Dienstag, 2. September 2014

Wer sonst?

»Wir wollen nicht, dass eure Kinder für uns sterben, aber wir wollen selbst um unser Überleben kämpfen. Helft uns dabei und gebt uns Waffen.« So kann man Hilferufe aus dem Nordirak, aus den kurdischen Autonomiegebieten vernehmen.

Nun kann man Wochen und Monate darüber debattieren, ob diese nunmehr zugesicherten Waffen in falsche Hände geraten könnten oder welche Ansinnen die Kurden möglicherweise neben der Selbstverteidigung noch verfolgen könnten, aber es ist angesichts dieser furchtbaren Tragödie nicht nur müßig, sondern zumindest grob fahrlässig.

Betrachten wir das von Deutschland zugesicherte Material. Es ist ausreichend für die Ausrüstung einer Division mit 16.000 Kämpfern, wovon eine Truppe in Brigadestärke, also 4.000 Mann, auch über Körperschutzausrüstung verfügen würde. Einzige gepanzerte Fahrzeuge sind die geländegängigen Dingo 1, die hauptsächlich für Patrouillefahrten und Spähaktionen konzipiert sind. Insgesamt sind es allesamt Defensivausstattungen, nicht geeignet für Angriffshandlungen gegen die wesentlich besser und aggressionstauglicher gerüstete IS.

Mit anderen Worten: Mit den deutschen Lieferungen von Waffen und Gerät verbessert sich die Situation der kurdischen Peschmerga hinsichtlich der Verteidigung ihres Territoriums - und damit der Flüchtlingslager.

Die Gefahr, dass die Kurden einen eigenen Staat ausrufen, wird durch die Lieferungen nicht größer oder kleiner. Längst ist das Autonomiegebiet im Norden des Irak de facto ein staatenähnliches Gebilde mit eigenem Parlament, eigener Regierung, eigenen Visa, eigenem Sozialsystem und eigener Armee: den Peschmerga. Gleichzeitig sind sie Kurdengebiete aber auch die derzeit einzig stabile Region im gesamten Irak und darüber hinaus im nordostsyrischen Grenzraum.

Mit der Wehrhaftigkeit der Peschmerga steht und fällt die Möglichkeit zur Versorgung der zahllosen Flüchtlinge und die Sicherheit der vor Ort eingesetzten Helfer sowie die Befähigung zur Stabilisierung des nördlichen Irak. Werden die Autonomiegebiete von den Terroristen überrannt, grenzt deren ›Kalifat‹ unmittelbar an die Türkei - und somit an ein Nato-Land, das zugleich eine Landbrücke nach Europa darstellt.

Wer sonst als die Kurden sollte also unterstützt werden? Sie schützen nicht nur sich und die Flüchtlinge, sondern auch uns.

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