Montag, 24. November 2014

Einsatz an vorderster Front

Manchmal sehe ich mir Videos ohne Ton an, oder ich betrachte Fotografien ohne die Beschreibung zu lesen. Auf diese Weise wirkt nur der visuelle Eindruck auf mich ein, nicht aber die Bewertung durch Dritte. Und manchmal beschreibe ich dann das Gesehene, wobei ich um Neutralität bemüht bin, obwohl ich wie jeder andere Mensch natürlich irgendeine Meinung vertrete und irgendeiner Seite näher stehe. Daraus mache ich auch keinen Hehl.

Zu meinen bevorzugten Quellen gehören die Video- und Fotoberichte des britischen Journalisten Graham Phillips. Die meisten deutschen Medien würden diese Quelle als unseriös bezeichnen, denn Phillips arbeitet freiberuflich für den russischen Staatssender Russia Today (RT). Zu Beginn der Krise berichtete Philipps auch aus anderen Gebieten der Ukraine. Dort wurde er zweimal wegen angeblicher Spionage und Unterstützung des Terrorismus festgenommen und anschließend nach Polen abgeschoben. Der pro-westliche Gouverneur von Dnepropetrovsk hat sogar ein Kopfgeld auf ihn ausgesetzt.

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Graham Phillips in einem zerbombten Stadtteil von Donezk

Im Gegensatz zu den meisten anderen Reportern zeigt er Bilder unmittelbar von der vordersten Frontlinie, er spricht mit den Beteiligten vor Ort und setzt sich dabei höchster persönlicher Gefahr aus, anstatt bequem und sicher bei facebook und twitter zu »recherchieren«. Er schläft oft bei den Milizen in deren Unterständen an der Kampflinie, isst und trinkt mit den Kämpfern; er hat sich sogar im Rahmen eines Überlebenstrainings für eine halbe Stunde lebendig begraben lassen. Niemand zeigt diesen Krieg aus einer näheren Perspektive als er.

Heute ist Graham Phillips verwundet worden. Ein Splitter einer 122-Millimeter-Mörsergranate durchdrang in der umkämpften Siedlung Peski seine Schutzweste und verletzte ihn am Rücken. Milizsoldaten haben ihn umgehend in ein Donezker Krankenhaus gebracht. Eigentlich wollte er in einigen Tagen seine Verwandten in Großbritannien besuchen, um später wieder in den Donbass zurückzukehren. Das muss nun wohl warten.

Alles Gute, Graham, und beste Genesungswünsche!

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