Mittwoch, 25. November 2015

Sirkos Weisheiten

Wenn ich auf ein Band spreche und die Aufnahme abspiele, ist damit lediglich bewiesen, dass ich irgendwann auf ein Band gesprochen habe. Nicht mehr und nicht weniger.

Zitat des Tages

»Ich kann nicht warten, ich muss wieder arbeiten. Ich habe Schulden zurückzuzahlen für meine Rettung. Und für meinen Kommandeur.«

Dies sagte Hauptmann Murachtin, der gerettete Navigator der russischen Su-24. Nein, er muss gewiss nicht die Kosten für den Rettungseinsatz zahlen, er spricht von einer Ehrenschuld. Sagt man heute wohl besser dazu ...

Ewige Erinnerung

Wir gedenken Oberstleutnant Oleg Peshkov, dem Piloten des gestern unter noch ungeklärten Umständen nahe der syrisch-türkischen Grenze abgeschossenen russischen Frontbombers vom Typ Suchoi Su-24. Per Ukas (Erlass) des russischen Staatspräsidenten wurde Oberstleutnant Peshkov posthum mit dem Stern und Titel eines Helden der Russischen Föderation geehrt.

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Wir gedenken ebenfalls Marineinfanterist Aleksandr Pozynich, der im Rahmen der Rettungsmission für die beiden Piloten der Su-24 sein junges Leben ließ. Sasha hinterlässt eine Ehefrau und einen kleinen Sohn. Er wurde posthum mit dem Orden für Tapferkeit ausgezeichnet.

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Oleg Peshkov (links) und Aleksandr Pozynich, beide gefallen

Ewige Erinnerung!
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Hauptmann Konstantin Murachtin, Navigator der Su-24, konnte von einer gemeinsamen Kommandoeinheit der russischen Armee und der syrischen Regierungstruppen in Sicherheit gebracht werden. Er befindet sich wieder unter seinen Kameraden auf einem russischen Stützpunkt im Nordwesten Syriens. Auch er wurde mit dem Orden für Tapferkeit ausgezeichnet.

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Konstantin Murachtin

Bei twitter dankt der Oberkommandierende der russischen Streitkräfte ausdrücklich allen Beteiligten an der Rettungsaktion.

Ein unechter Turkmene

Die Regeln der Kriegführung verbieten es, auf einen Piloten am Rettungsfallschirm zu schießen. Die syrischen Turkmenen brüsten sich jedoch damit, eben dies dennoch getan zu haben. Oberstleutnant Oleg Peshkov, der Pilot der gestern abgeschossenen russischen Su-24, starb wehrlos im Kugelhagel dieser syrischen ‹Rebellen›.

Aber vielleicht sollte ich besser schreiben: ‹syrische› Rebellen. Denn zumindest der Anführer der Turkmenen gehört nicht zu dieser Volksgruppe. Es handelt sich um den türkischen Staatsbürger Alpaslan Celik, geboren in der Stadt Elazig in der türkischen Provinz Keban. Er ist der Sohn des früheren Bürgermeisters seiner Geburtsstadt und kämpfte im Irak, bevor er nach Syrien ging.

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Foto - Turkmenen und ihr Anführer Celik (Bildzentrum)

Celik kann von der Gesinnung den ‹Grauen Wölfen› zugeordnet werden. Diese vertreten die radikale Ansicht von der Überlegenheit der ‹Rasse› der Turkvölker und sind auch in Europa unter der Kategorie ‹türkische Nationalisten› tätig. Die Gruppe gilt als gewalttätig.

Für Russland dürften die turkmenischen Freischärler in Syrien künftig ganz oben auf der Liste der zu bekämpfenden Organisationen stehen. Für den Westen gehören sie hingegen zur ‹moderaten Opposition›.

Der Padischah und die NATO

Internationalen Schätzungen zufolge verletzte die türkische Luftwaffe bis zu 2.000 Mal im vergangenen Jahr Griechenlands Luftraum. Würde jede Maschine von den Griechen abgeschossen, wäre die türkische Luftwaffe längst auf fliegende Teppiche angewiesen. International üblich ist die Unterscheidung zwischen irrtümlichen Verletzungen fremden Luftraums oder tatsächlichen Eindringens in einen anderen Staat. In der Regel werden Flugzeuge abgedrängt, nicht aber abgeschossen.

Nun stehen sich bei der Bewertung des gestrigen Ereignisses - dem Abschuss eines russischen Frontbombers Suchoi Su-24 durch ein türkisches Jagdflugzeug - verschiedene Aussagen gegenüber. Das russische Verteidigungsministerium bestreitet die Verletzung des türkischen Luftraums, die türkische Variante wirft gewisse Fragen auf.

Hier ein Interview mit dem früheren Generalinspekteur der deutschen Bundeswehr, General a. D. Harald Kujat:
http://www.deutschlandradiokultur.de/es-gibt-erklaerungsbedarf-kujat-kritisiert-tuerkei-nach.1008.de.html?dram:article_id=337805

Und ein Interview mit dem ehemaligen US-Generalleutnant Tom McInerney:
https://www.youtube.com/watch?v=OKyIa4UvzWI

Beide Militärexperten sehen ein Fehlverhalten seitens der Türkei. Aus meiner Sicht ist der Abschuss der russischen Maschine zumindest eine stark überzogene Reaktion, um es milde auszudrücken.

Möglicherweise handelt es auch um einen simplen Racheakt, da die Intervention Russlands in Syrien der türkischen Regierung einige Unannehmlichkeiten beschert hat. So griff die russische Luftwaffe unmittelbar vor dem Abschuss der Su-24 einen Ölkonvoi der IS in Richtung Türkei an und vernichtete eine IS-Ölraffinerie. Insgesamt ist die Syrien-Politik Erdogans, die auf eine Übernahme der Garantenstellung für die syrischen Sunniten abzielt, durch das russische Eingreifen vorerst grandios gescheitert.

Dass US-Präsident Obama den türkischen Präsidenten stärkt, war zu erwarten. Die Gründe sind ähnlich. Auch die US-Politik in Syrien wird beeinträchtigt, da Russlands Luftwaffe auch der USA nahestehende Rebellen angreift. Hier hat sich die groteske Situation entwickelt, in der die USA den einstigen Erzfeind Al-Qaida als ‹gemäßigte Opposition› zu bezeichnen. Und da greift man sich nicht nur im Kreml (und in Sirkos Schreibstube) an den Kopf.

Indes bekommt die NATO langsam Angst vor sich selbst. Zumindest vor ihrem Mitgliedsstaat Türkei, der das Bündnis und den Rest der Welt in seinem Machtstreben an den Rand einer Katastrophe bringen kann. Der gestern vom Generalsekretär Stoltenberg hingelegte Eiertanz war bemerkenswert.

Und ich stellte mir eine andere Frage: Was geschieht eigentlich, wenn ein NATO-Mitglied militärische Aggressionen gegen einen Drittstaat beginnt und dieser Staat sich zur Wehr setzt? Bastelt sich dann die NATO möglicherweise den Bündnisfall zurecht?

In den vergangenen Monaten hieß es oft, Polen und Balten fürchten eine russische Aggression und rasselten mit dem Propaganda-Säbel. Die NATO-Präsenz in Osteuropa wurde verstärkt. Plakativer Unsinn zulasten von Steuerzahlern. Denn eine tatsächliche russische Bedrohung gab es weder vor noch nach den künstlich herbeigeführten Szenarien.

Man könnte also durchaus verbal abrüsten. Doch das Gegenteil ist der Fall. Wie schrieb gestern das Kampfblatt BILD?: »Putin attackiert die Türkei!« Ja freilich, ihr Knallchargen des Qualitätsjournalismus, mit EINEM Flugzeug ...

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