Dienstag, 21. April 2015

Schweig oder stirb!

Im Programm ›Svoboda Slova‹ (etwa: Meinungsfreiheit) des ukrainischen Telekanals ICTV äußerte sich Vasili Vovk, der oberste Ermittler der Ukraine, zu den jüngsten Morden an bekannten regierungskritischen Politikern und Journalisten. Vovk empfahl den Dissidenten künftig den Mund zu halten, wenn sie am Leben bleiben wollen. Ob es sich um einen guten Rat oder eine offene Drohung handelt, lässt sich nicht klar sagen.

Klar gesagt werden kann hingegen: Innerhalb nur einer Woche wurden mindestens vier Morde an bekannten Dissidenten verübt. Der Journalist Sergei Suchobok verlor am 13. April sein Leben, zwei Tage später starb der Politiker Oleg Kalashnikov, einen weiteren Tag darauf der Journalist Oles Buzina. Ein weiteres Opfer wurde am vergangenen Donnerstag bekannt: Olga Moroz, die Chefredakteurin der kritischen ukrainischen Zeitung ›Neteshinskij Vestnik‹. Sie starb vermutlich schon im März und wurde erst jetzt in ihrem Haus aufgefunden.

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Foto - Olga Moroz

Zumindest Buzina und Kalashnikov tauchten mit Name, Adresse und Aktivitäten in den Auflistungen von angeblichen ›Terroristen und Separatisten‹ der ominösen ukrainischen Denunziations-Website ›Peacekeeper‹ auf.

Hierzu Chefermittler Vovk: »Ich denke, dass in einer Zeit, in der es praktisch einen Krieg gibt, Ukrainophobe, die den Mund nicht halten, zumindest in ihrer Rhetorik gestoppt werden müssen. Ich denke, dass in der gegenwärtigen Situation es nicht sein sollte, dass jemand sich gegen die Ukraine und das Ukrainertum wendet.« Eine offizielle Definition von Ukrainophobie, räumt Vovk ein, gibt es nicht. »Jeder weiß, wovon wir reden«, sagt er.

Die Organisation, die sich zu den Morden bekannt hat, will Vovk nicht kennen. Die sogenannte ›Ukrainische Aufständische Armee‹ (UPA) existiere nicht, meint der Chefermittler. Auch keine anderen rechtsradikalen Organisationen oder Gruppen.

Der Leiter des Geheimdienstes SBU, Valentin Nalivaichenko, will mit seiner Behörde hingegen gar selbst in die Fußstapfen der faschistischen UPA treten, die sich mit brutaler Gewalt, Mord und Folter hervortat. Sein Dienst solle nach deren Vorbild organisiert werden, fordert Nalivaichenko. Die UPA beging in der Zeit des II. Weltkrieges Massaker an bis zu 125.000 Polen in Ostgalizien und Wolhynien. Auch mehrere Tausend russische und ukrainische Zivilisten wurden von dieser Formation ermordet. Der damalige Anlass: ›Ukrainophobie‹ und Feindschaft gegenüber dem ›Ukrainertum‹.

Link - Website des Formats ›Meinungsfreiheit‹
des Telekanals ICTV

http://svoboda.ictv.ua/

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