Samstag, 16. August 2014

Die Welt ist doof!

Das denken vermutlich unsere Medien. Was da geschah: Ein britischer Journalist namens Shaun Walker, der wohl für den ›Guardian‹ und den ›Telegraph‹ tätig ist, begleitete den russischen Hilfskonvoi für die Ostukraine durch russisches Staatsgebiet. Er schoss ein Foto, das die Rückseite eines Schützenpanzerwagens vom Typ BTR-80 oder eines modifizierten Nachfolgemodells zeigt, und meldete eine russische Invasion in der Ukraine. 23 Fahrzeuge habe er gesichtet, die durch eine Lücke im Grenzzaun gefahren seien.

Diese bei twitter abgesetzte Meldung nahmen nun sämtliche westliche Medien - und die Nato - zum Anlass, einen russischen Einfall in die Ostukraine zu verkünden. Die Armee der Ukraine hat diesen ominösen Konvoi zuerst vollständig zerstört, dann weitgehend vernichtet und zuletzt einige Fahrzeuge beschädigt. Um welche Art Fahrzeuge es sich handelt, weiß auch niemand so genau. Aus dem englischen Begriff ›tank‹ (Kampfpanzer) machten deutsche Medien Tanklastzüge. Okay, ist ja fast das gleiche.

Nun sollte selbst der dämlichste Nicht-Experte Kräfteverhältnisse einschätzen können. In der Ostukraine stehen rund 12.000 bis 15.000 Separatisten einer vierfach überlegenen Streitmacht gegenüber (offizielle ukrainische Angaben). Natürlich - so meinen die Medien und die Nato - sind die russischen Generalstäbler so abgrundtief dämlich, dass sie mit 200 Mann die Lage schlagartig verändern wollen. Also 12.200 bis 15.200 Mann haben weitaus bessere Karten gegen 48.000 bis 60.000 Mann. So blöd ist Russland.

Nein, so blöd ist die Welt. Ein Foto bei twitter erzeugt eine Geisterinvasion, die nach Belieben ganz, teilweise oder so gut wie gar nicht abgewehrt wurde. Russen sind doof, Zeitungsleser sind doofer, die ganze Welt ist am doofsten. Übrigens gab das US-Außenministerium heute bekannt, dass man sich wegen mangelnder Informationen jedweden Kommentars enthält.

Nun gut. Wer da den Niedergang der Printmedien beklagt, darf sich eigentlich nicht wundern. Soll denn der Mensch für solche ›Enten‹ wirklich noch bezahlen? Sorry, von den einstigen Propagandaministerien gab es die gratis.

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