Freitag, 13. Mai 2016

Mut zur Wahrheit

Jüngst berichteten die Medien von einem Vorfall im bayerischen Grafing. Ein Mann, dem der Vorname ‹Paul› gegeben wurde, hatte auf vier Menschen eingestochen und einen davon getötet. Dabei habe er Aussagen getätigt, die auf eine politisch motivierte Tat hindeuten könnten. Soweit erste Darstellungen. Tatsächlich hat der Täter keinen europäischen Vornamen und die ‹politischen Aussagen› lauteten schlicht: «Allahu akbar.»

Man fragt sich einmal mehr, worin man die Hintergründe für solche Informationszerrbilder zu suchen hat. Ist es nicht besser zu schweigen, wenn man sich ohnehin um die Darstellung der Tatsächlichkeit eines Geschehens herumdrücken möchte? Ist die Angst vor dem Auseinanderdriften einer ohnehin brüchig gewordenen Gesellschaft mittlerweile weit größer als der Mut zur Wahrheit geworden?

Berichte wie diese lassen erkennen, dass es weder Verschwörungstheorien noch Alu-Hüte bedarf, um sich Fragen zu stellen. Mehr und mehr vertieft sich der Eindruck, den Bürgern würde nicht die Wahrheit gesagt, bestimmte Fehlentwicklungen würden beschönigt und Kritiker verunglimpft.

Richtig ist wohl, dass sich ein aufeinander eingespieltes Establishment immer weiter von der Normalbevölkerung entfernt. Dieses Establishment umfasst die Altparteien, den Staat, die Medien, die Verbände. Auch die Kirchen, womit wir gleich zu einem anderen Thema kommen. Eine wachsende Zahl von Menschen sieht dieses Establishment zunehmend sehr kritisch. Es ist eine Ohnmachtsituation spürbar, ein gefühlter Zustand, isoliert einem meinungsbildenden und -durchsetzenden Moloch gegenüberzustehen, der jede Kritik an den Etablierten zu ersticken droht. Das Schlagwort lautet: Alternativlosigkeit. Die Waffen: Vorwurf des Rechtspopulismus, der mangelnden Empathie und gar der Verfassungsfeindlichkeit.

Doch zu den Kirchen: In der Vergangenheit tauchten sporadisch Medienberichte auf, nach denen in Erstaufnahmeeinrichtungen für Flüchtlinge Nicht-Muslime von Muslimen drangsaliert, bedroht und angegriffen wurden. Nun haben mehrere Verbände, darunter ‹Kirche in Not›, ‹open doors› und die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte, in einer Befragung etliche Daten erhoben, mit dem Ergebnis, dass etwa 40.000 Christen von solchen o.g. Missständen betroffen sind. Ob diese Zahl nun korrekt ist, oder ob es 30.000 oder 50.000 Betroffene sind, ist weniger bedeutsam als die Reaktion der Amtskirchen: Zweifel und Beschwichtigung.

Dass die christlichen Kirchen die demokratische Grundordnung achten und wahren, ist gut und richtig. Doch wenn zwischen den Statements politischer und kirchlicher Amtsträger keinerlei Unterschied mehr erkennbar ist, wird es fatal. Um es deutlich auszusprechen: Für eine christliche Religionsgemeinschaft steht Gott im Zentrum, nicht der Gläubige. Schon gar nicht der Anders- oder Nichtgläubige. Christus kann nicht der ‹stumme Absegnende› jedweder ‹alternativloser› Plattitüde sein. Schon gar nicht das Pushen anderer Religionen kann als Sinn und Zweck einer Kirche gelten.

Weltweit ist der Islam auf dem Vormarsch. Und es gibt kaum ein islamisches Land, in dem Nicht-Muslime nicht mindestens unter Diskriminierung und Deklassierung leiden müssen. Abgesehen von ein paar betrübten Worten sehen hierzulande die Amtskirchen darüber hinweg, um den Zusammenhalt einer kunterbunten Gesellschaft herbeizureden, die für die Mehrheit der Bevölkerung sowieso nur auf dem Papier steht und nicht wirklich gelebt wird. Und kaum jemand kann nachvollziehen, weshalb Verfolgte und Verfolger gleichermaßen willkommen sein sollen.

Findet eine Islamisierung statt? Dazu muss verstehen lernen: Eine Terrorarmee in der Größenordnung des ‹Islamischen Staates› existiert nicht allein durch die Furcht der Friedfertigen vor durchgeknallten Bewaffneten. Sie funktioniert nicht ohne die Unterstützung nicht-militanter Gleichgesinnter, denen der gewaltbereite Islamist insgeheim näher ist als der ‹dekadente Ungläubige› es jemals sein wird. Islamisierung findet nicht in den Vorgärten privilegierter Wohngegenden der deutschen Bildungsbürger statt, sondern dort, wo der Staat nicht mehr genügend Präsenz zeigt, wo selbst ein radikaler ‹Gottesstaat› als gerechter empfunden wird als das demokratische Staatswesen. Zugleich muss die globale Entwicklung betrachtet werden.

All das geschieht derzeit kaum. An die Stelle der Realpolitik treten Slogans, wie «Wir schaffen das!» oder «Der Islam gehört zu Deutschland!» Doch aktuell sagen 60 Prozent der Bevölkerung das Gegenteil. Ebenso viele sagen aus, außerhalb der Arbeitswelt keine Muslime zum privaten Bekanntenkreis zu zählen.

Finden diese Menschen aber Gehör? Werden sie mit ihren Sorgen wahrgenommen? Gar ernstgenommen? Eher nicht. Daher kann ihrerseits JEDE Alternative als Ausweg aus der Misere gesehen werden, selbst wenn sie die Situation verschärfen würde. Es ist kein Rechtsruck, den wir gerade erleben, sondern eine um sich greifende Ablehnung der etablierten Kreise, von denen die Nicht-Etablierten schlicht nichts mehr erwarten. Nicht nur in Deutschland, sondern überall in Europa und selbst in den USA, wo ein Donald Trump zum Wahlfavoriten wird und ein Bernie Sanders durch seltsame Unregelmäßigkeiten gebremst werden muss.

Die Etablierten müssen begreifen: Wenn sie nicht den Mut aufbringen, Missstände klar zu benennen, anstatt die Gegebenheiten schönzureden, wenn sie nicht die Einzigartigkeiten der diversen kulturellen und nationalen Hintergründe der verschiedenen Völker Europas zu berücksichtigen verstehen, dann kann ihr fragiles Kunstgebilde jederzeit wie ein Kartenhaus in sich zusammenfallen.

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