Montag, 23. März 2015

Gesichter des Donbass

Die junge Dame auf dem nachstehenden Foto heißt Kira, ist 19 Jahre jung und gehört der Miliz von Lugansk an. Sie wurde Milizionärin, um ihr Land gegen die neo-faschistischen Eindringlinge aus Kiew zu verteidigen, so ihre Motivation. Vor dem Krieg war die Studentin aus Krasny Luch eine begeisterte Sportlerin.

kira

Ihre Zukunft sieht Kira in den Reihen der neurussischen Armee, doch sehr viel lieber würde sie ein friedliches Leben führen und in ihrem Spezialgebiet arbeiten: der Psychologie.

Желаю удачи, девушка!

Zwei Videos mit engl. Untertiteln:
https://www.youtube.com/watch?v=bq_gR58Vo5Q
https://www.youtube.com/watch?v=-e7-X_LaXkc

Wie versprochen

reiche ich das Video vom Tag der Vaterlandsverteidiger in Donezk nach, auf dem die Menschen eine kurze Ansprache von Michail Tolstych einforderten:

https://www.youtube.com/watch?v=aNbLOSBC9eE
(für Frauen ungeeignet, engl. Untertitel)

Diese Begeisterung mag man verstehen können - oder auch nicht. Aus meiner Sicht: Wäre 'Givi' eine schnuggelige junge Dame mit dunkler Lockenpracht, würde ich auch begeistert sein. Das ist halt so :-)

Unsere Elsa hat sich übrigens der Übersetzung eines Gedichts von Lika Kugeyko gewidmet, in dem sie ihre Bewunderung für 'Givi' ausdrückt (die Lika, nicht die Elsa):

http://elsalaska.twoday.net/stories/1022409522/
(für Frauen ungeeignet, ohne Untertitel)

Auch diesen literarischen Ausdruck der Begeisterung für Mischa kann man verstehen - oder auch nicht.

Aber mal ehrlich, allzu viel weltfremde, abgehobene und übersteigerte Moralisiererei und Freudlosigkeit leert am Ende JEDE Hütte! *echtma*

Mozgovoy und Prizrak

Der Kern der pro-russischen Brigade Prizrak geht zurück auf die erste Volkswehr des Donbass überhaupt. Sie wurde unmittelbar nach dem Sturz des ukrainischen Präsidenten Janukowitsch in Lugansk ins Leben gerufen. Gründer und Kommandeur ist der in der Region Lugansk geborene Donkosak Aleksey Mozgovoy. Anfangs gehörte auch Aleksandr Bednov zur Volksmiliz Lugansk.

Heute ist das einstige Bataillon zur Mechanisierten Brigade Prizrak angewachsen. Neben dem Brigadestab umfasst sie das 7. Bataillon, das Bataillon Ermak, das Bataillon Aleksandr Newski, das Freiwillige Kommunistische Bataillon 404, eine Kommunikationseinheit und eine Humanitäre Einheit, außerdem eine Einheit zur Kriminalitätsbekämpfung und technische Instandsetzungsgruppen. Ihr Hauptquartier befindet sich in der Stadt Alchevsk westlich von Lugansk.

no title

Die ironische Bezeichnung ›Prizrak‹ (Gespenst) wählte der Verband selbst, da er von den ukrainischen Militärbehörden und Medien mehrfach totgesagt wurde, obwohl es nur rund 40 Mann an Verlusten zu beklagen gab. Über den Brigadekommandeur habe ich bereits ein Porträt verfasst.

Porträt Aleksey Mozgovoy
http://tarassirko.livejournal.com/8859.html

Einige Ergänzungen: Nach einem gezielten Anschlag auf Mozgovoy am 7. März 2015 gab dieser eine Erklärung ab. Gut gelaunt vergab er allen Beteiligten, sprach Glückwünsche zum Internationalen Frauentag aus (am 8. März verteilten seine Kämpfer Blumen an Frauen und Mädchen in Alchevsk) und bekräftigte seine Haltung zur Etablierung eines Staates Novorossia und einer Volksdemokratie.

Besonders Letzteres macht Mozgovoy gefährlich. Denn verfolgt man das Leben des Feldkommandeurs weiter zurück, wird man zuerst mit seiner ablehnenden Haltung gegenüber der russischen Revolution 1917 konfrontiert. Er hält ihre Ergebnisse für falsch. Auch sprach er sich gegen den Kommunismus aus, der aus seiner Sicht den Zerfall des einstigen Riesenreiches nach 1989 nicht verhindern konnte. Doch wer daraus schließt, Mozgovoy wäre ein Freund der gegenwärtigen Form des Kapitalismus, der irrt. Er ist ein Mann des Volkes, er ist sehr sozial, er will die Regierungsgewalt beim Volk sehen. In Neurussland und in der gesamten Ukraine. Die Oligarchen, Ukrainer wie Russen, gehören zu seinem Feindbild. Deswegen wurde Mozgovoys Brigade zeitweise beim Nachschub benachteiligt und sollte sogar aufgelöst werden.

Die Volksdemokratie macht auch dem Westen Angst. Besonders den USA, für die in den europäischen Ländern bereits Sozialismus herrscht und die selbst von südosteuropäischer Sozialstaatlichkeit noch weit nach unten entfernt sind. Man muss zur Kenntnis nehmen, dass in den beiden US-Parlamenten niemand sitzt, der nicht mehrfacher Dollarmillionär ist, und dass diese Menschen einen alleinigen Vertretungsanspruch für sich ableiten. Nichtmillionäre an der Macht wäre für die Herrschenden eine Ochlokratie, die verhindert werden muss. Schon immer. Daher die sogenannten Wahlmänner, die jedes Wahlergebnis kippen können.

Prizrak ist anders. Selbst unter den Milizen des Donbass. Die Brigade vereint unter ihrem Kommandeur die unterschiedlichsten politischen und ideologischen Strömungen. Mehr noch: Aleksey Mozgovoy hat die vielen verschiedenen Gedanken in einem einzigen Hirn (Anm.: Wortspiel - мозг [mozg] heißt Gehirn) zusammengeführt. Für die Verfechter des globalen Kasino-Kapitalismus ist Mozgovoy in der Tat ein ›Prizrak‹, ein Gespenst, eines das umgeht, um seinem Volk zur wirklichen Macht zu verhelfen. Deshalb ist er für die USA auch der ›most radical separatist leader‹.

Auch für manchen Leser oder manche Leserin mag der gebürtige Donkosak Mozgovoy ein Gespenst sein. Denn er ist das Gegenteil des moralisierenden Verharrenden, nämlich ein pragmatischer Visionär, er ist kein multikultureller Dialogisierer, sondern ein überzeugter kultureller Slawe und bekennender orthodoxer Christ - und dennoch offen für viele Ideen. Er steht zu seinen Wurzeln, er respektiert die Vergangenheit und hat ein Zukunftsbild vor Augen. Er ist Mensch, aber kein Allerweltsbürger.

Und eben das ist den Allerweltsbürgern zu viel.

Übrigens sind die Beschädigungen an den Fahrzeugen des Konvois des Kommandeurs vergleichbar mit denen am Bus bei Volnovakha. Beim Anschlag auf Mozgovoy wurden ferngezündete Minen benutzt, vermutlich vom Typ MON-50.

Tragödie von Volnovakha- Rekonstruktion
http://tarassirko.livejournal.com/11239.html

Zukunft

Kinder sind Zukunft. Jede Geburt eines Kindes ist zugleich ein Neubeginn. Auch im Donbass geht trotz des Krieges und Leidens das Leben weiter. Während des Zeitraums vom 16. bis 22. März 2015 erblickten allein in Donezk 44 Mädchen und 30 Jungen das Licht der Welt. Ein Zwillingspärchen ist auch darunter.

kinder.jpg

All diesen Kindern, deren Zeugung in die Zeit der heftigen Angriffe auf die Stadt im Sommer 2014 fällt und die in die Situation einer fragilen Waffenruhe hinein geboren wurden, alles Liebe und Gute. Möge es euch immer wohl ergehen.

Im gleichen erwähnten Zeitraum bestellten die Bauern in den nicht anerkannten Volksrepubliken Lugansk und Donezk mit aus Russland geliefertem Saatgut ihre Felder. Auch das ist Beitrag des Lebens in einer schrecklichen Zeit des Sterbens.

Gott schütze euch, Menschen des Donbass.
Frieden und Freiheit!

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