Russischer Frühling

Freitag, 10. Februar 2017

Trauerndes Donezk

Trotz klirrender Kälte harren Tausende Menschen, Alte wie Junge, in langen Schlangen am Donezker Theater für Oper und Ballett aus, um Abschied zu nehmen. Abschied von Michail Tolstych, bekannt unter dem Funkruf «Givi», Oberst der Donezker Volksmiliz und Kommandeur des Panzerbataillons mit Brigadestatus «Somali».

Die Menschen in den geordneten Reihen blicken zutiefst traurig drein, sind schockiert vom Verlust eines jungen Mannes, der für Unzählige ein Idol gewesen ist - und es bleiben wird. Viele halten Blumen in den Händen. Unter den Trauernden befindet sich auch Oberst Zaharchenko, das Oberhaupt der Donezker Volksrepublik und enger Weggefährte des Ermordeten.

Vor dem Theater steht ein Lastwagen mit angehängter Haubitze. Sie wird den Sarg mit dem Leichnam Givis zu seiner letzten Ruhestätte bringen.

Erste Eindrücke:

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Donnerstag, 9. Februar 2017

"Sie wollen Givi neben Motorola beerdigen"

Übersetzung eines Artikels aus der Komsomol'skaja Pravda von A. Koz durch Elsa

"Es ist ein erstaunlich klarer Tag. Grimmige Kälte, durch die Straßen flutet Sonnenlicht, der Wind lässt nach .... Und im Kontrast dazu, das greifbare Gefühl eines unersetzlichen Verlustes. Es scheint, als wolle die Natur mit diesen scharfen, klaren Farben die schwarz-weiße Gemütsverfassung der Donbassbewohner zu mildern, die mit einem Mal einen ihrer geliebtesten Helden verloren haben. Wenn Givi und Motorola nicht schon Freunde gewesen wären, hätten sie in der Beliebtheit beim Volk konkurrieren können. Beide besaßen unbestreitbare Autorität. Gemeinsam sind sie durch die grauenvollsten Etappen dieses Krieges gegangen.
- "Wir haben entschieden, dass sie auch gemeinsam nebeneinander ruhen sollen", sagen die Kameraden von Givis Bataillon "Somalia" und sind mit dieser Initiative zu den Vorgesetzten gegangen.

Weniger als vier Monate zuvor hat die Republik Arsen Pavlov begraben [Motorola]. Heute erwartet Donezk aufs Neue eine weitere, bittere Trauerfeierlichkeit. Wie im Oktober hängen überall in der Stadt Plakate des Verstorbenen. Diesmal ist es Michail Tolstych. An den Fassaden hängen halbgefroren die Fahnen mit Trauerflor. Wie im Oktober nach der Ermordung Motorolas wird es ein Abschiedszeremonie im Donezker Theater für Oper und Ballett geben. Von 10 bis 12 Uhr am Vormittag wird jeder Bürger sich persönlich verabschieden, den Sarg berühren, und ein letztes "Auf Wiedersehen" sagen können. Im Oktober damals konnte das Gebäude die vielen Trauernden nicht fassen. Sie zogen anschließend den Sarg des Kommandanten von Sparta, Pavlovs Sarg auf einer Lafette durch die Straßen.
Auch Michail Tolstych wird mit allen militärischen Ehren beigesetzt werden. Seine Geburtsstadt Illovaisk plant, eine Straße nach dem Kommandeur des Bataillons "Somalia" zu benennen.

[via Komsomol'skaja Pravda]

Fundstücke

Aus meinem Archiv ein Foto des Kriegsberichterstatters Gennadiy Dubovoy. Es zeigt Givi mit einer Kriegsberichterstatterin nahe des Iverskogo-Frauenklosters in Donezk. Sie trägt den Helm über der Mütze. Kennt man irgendwoher ...

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Derweil wimmelt es in Donezk vor Givi-Plakaten. Hier einige davon:

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Mittwoch, 8. Februar 2017

Letzte Aufnahmen

Die nachstehenden Fotos gehören zu den wohl letzten Aufnahmen vor seinem frühen Tod: Oberst Michail Tolstych bei der Auszeichnung seiner Kämpfer für ihren opfermütigen Einsatz in der Kesselschlacht von Ilovaysk im Dezember 2016.

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In russischen und neurussischen Medien mehren sich Berichte, nach denen die Ermordung des Obersten angekündigt war. Nach diesen sollen die Oberhäupter der nicht anerkannten Volksrepubliken, Zaharchenko und Plotnitski, seitens der Kiewer Regierung zum Aufgeben aufgefordert worden sein, ansonsten würden sämtliche Anführer getötet. Daher ist es nicht verwunderlich, dass ukrainische «Patrioten» von einem «guten Tag» sprechen.

Givi war der populärste Milizkommandeur in der jungen Donezker Volksrepublik. Für zahllose Menschen eine lebende Legende. Er gehörte im Rahmen des «Russischen Frühlings» zu den ersten Kämpfern, die sich dem Schutz der Bevölkerung des Donbass vor ukrainischen Strafaktionen verschrieben hatten.

Tod den Helden!

»Siehst du einen deutschen Helden, so schlag ihn tot!«, gab dermaleinst ein prominenter Grünenpolitiker von sich. In Russland und anderen östlichen Ländern sieht man es traditionell anders. Heldenmut und militärische Tapferkeit stehen bei den Menschen dort hoch im Kurs, sie werden geachtet, geschätzt und verehrt. Bei den alljährlichen Siegesparaden in Russland präsentieren sich, umringt von den Jüngeren, die Veteraninnen und Veteranen des Großen Vaterländischen Krieges mit ihren Orden und Medaillen, und für einen Tag ist alles andere vergessen. Für einen Tag sind sie die Helden von einst.

Nimm also den Menschen im gegnerischen Lager deren Helden, so eine perfide politische Denkweise, mach den Verzagten gleich mit dem Tapferen, den Schwachen mit dem Starken und den Geführten mit dem Anführer, und du zerstörst den Widerstand deiner Gegner. Doch im Donbass wird die Rechnung ohne die Menschen gemacht. Andere treten an die Stelle der Gefallenen und Gemordeten und führen deren Vermächtnis mit der gleichen lodernden Inbrunst fort.

Eine lange Reihe von Menschen, die bei den Mehrheiten ihrer Bevölkerungen Idole und Helden waren, sind bereits unter noch immer ungeklärten Verhältnissen ums Leben gekommen: Aleksandr Bednov, Evgeniy Ishchenko, Aleksey Mozgovoy, Pavel Dremov, Arseniy Pavlov und nun Michail Tolstych. Einige der Genannten hatten viele Feinde, andere nur einen. Und wenn es bei anderen Morden Zweifel an der Täterschaft gab, wenn es mehrere Optionen gab, so besteht doch bei Pavlov und Tolstych ein glasklarer Unterschied: Beide hatten keine Feinde im Inneren.

Es gibt ein Schema: Mit Versprechungen und Zusagen, die oft genug haltlos sind, kauft man den Kleinmütigen der Völker ihre zuvor geschätzten Idole ab, für den geringsten persönlichen Vorteil, oder auch nur für die Möglichkeit dazu, verrät der Mitläufer seine einstige Sache - und seine einstigen Ideale. Das ist das neue Wesen vieler moderner Gesellschaften, die keine Traditionen und keine althergebrachten Tugenden mehr kennen. Es sind die Ehrlosen, die Feigen dieser Welt, die entsprechend handeln.

Doch der Donbass ist anders. Weil Russland anders ist. Jeder hinterhältige Mord treibt die Menschen in der umkämpften Region weniger in die Verzweiflung, dafür vielmehr auf die Barrikaden. Bei diesen fernen, unbekannten Nachbarn im Osten gelten seit jeher das Militär und dessen Tugenden sowie Bildung und Erziehung als die tragenden Säulen einer sich mehrfach gewandelten Gesellschaft.

Man kann die neurussischen Milizen nicht schwächen, schon gar nicht entmutigen, indem man ihre Kommandeure ermordet. Im Gegenteil, der Zorn und der Wunsch nach Rache werden sie härter kämpfen lassen als je zuvor. Mit jedem Gefallenen steigt der Wille zum Sieg.

»Работы, братья!«, heißt nach jedem neuen schmerzlichen Verlust die Parole im Donbass. »Arbeitet, Brüder!« So wird es auch diesmal, nach dem Anschlag auf Michail Tolstych, sein. So, wie es immer war.

Deswegen liebe ich diese Menschen, deswegen liegen sie mir so sehr am Herzen!

Traurige Pflicht

In den heutigen Morgenstunden, exakt um 06:12 Uhr Ortszeit, detonierte in einem fünfstöckigen Gebäude in Donezk ein Sprengsatz. In den Tod gerissen wurde gezielt der Oberst der Donezker Volksmiliz Michail Tolstych, bekannt unter seinem Funkruf «Givi», Kommandeur des Panzerbataillons mit Brigadestatus «Somali».

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Seinen besten Freund Arseniy Pavlov sollte er nur um wenige Tage überleben. Weder erlebte er noch den ersehnten Sieg über den ukrainischen Kapitalfaschismus noch die Zeit des friedlichen Wiederaufbaus seiner Heimat. Das heimtückische Wirken von Kiewer Saboteuren beendete Michails kurzen Lebensweg mit der Abruptheit eines tödlichen Attentats.

Lieber Michail, möge dir die Erde leicht sein.

Вечная память.
stgeorgsband

PS - Bei neuen Erkenntnissen mehr.

Dienstag, 7. Februar 2017

Zur Lage im Donbass

In den Abschnitten Donezk, Gorlovka und Mariupol herrscht weiterhin eine angespannte Lage. Die ukrainische Armee beschoss den nördlichen und westlichen Stadtrand von Gorlovka sowie die Siedlungen Zaytsevo und Golmovskiy. Unter Feuer stand auch der Blokpost Mayorsk.

Bei Donezk wurden die Dörfer Verchnetorezkoe, Vasilevka und Krutaya Balka beschossen. Es gab Positionskämpfe in den Bereichen Industriegebiet Avdeyevka und Flughafen Donezk. Es wird von schweren Beschädigungen von Wohnbereichen berichtet. Verwendet wurden schwere Artillerie, Panzer, Schützenpanzer, Granatwerfer und Kleinwaffen.

In Dokuchaevsk wurde das Wohnheim einer Technischen Hochschule getroffen; es gab keine Todesopfer.

Aufklärungseinheiten der Donezker Volksmiliz sichteten eine ukrainische Panzerkompanie nahe Marinka, im Dorf Novomichaylovka eine Batterie mit 152-mm-Sturmgeschützen sowie in Primorsk und Ivanovka jeweils eine Batterie mit Mehrfachgeschosswerfern «Grad».

Samstag, 4. Februar 2017

Zur Lage in Gorlovka

Da eine Rückkehr der beiden Volksrepubliken im Donbass in den Bestand der Ukraine kaum zu erwarten ist, scheint das Kiewer System ihnen den höchstmöglichen Schaden zufügen zu wollen. Ukrainische Sicherheitskräfte sprengten heute nahe Svetlodarsk die nach Gorlovka führenden Stromleitungen. Die zweitgrößte Stadt der DVR ist somit komplett ohne Energieversorgung. Technische Einheiten des Donezker Ministeriums für Katastrophenschutz und weiterer Bereiche arbeiten fieberhaft an der Umleitung anderer Netze zur Stadt, die sich sehr kompliziert gestaltet.

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Es wird immer deutlicher ersichtlich, dass die Kiewer Regierung einen Vernichtungsfeldzug gegen die Menschen im Donbass führt.

Bilder des Krieges

Ich verweise darauf, dass nicht alle Fotos aktuell sind, aber sie zeigen sehr anschaulich und eindringlich die Tragik eines vergessenen Krieges ...

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Besonderer Dank an Vater Mark Kravchenko, Priester der russisch-orthodoxen Kirche und Seelsorger des Zentralkosakenheeres!

Tod eines Kommandeurs

Soeben erhielt ich Kenntnis von der Ermordung eines höheren Offiziers der nicht anerkannten Lugansker Volksrepublik. Eine Autobombe tötete den Milizkommandeur Oberst Oleg Anashenko (Foto) und seinen Fahrer. Die Tat ereignete sich am 4. Februar 2017, gegen 07:50 Uhr Ortszeit in der Roten Straße im Mir-Viertel von Lugansk. Dies teilt der Pressedienst der Lugansker Volksmiliz mit.

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Mit solchen Aktionen gegen militärische Führungskräfte werden in der Regel neue Attacken auf die pro-russischen Gebiete vorbereitet. Vor der Offensive auf Donezk dieser Tage wurde der bekannte Bataillonskommandeur Oberstleutnant Arseniy Pavlov, genannt Motorola, von einem Sabotagekommando ermordet.

Царство небесное!
stgeorgsband

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