Samstag, 11. Oktober 2014

A propos

Es gibt Momente, in denen Worte nichtssagend wären und kleine Gesten ganz groß an Wirkung gewinnen. Diese Momente sind mir nicht fremd. Immer wieder berühren sie mich. Alles was man da gern zu sagen hätte, wird plötzlich unbedeutend gegenüber dem, was man da zu tun hat. Und das ist das wirklich Wichtige!

Also, Pflichtlektüre:
Handeln 1
Handeln 2

Von Die.Linke lernen ...

... heißt ... hm, na ja ... irgendwas lernen. Auch wenn es nur völliger Blödsinn ist.

Man stelle sich mal vor: Ein Mensch wird von Verbrechern bedrängt, und man hilft diesem Menschen, indem man die unterstützenden Aktionen der Helfer gegen die Verbrecher stoppt.

ECHT IRRE!

Worum es geht? Steht hier.

Von wem gemopst? Von Elsa.

Die Ruinen von Kobani

Ich befasse mich wirklich nur ungern und zögernd mit der Lage in der nordsyrischen Kurdenstadt Kobani. Meine Intuition sagt mir, dass sie nicht mehr lange gehalten werden kann. Es bleibt nur das Hoffen und Beten, dass im Fall des Falles so vielen Menschen wie irgend möglich die Flucht gelingt, deren Weg aufgrund der Lage nur in die Türkei führen kann, in ein Land also, in dem Kurden nicht sonderlich willkommen sind.

Die Kämpfer in Kobani stehen auf einem verlorenen Posten. Am Boden sind sie allein. Und sie verfügen nur über leichte Waffen. Die wenige Unterstützung für die syrisch-kurdischen Kämpfer kam halbherzig und zu spät. Man ließ die IS-Terrormiliz zu dicht heranrücken. Und sobald die Kriegsparteien zum Häuserkampf übergehen, wie es derzeit in Kobani geschieht, sind sie derart eng miteinander verzahnt, dass Luftschläge unweigerlich beide Gruppen dezimieren würden.

Betrachtet man außerdem die Effizienz der Luftangriffe auf IS-Stellungen außerhalb von Kobani, erkennt man eine gewisse Überbewertung des Nutzens von Bomben und Luft-Boden-Raketen. So meldete das US-Zentralkommando als ein gesamtes ›Tagwerk‹ die Vernichtung von einem Gebäude, zwei gepanzerten Fahrzeugen - und einem schweren Maschinengewehr (!). Nicht gerade berauschend, aber immerhin.

Zum Vergleich: die Milizen im Donbass haben hauptsächlich mit tragbaren Waffen rund 8.000 gepanzerte und ungepanzerte Fahrzeuge des Gegners zerstört und mehrere Kampfflugzeuge abgeschossen. Damit sind die Materialverluste der ukrainischen Armee größer als jene der damaligen Sowjetarmee während ihres gesamten Afghanistaneinsatzes.

Aber es ist wie Jennifer Psaki, Sprecherin des US-Außenministeriums, unlängst sagte: »Das Ziel der USA ist die strategische Bekämpfung der Terrormiliz IS.« Anders gesagt: Kobani und seine Einwohner sind strategisch nicht so wichtig (und an dieser Stelle erfolgt MEINE USA-Kritik). Andererseits hilft den Kurden sonst fast niemand (Deutschland ist temporär entschuldigt, denn Wachsoldaten mit Uraltmunition sind gerade nicht gefragt).

Wie auch immer. Ich mag im Moment nicht darüber nachdenken, wie es in Kobani weiter geht. Irgendwo ist da noch ein Funke Hoffnung - sogar auf die Einsicht der Staaten dieser Welt zu erkennen, dass die Bekämpfung des islamistischen Terrors eine gemeinsame Aufgabe ist, der sonstige Befindlichkeiten in den Hintergrund drängen sollte.

Dazu sollten die Ruinen von Kobani uns ermahnen!

Der erwachende Bär (2)

Weshalb wird Russland ab dem Jahr 2020 über die modernsten Streitkräfte in Europa und Asien verfügen? Lassen wir den Vizepremierminister der Russischen Föderation, Dmitri Rogosin, der dem militärisch-industriellen Komplex vorsteht, zu Wort kommen: »Russland wird bis 2020 die Bewaffnung der strategischen nuklearen Streitkräfte völlig erneuern.«

Ursprünglich angedacht war eine Erneuerung von 70 Prozent der Nuklearwaffen. Mit der Vorbereitung des Raketenabwehrschildes der NATO zog Russlands Rüstungsplanung allerdings nach und beabsichtigt nunmehr eine vollständige Umrüstung. Dabei setzt man künftig auf mehr Qualität und weniger Quantität.

Dazu erneut der Vizepremier: »Wir setzen auf prinzipiell neue Eigenschaften von Waffen, die uns erlauben werden, die Verteidigungsfähigkeit vor dem Hintergrund der zweckorientierten Personalreduzierung zu erhöhen. Es muss nicht viele Waffen geben. Wir müssen eine kompakte Armee schaffen, die man auf jeden beliebigen Kriegsschauplatz verlegen kann. Unsere Aufgabe ist die Entwicklung von Waffen, mit denen es jedem Soldaten und Offizier möglich ist, wie fünf Mann zu kämpfen. Außerdem müssen diese Waffen die Soldaten aus dem realen Schussfeld herausführen.«

Während in Deutschland, das sehr eigene Probleme mit der Militärtechnik hat, noch gern auf Russland herabgeschaut wurde, lief der Erneuerungsprozess bereits an. Im Jahr 1999, während Wladimir Putins erster Amtszeit als Präsident der Föderation, kamen unbemerkt von der Weltöffentlichkeit eine neue Militärdoktrin und ein neues Sicherheitskonzept zustande. Diese sehen u.a. vor, den technischen Abstand zu den US-Streitkräften komplett aufzuholen.

Was kaum bekannt ist: Mittlerweile verfügt Russland über hochmoderne Technologien für den sogenannten Cyber War sowie über Möglichkeiten zur künstlichen Herbeiführung von Naturkatastrophen. Manchem deutschen Russland-Kenner dürfte das Lachen und Lästern längst vergangen sein, wenn er ein wenig mehr Kenntnis vom tatsächlichen Zustand der Streitkräfte Russlands haben würde.

Die künftige Armee Russlands wird rund 800.000 aktive Soldaten umfassen. Das Offizierskorps wird gestrafft, ein qualifiziertes Unteroffizierskorps ausgebildet, mehr Kontraktsoldaten (Zeitsoldaten) werden Wehrpflichtige ersetzen, die Besoldung und die Lebensbedingungen der Soldaten erfahren eine enorme Verbesserung.

Die konventionelle Schlagkraft des Heeres wird mit Kampfpanzern eines neuen Typus gewährleistet. Erstmals am 9. Mai 2015 soll der Panzer ›Armata‹ gezeigt werden. Dessen Besatzung wird sich nicht im Turm befinden, sondern in einem abgetrennten Abteil, von dem aus der Turm ferngesteuert wird. Dadurch ist die Besatzung von der Munition abgeschirmt, die im Fall eines Treffers des Panzers detoniert und das Fahrzeug zerstört. Bis 2020 soll es 2.300 Panzer dieses Typs geben (die Bundeswehr wird dann noch 250 Panzer haben).

Die Kampfkraft wird durch weitere Projekte - ebenfalls bis 2020 wesentlich realisiert - erhöht: den Ketten-Schützenpanzer ›Kurganez-25‹ und den Rad-Schützenpanzerwagen ›Bumerang‹. Beide Fahrzeuge verfügen über die gleiche Besonderheit wie der Kampfpanzer ›Armata‹, nämlich die entscheidend verbesserte Sicherheit für die Besatzungen. Auch diese Technik soll am Tag des Sieges über Hitlerdeutschland 2015 vorgeführt werden. Hinzu kommen moderne taktische Raketensysteme und neue Arten von Mehrfachgeschosswerfern.

Kern der neuen Seestreitkräfte werden neben Tarnkappen-Schiffen, Hubschrauberträgern und Marine-Landungstruppen acht hochmoderne strategische Nuklear-Unterseekreuzer der Klasse ›Juri Dolgoruki‹ sein, jeweils ausgestattet mit 16 Atomraketen mit je sechs Sprengköpfen.

Bis 2020 sind für die Erneuerung der russischen Streitkräfte umgerechnet gigantische 490 Milliarden US-Dollar vorgesehen. Allein im laufenden Jahr sind 60 Milliarden Dollar (rund 2,3 Billionen Rubel) bewilligt. Jeder fünfte Rubel wird in die Modernisierung des russischen Nuklearschildes investiert.

Die Militärreform zielt auf die hohe Fähigkeit zur Landesverteidigung ab. Mit hochmodernen Waffen, darunter Nuklearwaffen, gesteigerter Mobilität, einer schlankeren Struktur und professionellen hochqualifizierten und -motivierten Soldaten, die an jedem Ort der Welt auf jedem beliebigen Schauplatz effektiv ihre Aufgaben lösen können.

Neben den regulären Streitkräften wird es auch künftig mehr als 1,5 Millionen Reservisten geben, starke paramilitärische Kräfte, wie die Truppen des Innenministeriums (OMON u.a.) und die rund 650.000 Mann der sogenannten registrierten Kosaken, die als Nationalgarde und Grenzschutztruppe fungieren. Es ist anzunehmen, dass diese Verbände mit derzeit vorhandenen, zum Teil noch sehr brauchbaren Waffen und gepanzerten Fahrzeugen verstärkt werden.

Das Tempo wird mehr und mehr beschleunigt. So soll die Neubewaffnung mit Nuklearwaffen bereits 2020 hundertprozentig abgeschlossen sein. Die Atomraketen vom Typ ›Sotka‹ sind bereits durch die wesentlich effizienteren ›Jars‹-Raketen ersetzt worden. Bis zum Jahresende sollen drei Divisionen der Nuklearstreitkräfte umgerüstet sein. In absehbarer Zeit werden dann die ›Wojewoda‹, ebenfalls Nuklearraketen, durch die stärkeren ›Sarmat‹ ausgetauscht. Der Umbau ist also in vollem Gange. Es ist keine Modernisierung, sondern vielmehr eine komplette Erneuerung.

Vermutlich werden viele Militärexperten bei der Siegesfeier 2015 erstaunt sein. Und in Russland wird man weithin jubeln. Viele Menschen in diesem den Westeuropäern fremden Land wollen nichts mehr hören von Sprüchen, wie »auf den Knien liegendes Volk«. Die überwiegende Mehrheit wird die Vorhaben ihres Präsidenten befürworten. Und man sollte nicht vergessen - hier kommen wir wieder zurück zur moralisch-motivierenden Frage -, dass eines den Menschen weit im Osten über die einzelnen politischen Befindlichkeiten hinweg besonders heilig ist:

Мать Россия

Der erwachende Bär (1)

Einen Satz voran gestellt: Tapferkeit ist keine Frage der ›richtigen‹ oder ›falschen‹ Seite, sondern eine persönliche Tugend, die man hat - oder eben nicht. Bevor ich mich also der Antwort auf die Frage, weshalb die russischen Streitkräfte im Jahr 2020 zu den besten der Welt gehören werden, widmen möchte, sei eine Episode aus den Auseinandersetzungen im Donbass erzählt, die nicht ganz ohne Bedeutung für die Zukunft der russischen Armee sein dürfte. Es geht um Wille und Entschlossenheit.

Zu Beginn des bewaffneten Konflikts ragten die von den pro-russischen Kräften gehaltenen Städte Slawjansk und Kramatorsk wie ein gen Nordwesten erhobener Finger in das von den Gegnern kontrollierte Gebiet hinein. Die Miliz der beiden Städte und deren Umgebung bestand aus weniger als 1.000 Mann mit sechs durch Überläufer mitgebrachten Schützenpanzerwagen. Das Kommando hatte der Oberst des russischen Militärnachrichtendienstes GRU, Igor Strelkow alias Igor Girkin.

Eingeschlossen in ihren Stellungen und vom Nachschub abgeriegelt waren sie von mehr als 15.000 Mann mit 160 Panzern, 230 Schützenpanzerwagen, 150 Artilleriesystemen und 20 Hubschraubern umzingelt. Zwei Monate lang hielt die Strelkow-Brigade den heftigen Attacken stand, dann entschloss sie sich zum Rückzug nach Donezk, um sich mit den dortigen Kämpfern zu vereinen. Auf dem Rückzug durch vom Gegner besetztes Gebiet verlor Strelkows Miliz keine vierzig Mann und nur wenige, meist zivile Fahrzeuge. Die meisten Gefallenen müssen zudem der aus Freiwilligen bestehenden Nachhut zugeordnet werden, die sich - bewusst - opferte, um vom Rückzug der Brigade abzulenken, indem sie weiterhin Widerstand leistete.

Dass Strelkow dennoch geschasst wurde, beruht auf dem Zwist zwischen politischer und militärischer Führung in den beiden ›Volksrepubliken‹ (in diesem Fall Donezk). Die Politiker fürchten den charismatischen Offizier Strelkow, die Militärführer hingegen wünschen seine Rückkehr.

Weshalb schreibe ich das jetzt? Weil die Kampfmoral ebenso entscheidend ist über Sieg und Niederlage, wie die Mannstärke, die Bewaffnung und die Ausstattung.

Auch in Bezug auf die Modernisierung der russischen Streitkräfte muss man feststellen, dass der russische Bär erwacht ist und 85 Prozent der Russinnen und Russen hinter der Politik ihres Präsidenten stehen - trotz der Aussicht auf Schwierigkeiten und Entbehrungen.

Beachtet werden muss auch das Bild des Soldaten in Russland, eines Berufsstandes, der seit der Zarenzeit traditionell hoch angesehen ist. Militärischen Führern wird in der Regel häufig auch die Ausübung einer herausragenden zivilen Position zugetraut. Anders als im heutigen Deutschland ist das Militär nicht das Stiefkind der Nation, sondern von enormer Bedeutung, und die Sehnsucht nach neuer Größe Russlands in der Welt schreit förmlich nach der Erfüllung.

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Wie wenig Russland verstanden wird und wie stark Nebensächlichkeiten aufgeplustert werden, zeigt sich an der Person Strelkow. Denn die Frage, wie er heißt oder was er ist, ist zwar für Möchtegern-Strategen wichtig, spielt aber für den weiteren Verlauf der Geschichte keine Rolle. Wenn diese Namensfrage als große Offenbarung langjähriger Russland-Experten gilt, kann man als Journalist genauso gut von sibirischen Ess- und Trinkgewohnheiten berichten.

Aber gut, ich gebe mal den ›Ukraine-Kenner‹ ;-) Der pro-westliche Milizenführer Semen Semenschenko heißt eigentlich Konstantin Grishin. Im Gegensatz zu Strelkow/Girkin ist Semenschenko/Grishin allerdings ein militärischer Dilettant, der seine Miliz, das Bataillon ›Donbass‹, beinahe komplett verheizt hat. Und das ist in einem bewaffneten Konflikt wirklich von Bedeutung.

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