Montag, 6. Oktober 2014

Unsere Bundeswehr und ihre Probleme (1)

Im letzten ZDF-Politbarometer vertraten 55 Prozent der Befragten die Ansicht, es wird in Deutschland genügend für die Abwehr von Terroranschlägen getan, während 28 Prozent die Maßnahmen als unzureichend betrachten. Weitere 17 Prozent können es nicht einschätzen. Kein Problem mit der letzteren Gruppe. Aber woher wissen die übrigen 83 Prozent, ob der Schutz vor Terroranschlägen ausreichend oder mangelhaft ist? Ich für meine Person könnte es nicht beurteilen. Weil ich es einfach nicht weiß. Woher auch? Ich bin schließlich nicht der Bundesinnenminister oder der Präsident des BND bzw. des BKA.

Ebenso verhält es sich mit der Bundeswehr. In einer Zeit der Debatten über die zukünftige Ausrichtung der deutschen Streitkräfte wissen einige Menschen sehr genau, welche Art von Ausrüstung fehlt und welche verzichtbar ist. Oder ob und womit man nachrüsten muss. Doch bevor jemand irgendwelche Aussagen hinsichtlich der Ausstattung der Zukunft tätigen kann, muss zuvor die Politik den ›Masterplan‹ vorlegen und die wichtigste Frage schlechthin beantworten: Soll die Bundeswehr künftig eine Landesverteidigungsarmee oder eine Einsatzarmee sein? Oder beides? Falls ja, in welchem Proporz?

Um es klarzustellen: Die Bundeswehr ist aus eigener Kraft und ohne Verbündete zur Verteidigung des Landes überhaupt nicht in der Lage. Ein Beispiel: Das Heer verfügt über ganze drei Divisionen. Zwei davon sind konventionelle gepanzerte Divisionen, die dritte eignet sich für internationale Einsätze. Die beiden erstgenannten Divisionen könnten im Verteidigungsfall zusammen eine Frontbreite von dreißig bis vierzig Kilometer abdecken. Griffen vier Divisionen in bewährter Zangentaktik an, wäre die Sache schnell erledigt. Damit dies nicht geschieht ist die Bundeswehr in das Gesamtverteidigungskonzept der NATO integriert, für die sie detailliert festgelegte Kontingente bereitzuhalten hat.

Derzeit mangelt es an besonders an Fluggeräten, um die Bündnispflicht zu erfüllen. Die mutmaßlich schrottreifen Flugzeuge und Hubschrauber können allerdings nicht von heute auf morgen ersetzt werden, denn große Rüstungsprojekte erfordern viel Zeit, die eine Beschaffung von Kleinwaffen nicht bedarf. Und hier stellt sich erneut die Frage, ob sich die Investitionen überhaupt lohnen, wenn man milliardenschwer nachrüstet, um dann festzustellen, dass die teure Ausrüstung nicht mehr zum Zukunftskonzept passt.

Das Problem liegt an anderer Stelle. Marode Ausrüstungen gehören heute zum Inventar JEDER europäischen Armee. Die Bundeswehr hat weitere Sorgen - besonders jenseits von Leselampen und Flachbildschirmen. Da ist die Organisationsstruktur. Zu wenige Kampfverbände, zu viele Stabs-, Unterstützungs- und Logistikeinheiten. Einige Eckdaten zu diesem Verhältnis:

Deutschland: 1 zu 35
Großbritannien: 1 zu 11
Frankreich: 1 zu 9

Fazit: Frankreichs Streitmacht verfügt über die vierfache Schlagkraft der Bundeswehr (Atommacht ist Frankreich außerdem). Was würden also tausend neue Panzer nützen, wenn die Personalstruktur eher Nachschubsoldaten bereithält? Und die erkennbare Tendenz hinsichtlich der Personalpolitik entfernt sich immer weiter weg vom individuell einsetzbaren Kämpfer und hin zu ›Moppels und Mädels‹. Wenn es hart auf hart kommt, bringt da die beste Ausrüstung nichts.

Daneben stellt sich die Frage nach der Motivation der Soldaten. Der wesentliche Grund für den Militärdienst ist nach wie vor der Gedanke der Landesverteidigung und weniger der Wunsch nach einer Beteiligung an Militäreinsätzen am anderen Ende der Welt. Dank der Aussetzung der Wehrpflicht werden die Dienstzeiten der Zeitsoldaten zunehmend länger, wobei gleichzeitig wenig Stellen für Berufssoldaten verfügbar sind, wodurch der einzelne Soldat im Verlauf seiner Dienstzeit eine Familie gründet und deshalb gar nicht mehr ›abenteuerlustig‹ genug ist, um an gefährlichen Auslandseinsätzen teilzunehmen. Man hat einfach zu viel zu verlieren.

Okay, genug für heute. Zwar könnte ich jetzt noch eine ganze Weile weiterschreiben und noch mehr Probleme auflisten, aber für heute reicht es. Es gibt ja noch andere Tage. Außerdem mag ich Fortsetzungsgeschichten ;-)

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