Ich hatte es geahnt und auch darüber geschrieben: Der Kessel von Debalcevo ist für den Waffenstillstand die größte Bedrohung. Dies liegt an einer Besonderheit. Während der Gespräche in Minsk wurde auf diese besondere Situation allerdings nicht eingegangen. Das liegt wiederum daran, dass seitens der Ukraine die Einkesselung ihrer Streitkräfte bei Debalcevo nicht eingestanden wird. Doch neben den neurussischen Kräften reden selbst die westlichen Medien vom Kessel von Debalcevo.
Da Poroschenko den Kessel negierte, blieb sein Status offen. Gestern und heute fanden also weitere Kämpfe statt, die schlicht vorhersehbar waren. Denn die ukrainischen Truppen (VSU) können nicht hinaus, haben aber kaum noch Mittel und Möglichkeiten sich im Kessel zu halten. Sie sind von der Versorgung abgeschnitten und die neurussischen Milizen (VSN) blockieren die Straße nach Svetlodarsk. Einige Granaten schlugen in der benachbarten Stadt Gorlovka ein; einige Zivilisten erlitten Verletzungen.
Aleksandr Zaharchenko, Oberhaupt der nicht anerkannten Volksrepublik Donezk, hat nun die Öffnung eines ›grünen Korridors‹ angeboten, durch den die Ukrainer den Kessel verlassen könnten. Sie dürfen aber nicht. Infolgedessen verweigern die Ukrainer den Abzug ihrer schweren Waffen hinter die festgelegte Linie, woraufhin die VSN den Abzug ebenfalls ablehnt.
Anhand dieser Lage zeigt sich die Fragilität der Situation im Donbass. Im Großen und Ganzen schwiegen zwar während der letzten beiden Tage die Waffen, aber die Ruhe ist recht trügerisch. Ein Schuss zu viel in oder um Debalcevo, und niemand wird sich mehr an die Vereinbarungen von Minsk halten.
Ich hoffe, dass dieser besagte Schuss nicht fallen wird.
Video - Im Schneegestöber
Neurussische Miliz in Debalcevo
https://www.youtube.com/watch?v=dc1KULrq4rY