Donnerstag, 11. Dezember 2014

Noch mehr Illusionen

»Der Donbass ist völlig unrentabel und muss vom übrigen Staat subventioniert werden.« - Arsenij Jazenjuk, Frühjahr 2014

»Zwanzig Prozent der ukrainischen Wirtschaft sind in den Regionen Lugansk und Donezk konzentriert. Durch die russische Aggression haben wir 20 Prozent des Umsatzes, 20 Prozent der Deviseneinnahmen und 20 Prozent des wirtschaftlichen Potenzials des Staates verloren.« - Arsenij Jazenjuk, Winter 2014

Ja was denn nun?

Die Macht der Illusionen

Wenn ich behaupte, dass Kornblumen gelb sind, und mein gesamtes Umfeld diese falsche Aussage immer wieder bestätigt, glaube ich sie irgendwann selbst. Es ist wie mit dem Verhältnis zwischen Politik und Presse: Der Politiker gibt dem Journalisten eine Falschinformation, dieser verbreitet sie in der Zeitung und der Politiker glaubt dem Pressebericht. Die Unwahrheit wird zur offiziellen Wahrheit.

Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko unterliegt auch einer Illusion, einer falschen Annahme, die zur vermeintlichen Wahrheit geworden ist. Er glaubt immer noch an die regulären russischen Truppen in der Ukraine, die noch niemand wirklich zu Gesicht bekommen hat. »Bitte zieht euch aus meinem (!) Land zurück, und wenn ihr die Grenzen schließt, gibt es in zwei, drei Wochen Frieden und Stabilität in der Ukraine.« Einen ›Frieden‹ wie im Irak oder in Afghanistan, meint er wohl eher? Ein Frieden, der den Willen breiter Einwohnergruppen ignoriert und der sich nur mit weiterer Waffengewalt behaupten kann? Ein Frieden wie in Odessa und Charkow, wo Tausende Sicherheitskräfte und Asow-Nazis jeden Widerspruch gegen die Kiewer Regierung unterdrücken?

Auch Zahlen können eine Illusion erzeugen. Das geht jetzt an Sie, werter Puettko. Klar, die meisten Deutschen haben eine eher positive Haltung zum Christentum, und viele sehen es als die kulturell angestammte Religion hierzulande an. Das ist nicht verwunderlich, trotz leerer Kirchen. Denn da gibt es die Kirchentagskirche, die Eventkirche, die Krankenhausbetreiberkirche, die Sozialamtskirche ...

Und - jetzt wird es schmerzhaft für einen Wissenschaftler - uninterpretierte Zahlen allein sind nur selten aussagekräftig. Die Mehrheit der Deutschen kann nämlich gut finden was sie will, ohne dass sich dieses Empfinden auf die Politik und den Alltag auswirkt. Der ›Sachverständige‹ drängt den ›Laien‹ heute komplett aus dem Geschäft. Den eher traditionsbewussten Christen, zu denen Sie nun mal nicht zählen, sind indes fast immer und überall die Zielscheibe. Selbst für andere Kreise innerhalb der Kirche. Ein ansonsten sehr netter Bekannter bspw. zieht die ›teufelssüchtigen Dunkelkatholen‹ mittlerweile in jeder seiner Kolumnen bei The European als Negativbeispiel heran, ganz gleich, ob es thematisch um Rechtsextremismus, Tierschutz oder Eierdiebstahl geht. Ich könnte natürlich das Banner des katholischen Traditionalismus hochhalten, aber 1) bin ich gar kein Traditionalist, aber auch kein Neo-Reformer, sondern irgendwo dazwischen, und 2) erreiche ich weit weniger Menschen als mein erwähnter Bekannter. Zu wenige für einen hohen Aufwand an Zeit und Geduld.

Wie im Kleinen ist es auch im Großen. Die Mehrheit der Menschen, die das Christentum positiv bewerten, werden von den ›Schneeflockenfestbefürwortern‹ und den ›Martinstofugansessern‹, die oft in jenen Positionen sitzen, in denen man eine Vielzahl von Menschen erreichen kann, schlicht übertönt - nicht selten sogar niedergebrüllt. Christen wie Sie, lieber Puettko, haben allerdings nichts zu befürchten. Sie hasst niemand. Dazu sind Sie zu angepasst an den sogenannten Mainstream.

Trotzdem ein frohes Fest!

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