Mittwoch, 8. Februar 2017

Tod den Helden!

»Siehst du einen deutschen Helden, so schlag ihn tot!«, gab dermaleinst ein prominenter Grünenpolitiker von sich. In Russland und anderen östlichen Ländern sieht man es traditionell anders. Heldenmut und militärische Tapferkeit stehen bei den Menschen dort hoch im Kurs, sie werden geachtet, geschätzt und verehrt. Bei den alljährlichen Siegesparaden in Russland präsentieren sich, umringt von den Jüngeren, die Veteraninnen und Veteranen des Großen Vaterländischen Krieges mit ihren Orden und Medaillen, und für einen Tag ist alles andere vergessen. Für einen Tag sind sie die Helden von einst.

Nimm also den Menschen im gegnerischen Lager deren Helden, so eine perfide politische Denkweise, mach den Verzagten gleich mit dem Tapferen, den Schwachen mit dem Starken und den Geführten mit dem Anführer, und du zerstörst den Widerstand deiner Gegner. Doch im Donbass wird die Rechnung ohne die Menschen gemacht. Andere treten an die Stelle der Gefallenen und Gemordeten und führen deren Vermächtnis mit der gleichen lodernden Inbrunst fort.

Eine lange Reihe von Menschen, die bei den Mehrheiten ihrer Bevölkerungen Idole und Helden waren, sind bereits unter noch immer ungeklärten Verhältnissen ums Leben gekommen: Aleksandr Bednov, Evgeniy Ishchenko, Aleksey Mozgovoy, Pavel Dremov, Arseniy Pavlov und nun Michail Tolstych. Einige der Genannten hatten viele Feinde, andere nur einen. Und wenn es bei anderen Morden Zweifel an der Täterschaft gab, wenn es mehrere Optionen gab, so besteht doch bei Pavlov und Tolstych ein glasklarer Unterschied: Beide hatten keine Feinde im Inneren.

Es gibt ein Schema: Mit Versprechungen und Zusagen, die oft genug haltlos sind, kauft man den Kleinmütigen der Völker ihre zuvor geschätzten Idole ab, für den geringsten persönlichen Vorteil, oder auch nur für die Möglichkeit dazu, verrät der Mitläufer seine einstige Sache - und seine einstigen Ideale. Das ist das neue Wesen vieler moderner Gesellschaften, die keine Traditionen und keine althergebrachten Tugenden mehr kennen. Es sind die Ehrlosen, die Feigen dieser Welt, die entsprechend handeln.

Doch der Donbass ist anders. Weil Russland anders ist. Jeder hinterhältige Mord treibt die Menschen in der umkämpften Region weniger in die Verzweiflung, dafür vielmehr auf die Barrikaden. Bei diesen fernen, unbekannten Nachbarn im Osten gelten seit jeher das Militär und dessen Tugenden sowie Bildung und Erziehung als die tragenden Säulen einer sich mehrfach gewandelten Gesellschaft.

Man kann die neurussischen Milizen nicht schwächen, schon gar nicht entmutigen, indem man ihre Kommandeure ermordet. Im Gegenteil, der Zorn und der Wunsch nach Rache werden sie härter kämpfen lassen als je zuvor. Mit jedem Gefallenen steigt der Wille zum Sieg.

»Работы, братья!«, heißt nach jedem neuen schmerzlichen Verlust die Parole im Donbass. »Arbeitet, Brüder!« So wird es auch diesmal, nach dem Anschlag auf Michail Tolstych, sein. So, wie es immer war.

Deswegen liebe ich diese Menschen, deswegen liegen sie mir so sehr am Herzen!

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