Sonntag, 15. Februar 2015

Waffenruhe: Tag 1

Angespannte Stille

Seit Mitternacht des 15. Februar 2015 gilt der vereinbarte Waffenstillstand zwischen der ukrainischen Armee (VSU) und den neurussischen Milizen (VSN). Tatsächlich sank das Ausmaß der Kämpfe in fast allen Abschnitten auf ein Minimum. Gleichzeitig gab es in einigen wenigen Bereichen kleinere Gefechte mit Kleinwaffen, u.a. bei Peski nahe Donezk und bei Logvinova nahe Debalcevo. Der Beschuss der Städte und Siedlungen entlang der Kontaktlinie wurde indes pünktlich eingestellt. »Und plötzlich war Stille«, sagte ein Einwohner von Donezk.

Im Bereich Debalcevo kam es allerdings gegen 02:00 Uhr Ortszeit zu einem aus Debalcevo kommenden Artillerie- und Mörserangriff auf Stellungen der VSN, der zu einem kurzen Duell mit schweren Waffen führte. Gemäß des stellvertretenden Kommandeurs des Donezker Korps, Oberstleutnant Eduard Basurin, verloren mehrere Zivilisten ihr Leben.

Schwerpunkt Debalcevo

Besonders fragil ist die Situation hinsichtlich des Kessels von Debalcevo. Wie bereits zuvor während der Eroberung des Donezker Flughafens, bei der Umfassung der VSU in und um Ilovaysk sowie anderer Ereignisse, verweigert die ukrainische Regierung das Eingeständnis, dass rund 5.000 seiner Soldaten und Freiwilligen überhaupt eingekesselt sind.

Seitens der Milizen wurde angekündigt, jeden Ausbruchversuch aus dem Kessel als Bruch der Vereinbarungen zu betrachten. Die Ukraine sieht um Debalcevo erneut russische Phantom-Truppen. Eine vorherige Klärung war nicht möglich, da es für die ukrainischen Behörden den Kessel angeblich nicht gibt. Somit stellt die ungeklärte Lage bei Debalcevo die größte Gefahr für die Waffenruhe dar.

Bisherige Waffenstillstände

Der 1. Waffenstillstand im Donbass wurde im Juni 2014 unterzeichnet und bereits im Juli 2014 durch eine Offensive der Kiewer Truppen gebrochen. Diese Offensive endete nach anfänglichen Erfolgen in mehreren Kesseln, in denen die VSU schwere Verluste zu verkraften hatte.

Im September 2014 trat ein 2. Waffenstillstand in Kraft. Dieser wurde wegen des heftigen Beschusses von Städten und Siedlungen im Bereich der nicht anerkannten Volksrepubliken Donezk und Lugansk beendet. Es begann eine Offensive der VSN. Die Gegenangriffe der ukrainischen Kräfte blieben erfolglos; es bildete sich der Kessel von Debalcevo. Wieder erlitten die Ukrainer deutlichere Verluste als die Milizen.

Mögliche Entwicklungen

Wie lange die Waffenruhe letztlich halten wird, liegt an der Ernsthaftigkeit der Bemühungen beider Seiten. Sicherlich wird beiderseits der Kampf an der politischen und der medialen Front fortgesetzt. So verschwanden bspw. in den sozialen Netzwerken noch in der Nacht die Aussagen des Naziführers Dmitro Yarosh, mit einigen Bataillonen des ›Rechten Sektors‹ die Kämpfe fortsetzen zu wollen.

Sollten die Konfliktparteien es schaffen, sich in Zurückhaltung zu üben, gibt es eine wirkliche Chance für eine Beendigung der Kämpfe. Allerdings muss jede Seite sich mit Zugeständnissen abfinden. Das Problem liegt hier weniger bei den Europäern und den Russen. Ich sehe es vielmehr in der Ukraine selbst und in den USA, deren säbelrasselnde Rhetorik beinahe die Bemühungen der deutschen Kanzlerin und des französischen Präsidenten torpediert hätte.

Mehr dazu in den kommenden Tagen. Da dieser Konflikt zu meinem täglichen ›Begleiter‹ geworden ist, werde ich mich auch weiterhin bemühen, am Geschehen zu bleiben.

Foto - Bruderschaft!
Zwei Aufklärer der Miliz bei Debalcevo
milizdeba

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