Samstag, 17. Januar 2015

Die neue deutsche Einigkeit

Nun wissen wir es aus höchst wissenschaftlichem Munde: Der Pegida-Anhänger ist Ende 40, Sachse, männlich, nicht religiös, gut ausgebildet, mit leicht überdurchschnittlichem Verdienst, enttäuscht von Politik, Medien und Mainstream. All diese Menschen wollen ihren Frust zum Ausdruck bringen. Das dürfen sie auch. Schön und gut. Doch was nutzt es, wenn man seine Meinung zwar sagen darf, aber niemand sie hören will? Empfindet man da nicht die gleiche Ohnmacht, als wenn man seine Meinung für sich behalten müsste? Ist der Mensch denn wirklich zufriedener, wenn er in den luftleeren Raum hinein labern darf, ohne dass seine Ansichten wahrgenommen, beachtet oder gar ernst genommen werden?

Dem Einzelnen steht hierzulande nicht etwa der Einzelne entgegen, sondern eine geballte Macht aus Politik, Parteien und Verbänden, Leitmedien, Kirchen und Kirchengremien, Gewerkschaften, Dachverbänden und sonstigen Zusammenschlüssen. Um sich Gehör zu verschaffen, bleibt dem ›gewöhnlichen‹ Menschen eigentlich nur die Möglichkeit des eigenen Zusammenschlusses. Pegida machte davon Gebrauch. In der Öffentlichkeit völlig Unbekannte trommelten andere völlig Unbekannte zusammen, um gemeinsam gegen die Etablierten zu protestieren. Friedlich, ohne Krawall.

Doch mit welchem Ergebnis? Politik, Medien und Verbände lösten eine wuchtige Propagandawelle aus, die Proteste wurden ›nazifiziert‹, die Demonstranten verunglimpft. Es erfolgte sogar die Gleichsetzung gewaltfreier Demonstranten mit den islamistischen Mördern von Paris. Hand in Hand marschierten die Etablierten gegen einen gemeinsamen Gegner auf. Schließlich ist man gemeinsam ›Charlie‹.

Immer vorne dran: das (links-) liberale Bildungsbürgertum. Dieses mag zwar alles Mögliche sein, aber eines gewiss nicht mehr: eine Verantwortungs-Elite. Denn es sieht in keiner Weise die Belange und Befindlichkeiten der wachsenden Masse von Menschen, sondern verschanzt sich hinter Ideologien und Philosophien, abstrakten Werten und Idealen und überhöhten Ansprüchen. Es mangelt an jedwedem Sinn für Gerechtigkeit und am Interesse für den Ausgleich zwischen den Bevölkerungsgruppen und Milieus. Nur die eigenen Anschauungen sind wertvoll, sind ›überlegen‹.

Die schärfste und zugleich tumbste Waffe ist die Nazikeule. Wer vor fünfzehn Jahren noch locker als ›moderat konservativ‹ durchging, ist heute bereits zum ›Rechtspopulisten‹ avanciert. Diese perfide Verfahrensweise wirkt immer. Denn wer will schon der ›Nazi‹ sein?

Verblüffend ist auch, dass liberale Theologen die christlichen Werte und Tugenden einfach so durch die Theorien der Aufklärung ersetzen, und schon läuft sogar ein Teil der katholischen Kirche freudig neben jenen auf, die sie am nächsten Tag wieder als ›Kinderfickersekte‹ bezeichnen oder Christen generell ›scheiße‹ finden. Drastisch und überzogen ausgedrückt: Man rettet besser nicht das Abendland, sondern lieber - ganz opportun - Sodom und Gomorra.

Wenn das die neue ›Einigkeit‹ in den deutschen Landen ist, kann man getrost den Mund halten. Ansonsten schreit man sich heiser.

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