufbringen.

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