Russischer Frühling

Dienstag, 17. Februar 2015

Erst mal kurz,

später ganz ausführlich:

Die Armeen der nicht anerkannten Volksrepubliken Donezk und Lugansk haben die Siedlung Debalcevo im gleichnamigen Kessel zu 80 Prozent unter ihre Kontrolle gebracht. 120 ukrainische Soldaten haben sich den Milizen ergeben, das anti-russische und islamistische Dudayev-Bataillon aus Tschetschenien ist umzingelt.

Montag, 16. Februar 2015

Evakuierung von Zivilisten

Heute drang eine Einheit der pro-russischen Brigade Prizrak, geführt von Aleksei Mozgovoy persönlich, ins Innere von Debalcevo vor und evakuierte 135 Zivilisten, die dort in den Kellern ausharren mussten, nach Alchevsk.

Ein bewegendes Video (englische Untertitel, danke, Gerda)
https://www.youtube.com/watch?v=6Y_UeirgDSE

Wohlgemerkt, das sind die 'bösen Jungs' ...

NEU auf der EU-Liste

Im Rahmen der neuesten Sanktionen der EU wurden u.a. auf die Strafliste gesetzt:

- Aleksei Mozgovoy, Kommandeur Brigade Prizrak
- Arsenij Pavlov (Motorola), Kommandeur Bataillon Sparta
- Michail Tolstych (Givi), Kommandeur Bataillon Somali
- Humanitäre Bewegung Novorossia Igor Strelkovs

Als ob sie fette Konten in Europa hätten ...

Ataman Mozgovoy hat schon ganz sachlich erklärt, keine Paläste oder Gutshäuser in England zu besitzen und in seiner Heimat leben und sterben zu wollen, anstatt nach Europa zu reisen. Wohl gesprochen, Aleksei Borisovich!

Слава казаков!

Angriff auf Flughafen Donezk

Ohne weitere Worte: Im verlinkten Video meldet der Kommandeur des neurussischen Bataillons 'Somali', Michail Tolstych, seinem Vorgesetzten, General Kononov, dass ukrainische Infanterie von Peski aus die Westseite des Donezker Flughafens angreift.

https://www.youtube.com/watch?v=-qzIysjbpI4

Hier ein weiteres Video (deutsche Untertitel), das kurz zuvor entstand. Der Mann mit der grauen Pelzmütze ist übrigens besagter Generalmajor Kononov, Verteidigungsminister der DVR.

https://www.youtube.com/watch?v=WMnsXC5lhmE

PS - Der BBC-Reporter Ian Pannell wäre auf dem Flughafen beinahe von einer ukrainischen Granate getroffen worden.

https://pbs.twimg.com/media/B9_bqDuCEAARH_n.png

Waffenruhe: Tag 2

Ich hatte es geahnt und auch darüber geschrieben: Der Kessel von Debalcevo ist für den Waffenstillstand die größte Bedrohung. Dies liegt an einer Besonderheit. Während der Gespräche in Minsk wurde auf diese besondere Situation allerdings nicht eingegangen. Das liegt wiederum daran, dass seitens der Ukraine die Einkesselung ihrer Streitkräfte bei Debalcevo nicht eingestanden wird. Doch neben den neurussischen Kräften reden selbst die westlichen Medien vom Kessel von Debalcevo.

Da Poroschenko den Kessel negierte, blieb sein Status offen. Gestern und heute fanden also weitere Kämpfe statt, die schlicht vorhersehbar waren. Denn die ukrainischen Truppen (VSU) können nicht hinaus, haben aber kaum noch Mittel und Möglichkeiten sich im Kessel zu halten. Sie sind von der Versorgung abgeschnitten und die neurussischen Milizen (VSN) blockieren die Straße nach Svetlodarsk. Einige Granaten schlugen in der benachbarten Stadt Gorlovka ein; einige Zivilisten erlitten Verletzungen.

Aleksandr Zaharchenko, Oberhaupt der nicht anerkannten Volksrepublik Donezk, hat nun die Öffnung eines ›grünen Korridors‹ angeboten, durch den die Ukrainer den Kessel verlassen könnten. Sie dürfen aber nicht. Infolgedessen verweigern die Ukrainer den Abzug ihrer schweren Waffen hinter die festgelegte Linie, woraufhin die VSN den Abzug ebenfalls ablehnt.

Anhand dieser Lage zeigt sich die Fragilität der Situation im Donbass. Im Großen und Ganzen schwiegen zwar während der letzten beiden Tage die Waffen, aber die Ruhe ist recht trügerisch. Ein Schuss zu viel in oder um Debalcevo, und niemand wird sich mehr an die Vereinbarungen von Minsk halten.

Ich hoffe, dass dieser besagte Schuss nicht fallen wird.

Video - Im Schneegestöber
Neurussische Miliz in Debalcevo
https://www.youtube.com/watch?v=dc1KULrq4rY

Sonntag, 15. Februar 2015

Fast wie im Frieden

Endlich kann ich mal ein beschauliches Foto präsentieren: Menschen in Donezk bei einem Spaziergang.

donezk
Foto: (c) A. Borodulin

Waffenruhe: Tag 1

Angespannte Stille

Seit Mitternacht des 15. Februar 2015 gilt der vereinbarte Waffenstillstand zwischen der ukrainischen Armee (VSU) und den neurussischen Milizen (VSN). Tatsächlich sank das Ausmaß der Kämpfe in fast allen Abschnitten auf ein Minimum. Gleichzeitig gab es in einigen wenigen Bereichen kleinere Gefechte mit Kleinwaffen, u.a. bei Peski nahe Donezk und bei Logvinova nahe Debalcevo. Der Beschuss der Städte und Siedlungen entlang der Kontaktlinie wurde indes pünktlich eingestellt. »Und plötzlich war Stille«, sagte ein Einwohner von Donezk.

Im Bereich Debalcevo kam es allerdings gegen 02:00 Uhr Ortszeit zu einem aus Debalcevo kommenden Artillerie- und Mörserangriff auf Stellungen der VSN, der zu einem kurzen Duell mit schweren Waffen führte. Gemäß des stellvertretenden Kommandeurs des Donezker Korps, Oberstleutnant Eduard Basurin, verloren mehrere Zivilisten ihr Leben.

Schwerpunkt Debalcevo

Besonders fragil ist die Situation hinsichtlich des Kessels von Debalcevo. Wie bereits zuvor während der Eroberung des Donezker Flughafens, bei der Umfassung der VSU in und um Ilovaysk sowie anderer Ereignisse, verweigert die ukrainische Regierung das Eingeständnis, dass rund 5.000 seiner Soldaten und Freiwilligen überhaupt eingekesselt sind.

Seitens der Milizen wurde angekündigt, jeden Ausbruchversuch aus dem Kessel als Bruch der Vereinbarungen zu betrachten. Die Ukraine sieht um Debalcevo erneut russische Phantom-Truppen. Eine vorherige Klärung war nicht möglich, da es für die ukrainischen Behörden den Kessel angeblich nicht gibt. Somit stellt die ungeklärte Lage bei Debalcevo die größte Gefahr für die Waffenruhe dar.

Bisherige Waffenstillstände

Der 1. Waffenstillstand im Donbass wurde im Juni 2014 unterzeichnet und bereits im Juli 2014 durch eine Offensive der Kiewer Truppen gebrochen. Diese Offensive endete nach anfänglichen Erfolgen in mehreren Kesseln, in denen die VSU schwere Verluste zu verkraften hatte.

Im September 2014 trat ein 2. Waffenstillstand in Kraft. Dieser wurde wegen des heftigen Beschusses von Städten und Siedlungen im Bereich der nicht anerkannten Volksrepubliken Donezk und Lugansk beendet. Es begann eine Offensive der VSN. Die Gegenangriffe der ukrainischen Kräfte blieben erfolglos; es bildete sich der Kessel von Debalcevo. Wieder erlitten die Ukrainer deutlichere Verluste als die Milizen.

Mögliche Entwicklungen

Wie lange die Waffenruhe letztlich halten wird, liegt an der Ernsthaftigkeit der Bemühungen beider Seiten. Sicherlich wird beiderseits der Kampf an der politischen und der medialen Front fortgesetzt. So verschwanden bspw. in den sozialen Netzwerken noch in der Nacht die Aussagen des Naziführers Dmitro Yarosh, mit einigen Bataillonen des ›Rechten Sektors‹ die Kämpfe fortsetzen zu wollen.

Sollten die Konfliktparteien es schaffen, sich in Zurückhaltung zu üben, gibt es eine wirkliche Chance für eine Beendigung der Kämpfe. Allerdings muss jede Seite sich mit Zugeständnissen abfinden. Das Problem liegt hier weniger bei den Europäern und den Russen. Ich sehe es vielmehr in der Ukraine selbst und in den USA, deren säbelrasselnde Rhetorik beinahe die Bemühungen der deutschen Kanzlerin und des französischen Präsidenten torpediert hätte.

Mehr dazu in den kommenden Tagen. Da dieser Konflikt zu meinem täglichen ›Begleiter‹ geworden ist, werde ich mich auch weiterhin bemühen, am Geschehen zu bleiben.

Foto - Bruderschaft!
Zwei Aufklärer der Miliz bei Debalcevo
milizdeba

Samstag, 14. Februar 2015

Sankt Nikolaus

Aufmerksamen Beobachtern dürften die zweifarbigen Schlechtwetter-Uniformen bereits aufgefallen sein, die in den Reihen der neurussischen Milizen weit verbreitet sind. Während des ersten ›Waffenstillstands‹wurden in Vorbereitung auf den Winter Tausende dieser Uniformen an die pro-russischen Kämpfer im Donbass geliefert.

Das nachstehende Foto zeigt ukrainische Kämpfer im Dorf Trehizbenka in der Lugansker Region im Gespräch mit einer Zivilistin. Was kann nun pro-westliche Ukrainer des Freiwilligenbataillons ›Sankt Nikolaus‹ veranlassen, sich in die Uniform des Gegners zu hüllen und derart kostümiert in Ortschaften nahe der Kontaktlinie aufzutauchen?

Als Angehörige der Kiewer Truppen können die Bewaffneten lediglich anhand ihrer Ärmelabzeichen identifiziert werden. Aber weiß die Dame im Bild, ob ›Sankt Nikolaus‹ pro-ukrainisch oder pro-russisch ist? Worüber redet man also? Und zu welchem Zweck? Erstere Frage kann das Foto nicht beantworten, doch die Antwort auf die zweite Frage liegt klar auf der Hand: Man will Verwirrung stiften und den Gegner so schlecht wie möglich darstellen.

An dieser Stelle drängt sich mir erneut die Frage auf, ob seitens der Konfliktparteien und ihrer jeweiligen Unterstützer ein Waffenstillstand überhaupt gewollt ist. Wie ich bereits schrieb: Falls die Waffenruhe zustande kommt, kann jede Provokation sie umgehend beenden. Die ›Karnevalisten‹ in Trehizbenka und anderswo sind unterwegs, um mögliche Provokationen vorzubereiten.

Foto - Ukrainischer Karneval
Kiewer Kämpfer in Uniformen der Milizen
verkleideteukrpos

Vom GI zum Nazi

Ob ukrainische Faschisten keine Frauen finden oder keinen Bock auf Nachwuchs haben, ob sie unter Impotenz leiden oder aus anderen Gründen keine eigenen Kinder haben, kann ich hier natürlich nicht beantworten. Jedoch muss es irgendeinen Grund geben, dass man einen US-amerikanischen Soldaten, der sein Kind hoch hebt, zum Kämpfer des Nazi-Regiments ›Asow‹, der sein Kind hoch hebt, umetikettiert.

propaganda

Das obere Foto ist das Original, mit dem unteren Foto wirbt ›Asow‹ im sozialen Netzwerk facebook um Sympathie. Nun gut, mit photoshop lassen sich die Insignien eines US-Soldaten recht simpel durch die Symbole des Nazi-Regiments ersetzen. So einfach geht Propaganda - von manchen Mitmenschen auch liebevoll ›PsyOps‹ genannt.

Die heutige Lage

Rein theoretisch müsste dies mein letzter Lagebericht sein. Denn ab Mitternacht des heutigen Tages soll die Waffenruhe gelten. Dabei sieht es eher nach dem Gegenteil aus. Nach der Ankündigung Dmitro Yaroschs, des Führers des faschistischen ›Rechten Sektors‹, werden seine Anhänger bis zum Ende weiterkämpfen. Er sprach sogar von einem Parallel-Generalstab, der bis zu 17 Nazi-Bataillone führen soll. Auch Feldkommandeure und Kämpfer beider Seiten sehen im Schweigen der Waffen keinen Vorteil. Entsprechend finden auch heute heftige Gefechte statt. Die Schwerpunkte:

Raum Debalcevo
Die Streitkräfte von Lugansk haben sich am Ortsrand von Debalcevo verschanzt, berichtet der Nachrichtensender Life News. Am Abend des 13. Februar 2015 begannen heftige und für beide Seiten verlustreiche Straßenkämpfe. Seitens der neurussischen Armee (VSN) sind die Lugansker 4. Brigade, zu der das Bataillon ›Betmen‹ gehört, und die Brigade ›Prizrak‹ Aleksei Mozgovoys beteiligt. Bei einem Versuch, aus dem Kessel auszubrechen, wurde eine ukrainische Kolonne mit Munition und Treibstoff vollständig vernichtet.
Der Milizsoldat Aleksandr berichtet: »Unsere Einheit kämpft am Stadtrand von Debalcevo. Wir sind nicht bereit zu einem Waffenstilstand, bevor Debalcevo befreit ist.« Weiter sagt er, die Soldaten und Freiwilligen der ukrainischen Armee (VSU) würden im Kessel plündern und die Bevölkerung schikanieren. »Die wirkliche Situation entspricht nicht der Darstellung in den Medien«, sagt ein anderer Milizionär. Nach Angaben von Life News glauben nur wenige Kämpfer der Miliz an die Erfüllung der Minsker Vereinbarungen durch die ukrainische Seite.
Der stellvertretende Kommandeur der Donezker Truppen, Oberstleutnant Eduard Basurin, fordert weiterhin die Kapitulation der eingekesselten Truppen der VSU.

Raum Mariupol
Das Nazi-Regiment ›Asow‹ berichtet auf seiner Seite im sozialen Netzwerk facebook, dass am Morgen des 14. Februar in der Nähe der Siedlung Shirokino neue Kämpfe stattfinden. Die neurussischen Milizen greifen Positionen des Regiments mit Panzern, Schützenpanzern und Artillerie an. Damit dürfte die Offensive der VSU endgültig zum Erliegen gekommen sein. In Shirokino wurden drei Zivilisten leicht verletzt, eine Frau wurde unter den Trümmern eines Mehrfamilienhauses verschüttet.

Raum Donezk
Am Vormittag schoss die Artillerie der VSU auf den Donezker Flughafen und das nahegelegene Einkaufszentrum ›Metro‹. Auf das Stadtviertel Oktyabrska wurden Brandgranaten abgefeuert. Auch andere Städte und Siedlungen liegen wiederholt unter Artilleriefeuer.

Humanitäres
Aus Rostov am Don traf eine Kolonne mit sechs Tonnen dringend benötigter Medikamente ein. Zu den Spendern gehören auch um die tausend Europäer, u.a. Deutsche. »Menschen aus aller Welt leisten humanitäre Hilfe für den Donbass, und wir Europäer sind da keine Ausnahme. Wir werden unseren Teil für die Unterstützung der Bevölkerung leisten«, so eine Sprecherin.

Politisches
Pan Poroschenko hat einen neuen Berater: Michail Saakaschwili, den heute in den USA lebenden Ex-Präsidenten von Georgien. Er soll als Vorsitzender des Beirats für Reformen die Lieferung von westlichen Waffen in die Ukraine koordinieren. »Es ist jetzt unsere Hauptaufgabe, die ukrainische Armee auszustatten«, so Saakaschwili, der kein ukrainischer Staatsbürger werden möchte. »Wir sind jetzt im Kampf gegen einen gemeinsamen Feind.« Dieser ist natürlich Russland.

Foto - Miliz erbeutet weitere schwere Waffen
Drei Kampfpanzer und eine Panzerhaubitze bei Debalcevo
beute5

Video - Kessel von Debalcevo
Luft- und Bodenaufklärung der VSN
https://www.youtube.com/watch?v=ta0k9MkAU2I

1. Maulender Autor
2. Kasinogespräche
3. Zeitgeschehen
4. Nazis gegen rechts
Akte Bundeswehr
Akte Unsinn
Akte Weltordnung
Elsa fragt den Soldaten
Russischer Frühling
Sirkos Staniza
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren