Samstag, 28. Januar 2017

Bienen und Blüten

Eigentlich hatte ich die Absicht, das Thema Bundeswehr den übrigen 23 deutschsprachigen außen- und sicherheitspolitischen Bloggern zu überlassen, zumal mir die Streitkräfte diverser anderer Staaten sowieso ein größeres Interesse abringen. Aus gegebenen Anlässen unterbreche ich mein diesbezügliches Schweigen.

Beginnen wir mit einer Idee des Bundeswehrverbands, also der Interessenvertretung der deutschen Soldaten, zur Ausbildung ungedienter Menschen zum Reservisten binnen 20 Tagen, die auch die Unterweisung an der Schusswaffe einschließt. Übrigens dauert auch die Vorbereitung auf die Sachkundeprüfung im privaten Sicherheitsgewerbe exakt 20 Tage. Allerdings ohne Waffenunterweisung (zusätzlich 20 Tage).

Sicher, die Aussetzung (nicht Abschaffung) der Wehrpflicht in Deutschland bei gleichzeitig steigendem Bedarf an Soldaten für Auslandseinsätze hat für Personalengpässe gesorgt. Doch diese sind kaum mit 20-Tage-Reservisten zu kompensieren. Welche Aufgaben diesen Reservisten überhaupt zugedacht werden sollen, bleibt offen. Mir fiele nur ein: Marschieren und Salutieren.

Im Gegensatz zu den meisten meiner konservativen Freunde und Bekannten trat ich von Anfang an freimütig für die Ausseztzung der Wehrpflicht ein. Aus meiner Sicht hatte die Entscheidung über Einberufung oder nicht sich zu einem Akt der Willkür entwickelt. Denn nur ein kleiner Teil der Wehrpflichtigen leistete jemals Dienst in der Truppe. Wer also weder Zivildienst leistete oder zur Bundeswehr einberufen wurde, kam ungeschoren davon. Zuletzt war dies die Mehrheit der Dienstpflichtigen. Und warum sollte ausgerechnet der Soldatenberuf nicht professionalisiert werden?

Gut, dass es beim Bund weniger Bewerber geben würde, war mir damals schon klar. Und dass man somit auch notfalls auf weniger geeignete junge Menschen zurückgreifen muss, ebenso. Doch was die Umschreibung weniger geeignet letztlich beinhalten kann, zeigt das nächste Thema auf.

Ein Skandal in der Kaserne Pfullendorf erschüttert die Truppe. Von erniedrigenden Methoden ist die Rede, von abscheulichen Ausbildungspraktiken, bizarren Gewaltriualen und sexuell-sadistischen Handlungen. So haben Mannschaftsdienstgrade männlichen und weiblichen Rekruten Tampons in eine Körperöffnung geschoben, in die sie nicht hineingehören. Einige der Beteiligten wurden bereits entlassen.

Was will man dazu sagen? Nun, das Bundesverteidigungsministerium wollte ohnehin Lehrgänge zur sexuellen Vielfalt abhalten. In diesem Zusammenhang könnte man auch die Sache mit den Bienen und Blüten abhandeln. Vielleicht rechnen manche Mitmenschen in Uniform sexuelle Abartigkeiten auch zur Vielfalt? Sex, Macht, Tampons, Bundeswehr – das neue Motto der Truppe?

Wen würde es noch wundern? Wehrpolitisch drehen sich die Debatten gefühlt hauptsächlich um Kindertagesstätten, Schützenpanzer für Schwangere, Emanzipation und Frauenquote, mehr Generalinnen ... Man kann sich schon jetzt auf weitere Ideen freuen - und auf Skandale vorbereiten. Militärischen Sachverstand sollte man hingegen kaum mehr erwarten. Im Grunde haben die Ministerin und viele ihrer Untergebenen sich gegenseitig verdient. Schade um die anderen.

Kürzlich stolperte ich über eine Umfrage, ob wegen US-Präsident Trump Deutschland eine größere Rolle in der Welt übernehmen sollte. Die meisten Teilnehmer waren dagegen. Ich auch. Denn, so dachte ich, schlimmer als der erhobene Zeigefinger des spießig-deutschen Oberlehrers ist der erhobene Gewehrlauf des sadistisch-deutschen Korporals.

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