Mittwoch, 10. September 2014

Sichtblenden gegen Extremismus

Wie kam es eigentlich zum Braunhemd der Nazis? Eigentlich durch Zufall. Die sogenannte Reichszeugmeisterei der NSDAP erwarb einen voluminösen Posten an Hemden, die für deutsche Offiziere und Unteroffiziere der Afrika-Schutztruppen bestimmt waren. Da Deutschland seiner Kolonien verlustig ging, bekam die Nazi-Partei die Ladenhüter zum Schleuderpreis veräußert.

Eine Zeitlang war das Braunhemd verboten. Daraufhin trugen die Nazis weiße Hemden und überhäuften das Land mit Plakaten. »Es blökt das Schaf, es muht das Rind, weil Hemden staatsgefährdend sind«, war darauf zu lesen. Irgendwie erinnert mich diese Episode an die selbsternannte ›shariah police‹ in Wuppertal und an die politischen Reaktionen.

Das Verbot des Braunhemds hielt die Machtergreifung der Nationalsozialisten keine Minute lang auf. Man hatte dank des Braunhemds sogar den Vorteil zu erkennen, wer einem da auf der Straße begegnete. Eine uniformartige Bekleidung dient nun mal dazu, deren Träger zu identifizieren und einer bestimmten Organisation zuzuordnen.

Auch im Fall der Salafisten redet man sofort von einem Verbot der ›Uniform‹. Also der Warnweste. Man bemüht das Uniformierungsverbot und das Versammlungsgesetz. Kein Wort von den Straftaten der Salafisten im Zusammenhang mit der ›Scharia-Polizei‹. Immerhin wurden mehrere Mädchen bedroht, damit sie künftig verschleiert auf die Straße gehen, während ein Teenager wegen Alkoholkonsums verprügelt wurde. Egal, das wird unter harmloser Straßenkriminalität abgehakt, auch wenn es sich umgehend um ein Staatsschutzdelikt handeln würde, wenn die Täter bspw. zur rechten Szene gehören würden. Die Weste macht den Unterschied zwischen Wegschauen und Reagieren.

»Was man nicht sieht, ist nicht vorhanden«, scheint der Grundsatz zu lauten. Salafisten ohne Warnwesten und ihre Ideologie sind zwar nicht ungefährlicher als Salafisten mit Westen. Aber sie sind schwerer zu erkennen. Extremismusbekämpfung durch Unkenntlichmachung der Extremisten und durch Verbergen des Extremen. Das erinnert mich an das Stopp-Schild vor Kinderpornoseiten und wirkt sehr hilflos und plakativ. Wie damals beim Braunhemd.

Es scheint, als würde man mittlerweile die Missstände um des lieben Friedens willen lieber verschleiern als bekämpfen. Man könnte ja ›islamophob‹ werden, wenn man derartige ›Schönheiten und Bereicherungen‹ wie die Scharia-Polizei zu Gesicht bekommt - oder andere extreme oder kriminelle Gruppierungen. Und so soll man sie eben nicht sehen. Dann muss man sich nämlich auch keine Gedanken machen.

Aber nun ja, vielleicht ist ja ein Opfer von Schutzgelderpressung durch Rockerbanden tatsächlich glücklicher, wenn künftig die Erpresser auf ihren Joppen keinen Logos mehr tragen dürfen. Oder Salafisten keine Warnwesten. Für manchen unserer Politiker könnte dieser Gedanke vermutlich einleuchtend sein.

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