Freitag, 3. Juli 2015

Unheiliges

Es begab sich zu einer Zeit, während der durch den Turmbau zu Babel die Städte Sodom und Gomorra enger zusammenwuchsen. Da sandten die Großmeister vom Schwarzen Fels einen Boten zu ihrem Statthalter, der im Weißen Schloss residierte. »Du musst die Welt und die Menschen verderben, damit sie jeden Schutz verlieren und uns daher um so williger dienen. Nichts darf so bleiben, wie es war, keine Sekunde lang darf ein Mensch im Augenblick verweilen wollen.«

Der Herr des Weißen Schlosses rief einen Anstreicher herbei und ließ seine Residenz mit bunten Farben bemalen. Viele Untertanen folgten seinem Beispiel, indem sie, der drohenden Gefahr für Leib und Leben trotzend, ihre Gesichter in den gleichen Farben anstrichen. Doch bald regte sich Unmut in Sodom und Gomorra, und in ihrer Verzweiflung wandten die Menschen sich an den Herrn im nun Bunten Schloss.

»Gnädiger Herr«, klagte eine schöne, aber mittellose Prinzessin, »nun, da ich aussehe, als wäre ich ein Zebra, das in Elefantenkot gefallen ist, würdigt kein Prinz mich mehr eines Blickes. Was soll ich nur tun?«

»Hoher Herr«, beschwerte sich auch ein junger Mann, »ich fürchte den Zorn der Ungerechten, denn sobald ich die Farben wieder von meinem Gesicht wasche, werden sie mich des Verrats bezichtigen. Dann werden sie mich steinigen. Was soll ich nur tun?«

Das Murren wurde lauter und lauter, doch der Herr im Bunten Schlosse schwieg. Der Statthalter war gerade unterwegs; begleitet von einem fleischgewordenen Gargouille mit lästerlich heraushängender Zunge inspizierte er seine gewaltigen Heere, die längst bereit standen, um alles Zeitlose in der Welt auszulöschen.

Denn die Großmeister vom Schwarzen Fels hatten ihm geboten, nichts mehr zu belassen, wie es einst war ...

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Der fleischgewordene Gargouille

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