Montag, 23. Januar 2017

Alles Plüsch!

Es nervt nur noch. Ich mag nichts mehr hören von all diesen hohlen Phrasen und sinnfreien Gemeinplätzen. «Deutschland geht es gut!» (außer den Armen, aber die sind selbst schuld), «Wir schaffen das!» (was genau?), «Kein Mensch ist illegal!» (nein, aber man kann illegal handeln), «Gegen Hass und Hetze!» (außer gegenüber Andersdenkenden) ... Wie dermaleinst die «Nationale Front» der DDR marschieren Parteien, Gewerkschaften, Kirchen und Verbände im Gleichschritt durchs Land. Gegen Rechte und Populisten, selbst wenn es keine sind, gegen Atomenergie und Billigfleisch, gegen Politiker anderer Staaten, gegen «Phobien», die sie noch vor zehn Jahren selbst geschürt haben, und gegen die Umsiedlung von Juchtenkäfern.

Es ist ja nicht so, dass ich noch nie politisch interessiert war. Ich war jahrelang Mitglied einer Volkspartei, agierte als sogenannter Fachkundiger Bürger, war vorgesehen für ein Mandat in Stadtrat oder Kreistag. Und ich habe diverse Ehrenämter ausgeübt. In einem davon habe ich Opfer von Straftaten unterstützt. Oft missbrauchte Frauen und junge Mädchen. Es hat mir damals fast das Herz zerrissen, nur so wenig tun zu können. Aber im Nachhinein macht es mich ein wenig stolz, wenn ich noch heute Grußkarten zum Geburtstag oder zu Weihnachten bekomme. Irgendwas habe ich wohl richtig gemacht.

Um so widerlicher empfinde ich heute den politischen, medialen und gesellschaftlichen Umgang mit Ereignissen wie der Kölner Silvesternacht 2015 oder denen im darauffolgenden Jahr. Es ist beinahe so, als hätte ich meinen damaligen Schützlingen sagen sollen: »Hab dich nicht so, vor und nach der schrecklichen Viertelstunde warst und bist du deinen Peinigern sozial überlegen.« Oder: »Es wäre auch nicht schöner, von mir vergewaltigt zu werden.« Aus der Sicht einiger «Supermenschen» wären das wohl die politisch korrekten Aussagen gewesen.

Der sicherste Schutz der Frauen vor Übergriffen ist nicht das Tragen einer Burka, sondern der Anstand der Männer. Doch wo man diesen vergebens sucht, wo der Mann sich hinter albernen Plattitüden versteckt und bisweilen lieber ein Neutrum wäre, wird dem Unanständigen Tor, Tür und Grenze geöffnet. Chaos herrscht dort, wo niemand sich dagegen auflehnt. Kriminalität gedeiht, wo der Gerechte vor dem Ungerechten weicht.

Und, werte Herren, wenn es euch so verdammt egal ist, dass hierzulande Frauen belästigt, bedrängt und missbraucht werden, ganz gleich wann, wo und von wem, wenn ihr euch lieber an den «schlimmen Sexisten» Brüderle und Trump abarbeitet anstatt an Verbrechern, dann zieht euch halt weiterhin eine Plüschvagina über den Kopf und plärrt stumpfsinnige Parolen heraus. Aber passt auf, dass niemand euch was auf die Plüschklitoris ballert!

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