1. Maulender Autor

Freitag, 13. Mai 2016

Zitat des Monats

«Ich will dir zeigen, was den großen Herren mangelt, und was denen fehlt, die alles besitzen: Einer, der ihnen die Wahrheit sagt.» Lucius Annaeus Seneca

Montag, 23. November 2015

Soldaten versus Büttel

In den Söldnerheeren der Renaissance wurden die Körperstrafen durch sogenannte Steckenknechte vollstreckt. Im Unterschied zu ihrem Vorgesetzten, dem Profos (Offizier im Hauptmannsrang), galten sie als unehrlich (ehrlos). Wurde ein Steckenknecht jedoch als Soldat ins Regiment aufgenommen, nahm sein Hauptmann ihm den Stecken ab und zerbrach ihn. Dann verbot er bei Strafandrohung, jemals wieder die frühere, als ehrlos geltende Tätigkeit des neuen Soldaten zu erwähnen. Die deutschen Landsknechte, unter denen viele verarmte Ritter dienten, wollten auf keinen Fall die Büttel einer zivilen Strafjustiz sein (so durfte der Gerichtsoffizier jeden zivilen Beruf erlernt haben, nur nicht den eines Juristen).

Die heutigen Soldaten sind die (beruflichen) Nachkommen dieser Menschen. Zumindest sollten sie es sein. Es sind die Nachfolger jener, die vormals den Schutz von Witwen und Waisen gelobten. Ich habe mich immer bemüht, diese Werte hochzuhalten, ich habe bisweilen darüber geschrieben.

Heute weiß ich, dass es sinnlos war.

Mittwoch, 15. April 2015

Der stille Don

FÜR ELSA

Das große Werk Michail Scholochovs ›Der stille Don‹ beschreibt die Geschichte des Donkosaken Grigori Melechov und dessen tiefe innere Zerrissenheit. Er ist mit wohlhabenden Natalja verheiratet und liebt die schöne Aksinja. Er wendet sich zuerst den Bolschewiki zu und kämpft dann doch für die Weiße Armee. Zuletzt schließt er sich sogar einer Räuberbande an. Auch Boris Pasternaks Romanfigur Doktor Juri Schivago ist hin- und hergerissen zwischen Ehefrau Tonja und seiner Geliebten Lara, er wandelt sich nach Irrungen und Wirrungen vom sozialistisch Gesinnten zum Dissidenten.

Beide Autoren, Scholochov wie Pasternak, beschreiben in ihren Büchern die ureigene russische Seele in ihrer Standfestigkeit und Wankelmütigkeit, sich oft hin und her bewegend zwischen Euphorie und Lethargie, zwischen nüchternem Pragmatismus, brodelndem Überschwang und stiller Melancholie.

Dass es mir manchmal ebenso ergeht, ist wohl meinem urgroßmütterlichen, russisch-kosakischen Erbe geschuldet. Es beinhaltet, dass ich auf nahezu identische Situationen höchst unterschiedlich reagiere, dass mich ein und das Selbe mal aufregt, mal mit einem Schulterzucken quittiert wird, in meinen Augen mal bedeutsam und mal uninteressant ist. Und Ideen oder Ideale müssen, sofern sie mich erreichen wollen, groß sein. Dafür oder dagegen, selbst trotz mancher Zweifel loyal zu jenen, die ich ›meine Leute‹ nenne.

Auch im II. Weltkrieg war es so, dass der russische Bär erst dann erwachte, als die deutschen Faschisten und ihre Verbündeten tief in sein Heimatland eingedrungen waren und dessen Fortbestehen ernsthaft bedrohten. Es ist sogar eine der Gemeinsamkeiten der Russen mit den Deutschen, lange Zeit stillschweigend oder leise murrend zu erdulden und zu ertragen, bis sie sich erheben und ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen. Ebenfalls gemeinsam: dann kommt es dicke.

Dies gilt auch für den Donbass und seine Menschen. Es kann nicht einen halben Frieden geben, keine halbe Autonomie. Dazu ist es zu spät. Der sehnliche Wunsch nach Frieden und das gleichzeitige aufopferungsvolle Streben nach Autonomie schließt einen Burgfrieden nämlich aus, auch wenn der Wille zum Frieden ebenso stark ist, vielleicht noch stärker ist, als die Sehnsucht nach Freiheit.

Da ist eine einzige Gewissheit: Es geht immer weiter. Nach einer Zeit des Winters und der Finsternis kommt eine Zeit des Frühlings und des Lichts. Mit Zuversicht und Gottvertrauen verwandelt die längste Nacht sich wieder in einen sonnigen Tag. Irgendwann. Auch wenn der einsame Lichtstrahl noch hinter dichten schwarzen Wolken verharrt.

Mittwoch, 10. Dezember 2014

Dank Großbaustelle voll vergessen,

den Barbaratag! Daher nachträglich:

DER BERGHAUER

Im blühenden Tale ein Berghauer lebt',
der ständig nach Silber, nach Reichtum gestrebt.
Für die Sorgen der Menschen fand niemals er Zeit.
Er sah immer nur sich, sah sein eigenes Leid.

Im Dämmern des Morgens der Berghauer spricht:
»Ich fahr in den Stollen, Gott spende mir Licht,
auf das ich stets finde nach Hause zurück,
den Weg in die Heimat, die mir Segen und Glück.«

Im Berg ist es finster. Doch spricht er voll Mut:
»Hier werde ich finden den Reichtum, das Gut.
Will tragen es heim, zu der Frau und dem Kinde,
dass das Glück der Erlösung den Weg zu uns finde.«

Er stößt auf die Ader. Es frohlocket sein Herz.
Er fördert das Kupfer, das silberne Erz,
entreißt es der Nacht und gibt es dem Tage,
dass nimmermehr Hunger und Elend nun plage.

Doch im blühenden Tale ein Unglück geschah!
In der Grube, die doch seiner Heimat so nah,
brachen die Stützen tief unten im Schacht ...
Um den tapferen Bergmann ward es ewige Nacht.

Umnachtet der Blick von den grausamen Schmerzen,
dem Tode schon nahe, die Liebsten im Herzen,
so sitzt er gefangen zwischen Erz und Basalt,
in den Fäusten sein Werkzeug als einzigen Halt.

»Ach Barbara«, spricht er, »ach Heilige du,
lass schnell es geschehen und schenke mir Ruh'.
Hab das Schicksal gefordert, nun muss ich bezahlen,
wenn bald ich verderbe mit bitteren Qualen.

Doch mein einzig' Begehren sollst du nur verstehen:
Lass Frau und lass Kindlein mir nimmer vergehen.
Sie sind frei jener Schuld die ich auf mich lud,
mit dem Streben nach Silber, nach Reichtum und Gut.«

Glasigen Auges, mit erlöschendem Blick,
verlassen vom Mut und verlassen vom Glück,
sieht er Frau, sieht er Kindlein vor ärmlicher Kate -
- als unten, vom Tale, die Rettung ihm nahte!

Ein Steiger vom Tale schlug ein diese Wand,
hinter der er den armen Berghauer fand.
Der war noch am Leben, gerettet und frei,
denn es standen ein Freund und der Herrgott ihm bei.

Das Streben nach Reichtum oft Menschen versucht,
doch Habgier und Missgunst seien verflucht.
Hier lebte ein Mann nur durch des anderen Tat,
da ihn einst hatt' gerettet ein Bergkamerad.

Im blühenden Tal nun ein Berghauer lebt,
der nicht mehr nach Silber und Reichtum nun strebt.
Denn er fand einen Freund, und der hat ihn gelehrt,
dass den Schöpfer man auch im Geschöpfe verehrt.

Samstag, 8. November 2014

Buchtipp

Um zur Abwechslung mal etwas Angenehmes zu berichten, möchte ich auf Elsa Laskas alias Barbara Wenz' Vatikankrimi

Das Farnese-Komplott

hinweisen und diesen zur Lektüre anraten. Nett wie der Sirko nun mal (ab und an) ist, gibt es zwei Rezensions-Empfehlungen gratis dazu:

Bei Clamormeus
Bei Radio Vatikan

Dienstag, 4. November 2014

Breaking News

1.
Der ukrainische Präsident Buratino Poroschenko sieht schon wieder 160 Millionen russische Soldaten an der Grenze aufmarschieren. Wenigstens den 150 Millionen Einwohnern Russlands gefällt es. Außer Pussy Riot.

2.
Der US-Präsident Obama lässt verkünden, dass er ziemlich im Eimer ist, aber die Russen den Atomgipfel 2016 boykottieren, ohne die Teilnahme aber bislang abgesagt zu haben.

3.
Angela Merkel erklärt zum 25. Mal, dass die einstige DDR ein Unrechtsstaat war. Und natürlich auch eine Undemokratie und eine Unrepublik. Da die Rechtschreibprüfung nicht gemeutert hat, scheint es sogar zu stimmen.

4.
Der russische Präsident Putin hat einen Kaffeelöffel aus der Kreml-Kantine mitgenommen.

»The same procedure as last year, Miss Angie?«
»The same procedure as last week, Mister Barack?«
»The same procedure as last hour, Pan Petro?«

Meine Güte, erzählt doch mal etwas NEUES!

Nun ja, vielleicht heiratet demnächst der Papst ...

Samstag, 4. Oktober 2014

Das muss man hinbekommen!

Nach dem großen Finale sind in meinem Manuskript alle bekannten Übeltäter vollständig außer Gefecht gesetzt. Es bleibt eigentlich keine einzige Frage offen, und dennoch habe ich Stoff für mögliche Fortsetzungen - zwei an der Zahl.

Geht das überhaupt? Ja. Es geht. Wenn man während des Schreibens nach vorn denkt und statt Fragen, die in einem guten Schmöker schon irgendwie beantwortet werden sollten, diverse Spielräume offen lässt ;-)

Montag, 8. September 2014

Wer sagt's denn!

Weniger Internetdebatten und dafür mehr Waldspaziergänge sind gut für die Kreativität. Innerhalb weniger Wochen habe ich gleich fünf (hoffentlich) interessante und spannende Gruselthriller- u.a. Konzepte entwickelt, in halbwegs klugen Selbstgesprächen auf mein altes Diktiergerät gequasselt (die Bäume halten dicht!), anschließend brav abgetippt, ausgedruckt und abgeheftet. Nach Genre sind die Mappen verschiedenfarbig *sinnfrei anmerk*

Nun, nach der Erledigung der Denkarbeit, geht es an die Fleißarbeit. Fünf Manuskripte sollen es werden: eine Trilogie der bereits bekannten Renaissance-Gruselgeschichten, ein Thriller, der einen Terroranschlag mit alten Mythen verbindet und dazu ein Weltkrieg-II-Drama.

Also, los geht's!

Edit: Eigentlich sind es vier Gruselgeschichten, wobei die vierte natürlich nicht zur Trilogie gehört, verständlicherweise. Story Nr. 4 hat mit der Anzahl ACHT zu tun. Also eines mehr als sieben. Es geht allerdings nicht um acht Zwerge oder um einen zusätzlichen Hügel Roms - obwohl die Geschichte thematisch durchaus in Rom spielen könnte (aber eher nicht spielen wird) ...

Samstag, 6. September 2014

Ein Lesepröbchen

Als Medikus des Klosters war Bruder Severin nicht nur für die Lebenden im Kloster und in der Stadt verantwortlich, sondern auch für die Toten, von denen es gegenwärtig zu viele gab. Sie lagen entstellt und verstümmelt in einer endlos erscheinenden Reihe in der Dunkelheit der Krypta unter der Klosterkirche aufgebahrt. Severins Aufgabe bestand nun darin, in bestimmten Zeitabständen nach ihnen zu sehen. So hatte der Prior es verlangt, und in seiner Gründlichkeit folgte der alternde Mönch präzise dieser Order.

Es war der dritte Tag überschritten, an dem die Toten hier lagen. Nach christlichem Gebot hätte man sie zur heutigen Mittagsstunde bestatten müssen. Doch warum auch immer, der Prior hatte es nachdrücklich verboten. Severin vermutete, es war wegen der Ausländer unter ihnen, die zum Teil Muslime oder sogar Heiden waren.

Dem Medikus gefiel es nicht. Stets hatte er die Gesetze der Christenheit befolgt. Was man nun von ihm verlangte, grenzte aus seiner Sicht an Häresie. Als gelehrter Mann der Wissenschaften empfand er eine tiefe Ehrfurcht vor dem Tod und dessen Opfern, daher konnte er nicht verstehen, was man diesen armen Seelen auf dem kalten Grund unterhalb des Kirchenschiffes antat. Er schämte sich für sein eigenes Tun und war schon fast einer bitteren Verzweiflung nahe. Wie um sich selbst betrügen zu müssen, ließ er einen jungen Mönch, seinen Adlatus, und einen Novizen den Toten Gesellschaft leisten. Auf das Peinlichste überwachte er seine eigene Anordnung, also stieg er zu jedem Glockenschlag einer vollen Stunde selbst in die kalte Gruft hinab.

So auch um Mitternacht, dem flüchtigen Moment, der einen Tag vom nächsten trennte.

Die Stufen waren kalt wie der Tag und die Nacht selbst. Ohne es zu wollen oder gar zu verstehen, flößte ihm sein Weg, den er in den vergangenen Tagen sehr häufig gehen musste, urplötzliche Furcht ein. Da war unvermittelt eine innere Stimme, die ihn warnte: »Hüte dich, Severin, diese Stunde gehört nicht den Lebenden!«

Mühsam, unter Aufbietung all seiner Kräfte, zwang er sich die Stufen weiter hinunter zu steigen, geradewegs hinein in diesen langen und schmalen Raum, der schrecklich nach Verwesung roch. Die Angst, die er verspürte, wurde mit jedem Schritt größer. Am Ende der Stiege nahm sie ein beinahe unerträgliches Maß an. Trotzdem setzte er mechanisch weiter den einen Fuß vor den anderen und näherte sich Stufe um Stufe dem finsteren Ort des Todes. Schon trat er durch die Pforte, die Treppe und Gruft voneinander trennte.

Er schrie.

Laut und voller Todesangst. Denn was sich vor seinen angsterfüllt weit aufgerissenen Augen abspielte, war gegen jede Vernunft, gegen jeden menschlichen Verstand. Er taumelte ein paar Schritte zurück, bis die Wand ihn aufhielt. Der Rücken des Bruders presste sich an den harten, kalten Stein neben der Tür zur Stiege. Er begann am ganzen Körper zu zittern, seine Lippen bebten und die Knie wurden ihm weich, so dass sie bald nachzugeben drohten.

Denn er sah, wie einer der Toten sich aufrichtete. Es war der Letzte in der Reihe, und sein Körper brachte sich gespenstisch langsam in eine sitzende Position. Das grässliche Schauspiel wiederholte sich noch fünfzehnmal. Wie umstürzende Dominosteine, die sich in umgekehrter widernatürlicher Richtung bewegten, erhoben sich die zerfetzten Körper der Toten, als wäre noch Leben in ihnen.

War es ein Wunder?, schrie die innere Stimme in Severin, der seine entsetzt geweiteten Augen nicht abwenden konnte, oder war es Satans Werk? Der Mönch sah die toten Bogenschützen zu neuem Leben erwachen und sich von irgendeiner Macht gelenkt von ihren Lagern erheben. Langsam, sehr langsam nahmen sie ihre Habseligkeiten, ihre Schwerter, Armbruste und Pfeile an sich und traten an zu einer Prozession unheiligen Daseins.

Sie wandten sich Severin zu, der jetzt am Ende seines Verstandes angekommen war. Doch nicht er war ihr Ziel, nein, sie bewegten sich in stummem Aufzug auf die Tür zur Treppe zu. Sie sahen ihn nicht einmal an, als sie einer nach dem anderen an ihm vorbeigingen.

Der Mönch nahm all seine letzte Kraft zusammen und schrie voller Verzweiflung: »Nein, es kann nicht sein. Ihr lebt nicht mehr. Seht euch doch an. Ihr seid tot!«

Sie beachteten ihn nicht. Wortlos gingen sie an ihm vorbei. Nur der letzte Kriegsmann, er war sehr jung, fast noch ein Knabe, blieb dicht neben ihm stehen und sah ihn aus sehr lebendigen Augen an. Seine Worte trieben Severin fast in eine rettende Ohnmacht, die ihn dennoch nicht befiel. In dieser Sekunde betrachtete er es als verweigerte Gnade.

»Leben ist nicht mehr Leben«, raunte der Jüngling lächelnd, »so wie Tod nicht mehr Tod ist. Nichts ist mehr so, wie es scheint.« Der junge Mann sah einen kurzen Moment in die dem Wahnsinn nahen Augen des Geistlichen, dann wandte er sich ab und folgte langsam seinen Gefährten.

Severin sank in die Knie und rief mit hoher Stimme: »Die Offenbarung des Johannes. Die letzten sieben Tage sind heran gekommen.« Ehrfürchtig und fast lautlos flüsterte er die Worte aus dem letzten Buch des Neuen Testaments, die da lauteten:

»Und Menschen aus allen Völkern und Stämmen und Sprachen und Nationen sehen ihre Leichname drei Tage und einen halben, dulden aber nicht, dass ihre Leichname in ein Grab gelegt werden. Und nach drei Tagen und einem halben fuhr in sie der Geist des Lebens von Gott und eine große Furcht befiel die, die sie sahen.«

Aus DER SILBERNE DRACHE
Die Apokalypse

Samstag, 23. August 2014

Maulender Restsellerautor I

Welche Rolle wird in absehbarer Zukunft der unbedarfte Mönch spielen? Und was könnte die schöne wunderschöne Magdalena wissen?

Wird - vorerst - nicht verraten!

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