Donnerstag, 26. März 2015

Machtkämpfe

Den Ukrainern bleibt rein gar nichts erspart. Nun verschanzen sich Zivilisten in Dnepropetrovsk in den Kellern, weil sie einen bewaffneten Konflikt zwischen der Kiewer Zentralregierung und den Milizen des Oligarchen Ihor Kolomojskij fürchten, der zugleich Gouverneur der Oblast Dnepropetrovsk ist.

Vor gut einem Monat hatte ich die Bedenken von Beobachtern, die Ukraine könne gänzlich in Feudalherrschaften der einzelnen Oligarchen zerfallen, bereits geäußert. Nun sind sie real geworden.

Ein interessantes Video mit deutschen Untertiteln über die ukrainischen Verhältnisse jenseits der allgemeinen Berichterstattung:
https://www.youtube.com/watch?v=D3MpkfO_w_0

R.I.P.

Im Idealfall sperren Sicherheitstüren eine Bedrohung aus. Während der Tragödie um das vermutlich vom Co-Piloten absichtlich zum Absturz gebrachte Flugzeug der deutschen Gesellschaft ›Germanwings‹ mit 150 Todesopfern wurde durch eine Sicherheitstür ausgerechnet der Flugkapitän ausgesperrt, der als einziger Mensch die Katastrophe hätte verhindern können. Allein schon ... So viel Sinnlosigkeit.

Friede den Opfern.
Kraft den Angehörigen.

Risiko einer Prognose

Eigentlich gebe ich höchst ungern Zukunftsprognosen ab. Ich bin kein Hellseher und kann auch keine künftigen Aktionen aus dem Kaffeesatz ablesen. Doch ein tiefgehender Blick auf die derzeitigen Geschehnisse und die Auswertung vorangegangener Ereignisse reichen aus, um zumindest eine grobe Entwicklungsrichtung erkennen zu können.

Machen wir es kurz: Für mich steht fest, dass es neue Offensiven der ukrainischen Streitkräfte (VSU) geben wird. Sie werden im April beginnen. Und sie werden sich gegen Donezk und Novoasovsk richten. Vorher werden in den ukrainischen Massenmedien die bereits bekannten Mythen und Märchen vom Einmarsch des ›Aggressors Russland‹ verbreitet - worauf die westlichen Medien allzu gerne anspringen werden.

Die neurussischen Milizen (VSN) sind zwar in der Lage zu räumlich begrenzten Operationen, doch die Ergebnisse der Winteroffensiven zeigen die fehlende Durchstoßkraft der VSN. Die Milizen sind sehr stark im Infanteriekampf und in der Panzerabwehr, auch hier meist im Nahkampf, und auf diese Weise erzielten sie ihre achtbaren Erfolge, wie die Eroberung des Donezker Flughafens und der Sieg in den Kesselkämpfen von Debalcevo. Es waren wichtige, aber punktuelle Siege der VSN. Für einen massiven Befreiungsschlag, mit dem sie den Gegner weiträumig vertreiben könnten, reichen die vorhandenen Kräfte der Milizen hingegen nicht aus. Überlegen sind die Milizen nicht nur im Häuserkampf, sondern auch bei schwierigen Wetterlagen. Aber der Winter ist vorbei.

Die ukrainische Propaganda wird die Verantwortung für die neuen Kämpfe den Milizen zuschreiben. Zuerst wird man Nachrichten über wiederholte schwere Brüche der Waffenruhe durch die VSN verbreiten, dann die russischen Phantom-Truppen bemühen und danach die eigenen Offensiven als Gegenmaßnahmen bezeichnen. Die Belege wird man indes weiterhin schuldig bleiben. Doch die westlichen Medien werden die großen Siege der Kiewer ›Helden der Freiheit‹ über die furchtbar unfähigen Truppen der Russischen Föderation ungeprüft übernehmen und lauthals verkünden.

Das politische Verzögern des Eintretens eines Sonderstatus für den Donbass seitens der Kiewer Verantwortlichen ist ein weiteres Indiz für den bevorstehenden Versuch der militärischen Lösung. In den Regionen Donezk und Lugansk nutzt man zwar die Atempause, aber kaum jemand vertraut auf eine friedliche Einigung. Seitens der Milizen wird ständig von Truppenansammlungen in verschiedenen Abschnitten der Kontaktlinie berichtet (siehe Karte). Daneben redet man von der Verlagerung schwerer Waffen durch die ukrainische Armee, nicht vom Abzug. Die Feldkommandeure Mozgovoy und Tolstych haben hingegen Beobachter der OSZE zu ihren Stellungen geführt. Die wenigsten Menschen im Donbass vertrauen allerdings noch den inter- oder multinationalen Organisationen.

Während der gesamten Dauer des Waffenstillstandes herrschte zu keinem Zeitpunkt ein vollständiges Schweigen der Waffen. Wo immer sich die Parteien begegneten, kam es oft zum Beschuss mit Kleinwaffen. Doch es gab weiteres Feuer schwerer Waffen auf den Donezker Flughafen, und in Shirokino bei Mariupol versucht die ukrainische Nationalgarde mit dem Nazi-Regiment ›Asow‹ an der Spitze an Boden gutzumachen - auch mit schwerem Gerät. In und um Shirokino ist der Krieg noch immer alltäglich. Ähnlich ist die Situation nahe der Siedlung Peski am Donezker Flughafen.

Betrachtet man die ukrainischen Truppenkonzentrationen erkennt man die Vorhaben der Kiewer Planer und ihrer Unterstützer. Ganz kurz umrissen:

Raum Donezk
Ziele sind hauptsächlich die Rückeroberung des Donezker Flughafens, die Unterbrechung der Verbindung nach Gorlovka und das Abschneiden der Versorgungswege in den Süden.

Raum Shirokino
Hier geht es um die Zerstörung der Verteidigungslinie der VSN vor der Küstenstadt Novoasovsk sowie um das Abschneiden der Milizen vom Asowschen Meer und von der Grenze zur Russischen Föderation.

lage1.jpg
Karte - Truppenkonzentrationen der VSU

Gemäß des Vorsitzenden des Verteidigungsausschusses der russischen Duma, Admiral a. D. Vladimir Komoedov, nutzt der Waffenstillstand im Donbass lediglich der Kiewer Seite, während er den nicht anerkannten Volksrepubliken Lugansk und Donezk schadet - ebenso der Russischen Föderation. Die NATO-Manöver nahe der Ukraine sieht der frühere Marinebefehlshaber als eine aktive Kriegsvorbereitung. Gleichzeitig betrachtet er den Waffenstillstand als Zeitgewinn der Ukraine zur Neustrukturierung und -gruppierung ihrer Streitkräfte, die von Beratern und Ausbildern aus den USA, Großbritannien und Polen unterstützt werden, während weiterhin auf Städte und Dörfer des Donbass gefeuert wird.

»Die Luft riecht nach Krieg«, so Komoedov. »Das kann nicht ignoriert werden.« US-Panzer auf den Gebieten der früheren Sowjetrepubliken Estland, Litauen und Lettland sind für den ehemaligen Admiral ein schwerer Affront gegenüber Russland und eine nicht hinnehmbare Bedrohung. Er ist sich sicher: »Die Kiewer Regierung und die USA werden den Kampf nicht beenden. Ihr Ziel ist Russland. Die Interessen der USA stehen dabei an erster Stelle.«

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