Mittwoch, 1. April 2015

Osterferien

Wer einen regelmäßigen Blick auf die Statistik des ›Maulenden Schriftstellers‹ unter dem Avatar am linken Rand des Fensters wirft, wird die Stagnation nicht übersehen können. Eigentlich wollte ich in den letzten Monaten einen flüssig lesbaren, unterhaltsamen Roman schreiben. Die Ereignisse im Donbass, einer meinerseits schon immer geliebten Region, haben mich allerdings überrollt, und so habe ich meine verfügbare Zeit dazu genutzt, um über jene Geschehnisse zu berichten.

Die meiste Zeit lang herrschte Krieg im Donbass. Die Besucherzahlen meines lange Monate eher im Schatten der Aufmerksamkeit schlummernden Blogs explodierten förmlich, als ich täglich über die militärische Lage zu berichten begann. Die Zugriffe stiegen binnen kurzer Zeit von rund 30 auf rund 300. Eine Verzehnfachung! Der Waffenstillstand reduzierte diese Zugriffszahlen auf knapp über 100 Besucher. Wenn jetzt jemand denkt, dass ich deswegen verärgert oder enttäuscht bin, der verkennt mich. Ich war noch nie an Zugriffszahlen interessiert. Schon gar nicht an solchen, die auf dem Leid anderer Menschen beruhen.

Aber was sagt mir das Abwandern von Besuchern? Dass meine Kriegsberichterstattung zwar interessant war, meine Friedensberichterstattung hingegen nicht. Daher werde ich mich mal wieder an meinen oben erwähnten Roman stürzen und die gewohnte tägliche Blog-Berichterstattung ziemlich kräftig herunterfahren.

Ich werde niemandem böse sein, der später, nach einer zu erwartenden Neuauflage dieses schrecklichen Krieges, nicht mehr hierher zurückkehrt. Versprochen. Schließlich bin ich nur einer von vielen, der darüber schreibt. Man kann sich auf vielen Seiten informieren. Und ich für meine Person bilde mir nicht ein, etwas bewirkt zu haben, indem 100 bis 300 von sieben Milliarden Erdenbewohnern meine Zeilen gelesen haben.

Jedenfalls mache ich erst mal Urlaub von der Schreiberei. Mein Herz wird weiterhin für den Donbass schlagen, aber meine Finger werden diesbezüglich ruhen. So lange, bis erneut die unschuldigen Toten aus ihren Gräbern danach rufen werden, dass jemand über ihre Schicksale berichtet.

Bis dahin: Frohe Ostern!

Einige Worte zu Jemen

Wer die Situation im Jemen einigermaßen vernünftig beschreiben will, muss zuvorderst zur Kenntnis nehmen, dass es dort keinen Kampf zwischen ZWEI Parteien gibt, sondern zwischen DREI. Diese sind die sunnitische Regierung und ihre Getreuen, die aufständischen schiitischen Huthi und - die Al-Qaida. Alle drei Parteien kontrollieren einen Teil des Jemen.

Wer nun Saudi-Arabien die Rolle der ›friedliebenden Ordnungsmacht‹ zuspricht, sollte wenigstens wissen, dass Sunniten und Schiiten sich heute ebenso freundschaftlich und brüderlich gegenüberstehen, wie Protestanten und Katholiken in den Zeiten vor und während des Dreißigjährigen Krieges. Saudi-Arabien wälzte die schiitische Opposition und deren berechtigte Interessen in Bahrain mit Panzern platt, falls dies vergessen wurde.

Wie bereits angedeutet, kontrollieren im Jemen die Regierung, die Huthi und Al-Qaida je einen Teil des Staatsterritoriums. Wie ebenfalls angedeutet, sind Regierung und Al-Qaida sunnitisch und die Huthi schiitisch. Auch Saudi-Arabien und die meisten arabischen Staaten sind sunnitisch dominiert und keiner dieser sunnitisch dominierten arabischen Staaten ist besonders eifrig bei der Verfolgung der Terrororganisation Al-Qaida.

Aber redet nur weiter die Bombardierung von schiitischen Städten und Dörfern im Jemen schön und vertraut auf die ›klinisch saubere‹ Luftkriegführung. Ihr wisst ja eh alles besser und habt einen glasklaren Blick für die Weltbegebenheiten.

Wie ich schon vor Wochen schrieb: Die Bereitschaft der arabischen Länder zur Hinnahme des Ölpreisverfalls zuungunsten Russlands wird eine Gegenleistung des Westens erfordern. Vielleicht zahlen die Schiiten den Preis. Und vielleicht ist die Gegenleistung des Westens das Wegschauen oder Schönreden. Wie so oft.

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