Sonntag, 22. Januar 2017

Resilienz II

Kürzlich schrieb ich noch, wir lägen auf den Knien. Mittelitalien wurde von einer "Singularität" erschüttert - die Erdbebenwarte hat bislang noch niemals drei so starke Stöße in so kurzer Zeit gesehen. Gleich darauf erfolgte die Lawinenkatastrophe in Riegopiano. Zunächst gab es an die 35 Vermisste, mittlerweile gibt es Tote.
Aber es gibt auch wieder Hoffnung.
Kinder konnten lebend geborgen werden - vermutlich haben sich nach den Angehörigen natürlich die Retter am meisten darüber gefreut, denn sie schuften unter extremen Bedingungen hart am Limit. "Ciao piccoletta mia!", waren die ersten Worte eines Feuerwehrmannes, als er ein kleines Mädchen ans Tageslicht zog - "Hallo meine Kleine!". Gibt es einen schöneren Erfolg in einer solchen Situation?
Fast noch schöner waren die Reaktionen des Städtchens Osimo bei Ancona. Als der kleine Samuele lebend geborgen werden konnte, läuteten die Glocken aller Kirchen der Stadt und des Rathauses noch dazu. Am Vormittag hatten ein paar hundert Gläubige noch eine Gebetswache gehalten für alle Opfer und Rettungskräfte, prompt kam die Antwort.

Italien ist stark - und die Italiener sind ein starkes Volk. Sie lassen sich nicht eben mal in die Knie zwingen. Wenn es hart auf hart kommt, dann versammeln sie sich zum Gebet. Sie lassen es sich nicht nehmen, den Opfern ein Gesicht zu geben - die großen Zeitungen sind voll davon, von den Fotos der Toten, der Vermissten, aus weit besseren Tagen, von den Aussagen der Angehörigen, von Verzweiflung wie Hoffnung.
(Anders als in Deutschland, wo nichtmal in der Fremde gefallene Soldaten ein Gesicht in der Öffentlichkeit bekommen, gar nicht zu reden von den Opfern der Terroranschläge in Istanbul und Berlin - es könnte die politische Agenda der "Eliten" gefährden.)

Natürlich gibt es auch hier Streit, Polemik, dies ist schief gelaufen, das ist nicht nach Plan gegangen, das Hotel hätte gar nicht genehmigt werden dürfen in dieser Lage etc. etc.
Aber diese Debatte wird offen ausgetragen und niemand fühlt sich davon so bedroht, dass er lieber die Opfer totschweigen und nicht ihrer gedenken würde.
Und dann gibt es da natürlich eine großartige Feier der Rettungskräfte, auf die das gesamte Land stolz ist.
(Wir erinnern uns. Deutschland. Künast: Warum hat man den Terroristen nicht kampfunfähig geschossen??? Drei Fragezeichen, Deppeninterpunktion.) Und der Tweet nach der Exekution von Anis Amri durch zwei italienische Polizisten des italienischen Ministerpräsidenten, der die beiden Beamten vor den Augen der Welt - ich vermute mal, die Toskana-Fraktion der Grünen kann selbst so viel italienisch - mit den Worten lobte, die beiden hätten allen italienischen Sicherheitskräften Ehre gemacht.
So geht das, liebe deutsche Politiker, so hält man die Moral seiner Leute aufrecht: Indem man ein Kompliment ausspricht, dass die Einzelnen ehrt und gleichzeitig alle anderen nicht zurücksetzt. Aber gut, was rede ich ...

Hier also die neueste Meldung aus Rigopiano, eine Übersetzung von mir via Corriere/Epa:

Die Männer der Bergrettung, die Feuerwehrleute, die Guardia di Finanza, Helfer vom Roten Kreuz, vom Verteidigungsministerium (Militär im inneren Dienst), vom Zivilschutz, carabinieri, sie alle schuften ohne Pause seit 4 Tagen schon. Sie kämpfen gegen extreme Wetterbedingungen an: Nebel, Regen, Schnee und vor allem gegen das Risiko weiterer Lawinenabgänge mit einer Wahrscheinlichkeit von 4 auf einer Skala von 5. Im Internet werden die Rettungskräfte als wahre und echte Helden gefeiert. (Epa)

So hält man eine Nation zusammen, liebe deutsche "Eliten", liebe deutsche Qualitätspresse.
Das wolltet ihr gar nicht wissen? Dann sprechen wir uns nach der nächsten Katastrophe, die euer Heimatland treffen wird.

Weltuntergang

Barack Obama hat die Welt gerettet. Nur hat es leider niemand mitbekommen. Donald Trump wird nun den Weltuntergang herbeiführen. Auch das wird niemand mitbekommen.

Dass nun aber gleich angesichts der Amtseinführung des 45. US-Präsidenten von deutschen Medienstimmen gefordert wird, Frau Merkel müsse nun mehr internationale Führung übernehmen, trifft den Nagel des Größenwahns auf das rostige Haupt.

Himmelherrgottnochmal, wo in der Welt wird denn ausgerechnet um eine Führung durch Deutschland gebeten? Wollen die Chinesen von Frau Merkel geführt werden? Die Inder oder die Indonesier? Die Südamerikaner oder die Afrikaner?

Im Gegenteil, nicht wenige Völker dieser Welt erinnern sich noch heute an eine historische «deutschen Führung», aus einer Sicht heraus, die sie nie wieder ertragen wollen.

Donbass - eine virtuelle Waffenruhe

Von einer virtuellen Waffenruhe spricht man, wenn die Waffen nur dem Anschein nach schweigen. Dies ist im Donbass seit zwei Jahren ununterbrochen der Fall. Es ist an der Zeit für eine zwar kurze, aber dafür um so übersichtlichere Zusammenfassung der militärischen Geschehnisse der zurückliegenden 22 Monate.

Nach der Schlacht um Debalcevo, die Anfang März 2015 mit einem Sieg der neurussischen Milizen endete, wurde die Frontlinie am sogenannten Bogen von Svetlodarsk stabilisiert. Die neurussischen Streitkräfte (VSN) haben sich entlang der Linie Kalinovka - Logvinova - Sansharovka verschanzt, um Debalcevo und Uglegorsk zu decken.

Zwei Jahre lang, zwischen März 2015 und Januar 2017 gab es in diesem Abschnitt Kampfhandlungen von größerem Umfang als die üblichen Geplänkel in anderen Frontabschnitten, die mittlerweile zur Routine geworden sind. Es gab zwei größere Offensiven der Kiewer Truppen:

1 - Im Sommer 2016 begannen die ukrainische Armee (VSU) und Freischärler eine Offensive auf Debalcevo, die mit großen Verlusten für die Ukraine endete. Doch auch die VSN verlor Kämpfer.

2 - Im Dezember 2016 gab es eine weitere Offensive der Kiewer Truppen mit der gleichen Stoßrichtung. Besonders nordwestlich von Logvinova erlitten sie schwere Verluste. Der Winterwald in diesem Bereich ist übersät mit steif gefrorenen Leichen, heißt es. Es seien Hunderte.

Dazwischen gab es kleinere Operationen von taktischen Gruppen und Kommandoeinheiten. Der einzige friedliche Kontakt zwischen den beiden Konfliktparteien dürfte im Dorf Novoluganskoe stattfinden. Dort erfolgt ein reger Austausch von Konterbande.

Insgesamt sind alle Versuche der Kiewer Seite, im Abschnitt Debalcevo taktische Erfolge zu erzielen, kläglich gescheitert. Die Bemühungen zur Eroberung von Kalinovka und Logvinova blieben fruchtlos. Stattdessen quellen die Krankenhäuser von Charkov, Zaporoshye und Dnepropetrovsk über mit Verwundeten. Insbesondere die ukrainische 54. Mechanisierte Brigade hat schwerste Verluste zu beklagen.

Derzeit konzentriert die VSU zur Deckung von Svetlodarsk und Popasnaya starke Reserven nahe Artemovsk. Die VSN zieht hingegen bei Stachanov ihre Kräfte zusammen. Bislang blieb es, von Debalcevo abgesehen, während der zurückliegenden beiden Jahre bei gelegentlichem gegenseitigen Artilleriebeschuss mit geringen Verlusten auf beiden Seiten.

Diese Art von Krieg kann theoretisch Jahrzehnte lang weitergeführt werden. In der zwischen Armenien und Aserbaidschan umstrittenen Region Berg-Karabach hält ein ähnlicher Zustand mittlerweile um die 20 Jahre lang an.

1. Maulender Autor
2. Kasinogespräche
3. Zeitgeschehen
4. Nazis gegen rechts
Akte Bundeswehr
Akte Unsinn
Akte Weltordnung
Elsa fragt den Soldaten
Russischer Frühling
Sirkos Staniza
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren