Montag, 2. Februar 2015

(K)alte Krieger

Eine Polemik

Als die ukrainische Regierung den Beginn der sogenannten ›Antiterroroperation‹ (ATO) befahl und Panzerfahrzeuge in den Donbass schickte, glaubte das selbsternannte ›Heldenvolk‹ fest daran, dass die pro-russischen Aktivisten aufgeben würden. Niemand in Kiew (und im Westen) ging von diesem hartnäckigen Widerstand aus, der sich dem ukrainischen Militär und dessen ›Hilfswilligen‹ entgegen stellte.

Die anfänglichen Erfolge gegen die pro-russischen Milizen ließen die Militärführung leichtsinnig werden. Man merkte nicht mal mehr, dass die Anfangserfolge mit großen Verlusten verbunden waren. Diese mangelnde Befähigung zur Einsicht feuerte immer wieder die Legende von regulären russischen Truppen im Donbass an. Mit der Umkehr der Entwicklung und den Siegen der pro-russischen Milizen erhielt das Märchenerzählen zusätzlichen Auftrieb. An diese Mär glauben heute nur noch ein paar deutsche Medienmacher. Sie verbreiten sie sogar weiter, nachdem die ukrainische Führung das Gegenteil eingestanden hat.

Klar, man kann diesen Krieg ewig führen. Es gibt sicherlich Mächte, die daran sogar interessiert sind. Dabei kann die Ukraine nur verlieren. Der Konflikt zerstörte die Leben Tausender, es bleiben Traumata und Zerrüttung, ewiger Hass der beiden Bevölkerungsanteile aufeinander - und Milliardenschulden bei Gläubigern, die nur ungern ihre Beute teilen. Die Zukunft der Westukraine wird der Gegenwart Rumäniens oder Bulgariens entsprechen, die Zukunft der Ostukraine steht in den Sternen. Aber eines ist sicher: Die Milizen werden nicht aufgeben. Und gute (westliche) Waffen in den Händen schlechter Soldaten bringen nicht viel. Nur mehr Tod und Zerstörung.

Ich bleibe daher bei meiner mehrfach geäußerten Position: Die Ukraine muss den gleichen Weg gehen wie die frühere Tschechoslowakei, die sich friedlich in Tschechien und die Slowakei aufgelöst hat. Oder sie wird das Schicksal des vormaligen Jugoslawien teilen, dass erst durch einen langen und blutigen Bürgerkrieg in ein halbes Dutzend Staaten zerfiel, tatkräftig unterstützt durch die jeweils verbündeten ›Kalten Krieger‹ von einst. Mir wäre der tschechoslowakische Weg um ein Vielfaches lieber.

Aber die friedliche Lösung wird der ›Westen‹ wohl nicht zulassen. Die ganze Ukraine ist in den Fokus von Politik, Wirtschaft und NATO geraten, und besonders das Weiße Haus hat sich noch nie um die Befindlichkeiten anderer Staaten und Völker gejuckt, wenn diese den eigenen Interessen im Weg standen. Dass besonders das bis zur Ergebenheit loyale Deutschland dann ganz oben auf der Speisekarte der US-Geheimdienste gelandet ist, muss ein Treppenwitz der Weltgeschichte sein.

Doch angesichts der Bilder der Toten und Verstümmelten im Donbass, die ich jeden Tag ansehen muss, um darüber schreiben zu können, lassen mir das Lachen im Halse stecken bleiben. Zum ›Qualitätsjournalisten‹ fehlt mir glatt die notwendige innere Grabeskälte. Die ›Einige Ukraine‹ ist mir persönlich nicht wichtig. Vor 1922 gab es sie nicht mal im Ansatz. Die Menschen sind mir hingegen sehr wichtig. Jede/r Einzelne!

Liebe 'Die Welt',

der Artikel eures Chefreporters ist Abschreckung genug ... und für den 'friedfertigen Pazifistenstaat' Deutschland ist das sogar ein bisschen zuviel Kriegstreiberei.

Also, Herr Eigendorf, Sie können gern für den Kunststaat Ukraine, dessen Olygarchen und deren Fascho-Freunde kämpfen. Warum sollen das stets andere tun? Selbst ist der Mann. Eine Waffe liegt bestimmt irgendwo für Sie herum. Vielleicht bei Debalcevo, da wurde gerade eine Anzahl Flinten ins Korn geworfen.

http://www.welt.de/debatte/kommentare/article137041942/Die-Ukraine-braucht-dringend-Waffen-aus-dem-Westen.html

Hier ein Video darüber, was immer mehr Ukrainer - und vor allem Ukrainerinnen - von diesem Krieg und der Mobilmachung halten: Sie protestieren dagegen!

https://www.youtube.com/watch?v=o1yTdd6YYzA

Ja, West-Waffen in die Ukraine, damit dort noch mehr Menschen sterben!

Milizen erobern Nikishino

Das kleine, seit drei Monaten verlassene Dorf Nikishino liegt am Südrand des Kessels von Debalcevo und stand bisher unter der Kontrolle der ukrainischen Armee. Auf dem Dorffriedhof liegen rund 70 ukrainische Soldaten begraben.

Nunmehr nahmen die pro-russischen Milizen den letzten Stützpunkt der Kiewer Truppen in Nikishino ein. Es konnte einiges Gerät erbeutet werden, das künftig den Milizen seinen Dienst leisten wird. Das nachstehende Video zeigt u.a. das Abschleppen eines reparablen Schützenpanzers in die Werkstatt.

https://www.youtube.com/watch?v=HuASmDb0RBk

Anmerkung: An den senkrechten weißen Streifen am Fahrzeug erkannt man, dass es sich um ein Gefechtsfahrzeug der ukrainischen Armee handelt.

Weihnacht mit Adolf

Impression von der Weihnachtsfeier einer ukrainischen Militäreinheit:

weihnacht auf ukrainisch

Die aktuelle Lage

Nach wie vor liegt der Schwerpunkt der Kampfhandlungen im Bereich des Teilkessels von Debalcevo. Die heutige Situation an der Kontaktlinie:

1. Flughafen Donezk und Umgebung
Die Positionen haben sich nicht geändert. Die neurussischen Kämpfer (VSN) halten den Flughafen, die Ortschaft Spartak und einen Teil der Siedlung Peski, die ukrainische Armee (VSU) die Ortschaft Avdeyevka und ebenfalls einen Teil von Peski.

2. Raum Dokuchaevsk
Um Dokuchaevsk und Elenovka herrscht angespannte Ruhe. Die VSU zieht Truppen zusammen, um einen Angriff auf das Gebiet südlich von Donezk vorzubereiten, die VSN verstärkt ihre Verteidigung.

3. Raum Mariupol
Auch hier angespannte Ruhe. Keine Veränderungen.

4. Raum Gorlovka
Neben dem Beschuss der Stadt kämpft die ukrainische Armee erfolglos gegen die VSN bei Mayorsk und Dsherschinski. Die Miliz zieht das gegnerische Artilleriefeuer absichtlich auf sich, um der Stadt eine Erleichterung vor den üblichen Attacken zu verschaffen.

karteneu

5. Raum Debalcevo
Noch immer ist der Kessel nicht vollständig geschlossen, doch die Situation ist für die VSU äußerst kritisch. Ein Teil des Stabes und Nachschubeinheiten wurden bereits evakuiert, eine Anzahl Nationalgardisten floh oder ergab sich den Milizen. Auf beiden Seiten gibt es Gefallene, auf der ukrainischen weit mehr als auf der pro-russischen.

6. Raum Popasnaya
Es gibt weiterhin Gefechte um die Ortschaft. Keine der beiden Seiten konnte entscheidende Fortschritte erzielen. Dieser Kampfplatz dient der VSN zur Vorbereitung späterer Offensiven nach Nordwesten und ist daher von zweitrangiger Bedeutung.

7. Bakhmutska-Trasse
Auch in diesem Abschnitt gab es kleinere Gefechte um die befestigten Kontrollposten. Die VSU versucht die Rückeroberung verlorener Zonen, die VSN hat sich in die Defensive begeben und schont ein wenig ihre Kräfte.

8. Staniza Luganskaya, Schastye, Slavyanoserbsk
In diesem Bereich gibt es gelegentlichen Beschuss, aber keine Veränderungen. Bei Schastye finden Gefechte mit Schützenwaffen statt.

Video Fahrkünste (nur so, zur Zerstreuung)
Neurussische Miliz testet reparierten Schützenpanzer
https://www.youtube.com/watch?v=n1uGk3DFiNE

Todesfälle
Laut Semenschenko starb bei Debalcevo der tschetschenische Söldnerführer Isa Munayev. Der anti-russische Islamist lebte zuvor als Asylant in Dänemark und führte dann eine tschetschenische Freischar im Donbass. Tschetschenen kämpfen als Freiwillige auf beiden Seiten des Konflikts.

Skurriles
Angehörige des ukrainischen Freiwilligenbataillons ›Aydar‹, das wegen schwerer Menschenrechtsverstöße aufgelöst werden soll, randalieren vor dem Kiewer Verteidigungsministerium und greifen dessen Wachmannschaften an. Die Situation hält derzeit noch an.

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