Freitag, 16. Januar 2015

Neues vom Flughafen Donezk

Die Offensive der Donezker Volksmiliz auf und um den Flughafen von Donezk verläuft erfolgreich. Der größte Teil des Geländes ist unter die Kontrolle der Miliz geraten. Die ukrainische Verteidigung ist zerstückelt und nahe am Zusammenbrechen. Für eine Entlastung sorgt lediglich Artilleriebeschuss aus Peski nordwestlich von Donezk. Der Flughafen ist komplett eingekesselt. Entsatzversuche ukrainischer Kräfte wurden zurückgeschlagen. Aleksandr Zaharchenko, Oberhaupt der VR Donezk, befindet sich persönlich im Kampfbereich - mit Kalashnikov. Die Beobachter der OSZE haben sich hingegen zurückgezogen.

Im hart umkämpften Neuen Terminal dringt das Milizbataillon ›Sparta‹ unter Arsenij Pavlov (Funkcode ›Motorola‹) in die oberen Etagen vor. Ein Kämpfer fiel, acht wurden verwundet. Die ukrainische Armee verlor zehn Mann durch Tod und zehn weitere durch Flucht. Zitat des Bataillonskommandeurs Pavlov: »Das ist Sparta!«

Die Einnahme des Flughafens Donezk und der Nachbarstadt Peski würde für Donezk eine starke Entlastung vom täglichen Artilleriebeschuss bedeuten. Besonders die Wohngebiete um den Flughafen wurden immer wieder von ukrainischen Truppen heftig unter Feuer genommen. Es gab zahlreiche zivile Opfer zu beklagen.

Für Interessierte:
=> Die aktuelle Lagekarte <=
=> G. Phillips vom Flughafen <=

Organisatorisches

Da ich auf diesem Blog mittlerweile 2485 von 3072 KB belegt habe, bleibt mir hier kaum noch Platz für Fotos. Daher werden bebilderte Beiträge weiterhin bevorzugt auf meinem Blog bei livejournal.com veröffentlicht. Dennoch geht es mittelfristig auch bei twoday.net weiter. Dies ist allerdings einem Zufall geschuldet. Denn dank des Serverumzugs war es für ein paar Stunden lang möglich, neue Blogs anzulegen. Rein zufällig habe ich diese Option angeklickt. Daher wird es bei der vollständigen Auslastung dieses Blogs => HIER <= weitergehen. Wie gesagt, blanker Zufall ;-)

Die Stadt Pervomaisk

Aufmerksamen Leserinnen und Lesern dürften die Stadt Pervomaisk und deren Kommandant Ishchenko längst ein Begriff geworden sein. Die Stadt ist nicht nur in meinen Geschichten stark zerstört, sondern ist auch real die noch bewohnte Ortschaft mit dem höchsten Zerstörungsgrad, nur wenig entfernt von einer verlassenen Ruinenstadt wie Stepanovka.

Für Ewgeniy Ishchenko ist die Erbringung von Gesundheitsleistungen für die Zivilisten in der Kleinstadt nicht nur eine Frage von Leben und Tod, sondern eine persönliche Hauptaufgabe. Er appellierte einst eindringlich an die Menschen in Russland um Unterstützung und schilderte die schlimme Lage der Ortschaft: den täglichen Beschuss, die hohen zivilen Opfer, die Angriffe auf das Krankenhaus am zerstörten Stadtrand. Er bat um Nahrung und Medizin.

Diesem Aufruf folgte die zivilgesellschaftliche Organisation ›Russische Gemeinschaft‹, die heute eines der Mitglieder der ›Bewegung Novorossia‹ Igor Strelkovs ist. Freiwillige der Organisation liefern beständig Nahrungsmittel und Arznei, aber auch Baumaterial zur Reparatur der wichtigsten Objekte. Mittlerweile konnten mit Hilfe der Aktivisten mehrere Sozialküchen geschaffen werden, die besonders Frauen, Kinder und alte Menschen versorgen.

Trotz aller Entbehrungen und Schicksalsschläge ist die Situation der Menschen in den von den Milizen kontrollierten Bereichen besser als in den ukrainisch kontrollierten Teilen des Donbass. Denn um letztere Menschen kümmert sich niemand. Selbst pro-westliche Berichterstatter kommen nicht umhin, Plünderungen durch ukrainische Freischärler einzuräumen und einzugestehen, dass niemand sich um die Zivilbevölkerung bemüht. Und so sehen die Menschen unmittelbar hinter der Frontlinie die pro-russischen Milizen als ›ihre Leute‹ - und ggf. als Befreier.

Michail Matviyenkos Schicksal

Michail Matviyenko ist ein glücklicher und fröhlicher junger Mann. Als die ukrainischen Truppen in den Donbass vorgedrungen waren, ist er sofort Mitglied der Miliz geworden und hat an vorderster Front gekämpft - bis zu dem tragischen Moment, an dem er von einer Mine getroffen wurde. Michail verlor beide Füße, eine Hand und ein Auge. Im Krankenhaus Donezk retteten Ärzte ihn vor dem sicheren Tod. Seine Kameraden kümmerten sich um ihn und besuchten ihn häufig.

Vertreter der öffentlichen humanitären ›Bewegung Novorossia‹ Igor Strelkovs brachten später den jungen Mann für die weitere Behandlung nach Rostov am Don und später nach Moskau. Dort versuchen Augenärzte, sein verletztes Auge zu heilen. Nach dieser Behandlung erhält er moderne Prothesen, deren Kosten ebenfalls die ›Bewegung Novorossia‹ übernehmen wird.

Es ist eine dieser Geschichten, deren Beteiligte die Grenzen zwischen ›richtig‹ und ›falsch‹ oder ›gut‹ und ›böse‹ verschwimmen lassen, in der ein im ›Westen‹ förmlich verhasster früherer GRU-Offizier im ›Osten‹ zum Hoffnungsträger für Hunderttausende wird. Es ist die Geschichte einer Gesellschaft, in der es tatsächlich noch Zusammenhalt und Gemeinsinn gibt, die nicht im Reden und in Straßenfesten ihren Ausdruck findet, sondern im tagtäglichen Handeln und in einem hohen Grad der Solidarität.

(Bericht mit Foto wie immer HIER)

Die Luftwaffe von Lugansk

Da ich auch immer die militärische Lage im Auge behalte, weiß ich bereits seit einiger Zeit, dass während der Kämpfe im Donbass einige teils schwer beschädigte Kampfflugzeuge in den Besitz der pro-russischen Milizen geraten sind. Es handelt sich dabei u.a. um ein Schulflugzeug vom Typ L-29 ›Delfin‹ und ein Erdkampfflugzeug Su-25. Lange Zeit standen die Maschinen ungenutzt irgendwo in der Region Lugansk herum.

Eine der Su-25 ist nun im Rahmen einer Gemeinschaftsarbeit der jungen Lugansker Volksrepublik und der einheimischen Industrie einsatzfähig gemacht worden. Einige Ersatzteile wurden dem Luftfahrtmuseum Lugansk entnommen, andere von Industriebetrieben eigens hergestellt.

Der Instandsetzung ging eine Grundsatzentscheidung der Lugansker Militärführung voraus, in die neben der Miliz auch Polizei und Reparaturwerk eingebunden wurden. Trotz der wirtschaftlichen Blockade des Donbass ist man zuversichtlich, eine eigene Luftwaffe aufbauen zu können.

Es mangelt nicht an hervorragenden Ingenieuren und Mechanikern in der Region, sagte ein Feldkommandeur der Lugansker Streitkräfte, und auch Piloten seien ausreichend vorhanden. Letztere wurden in der früheren Sowjetarmee und in den ukrainischen Streitkräften ausgebildet, so der Lugansker Kommandeur.

1. Maulender Autor
2. Kasinogespräche
3. Zeitgeschehen
4. Nazis gegen rechts
Akte Bundeswehr
Akte Unsinn
Akte Weltordnung
Elsa fragt den Soldaten
Russischer Frühling
Sirkos Staniza
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren